Micha war zwischendurch immer mal wieder aufgewacht. Aber nie länger als ein paar Minuten. Ich saß neben deinem Bett und strich durch sein Haar. Er sah so friedlich aus. Nicht als wäre er halb Tod, nein, eher als würde er nur schlafen. Ich meine wochenlanger Schlaf, was soll dabei schon schiefgehen? Immer wieder saß ich neben seinem Bett, erzählte von meinem Tag in der Schule, was neuerdings in der Gang passiert war, wie es um seinen Körper stand, malte ihm die Welt schön. So wunderschön. Und sie war es nicht. Ganz und gar nicht. Sein Körper wurde von Tag zu Tag schwächer. Seine Mum kam manchmal nur kurz ins Zimmer, sah ihn, bekam Tränen und flüchtete direkt wieder raus. Manchmal hatte sie noch genug Kraft sich neben mich zu setzen, die Hand ihres Sohnes zu nehmen und ihm eine Geschichte zu erzählen. Er lächelte dann immer, als würde er uns hören und verstehen. Aber wir alle wussten, dass es nicht so war. Nicht so sein konnte. Seine Augen öffnete sich und ein breites Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Er sah mich an und auch er lächelt schwach. Seine Hand hob sich und er strich sanft über meine Wange. Ich schmiegte mich an seine Hand, genoss die Berührung, hoffte, dass er länger bei mir blieb, mich nicht schon wieder verlässt. Er weiß, ihm bleibt nicht viel Zeit, nicht viel Zeit um zu erzählen oder zu zu hören. Aber er wird die Zeit nutzen. "Wie lange diesmal?" Ich zögerte und rechnete zurück. Ich muss mich beeilen, damit er viele Fragen stellen kann, nicht alles verpasst. Zumindest in seinem Kopf bei uns bleibt. "Drei Wochen." schlief er schon wieder. Ließ mich nicht ruhig schlafen, macht uns Beide fertig. "Wann kommt meine Mum?" "In ein paar Stunden erst." Er nickte kaum merkbar. Seine Mum war nie da, wenn er munter war. Sie musste arbeiten um seine Behandlung zu bezahlen. Ich erzählte ihr immer jede seiner Bewegunge, ob sich seine Atmung irgendwann änderte, seine Herzschritte, alles. "Erzähl mir von deinem Tag." Schnell erzählte ich ihm die Kurzfassung der Schule, über unsere Gangsitzung, dass alle hofften, dass er wieder gesund wird. Er versuchte die Augen offen zu halten, mir bis zum Schluss zu zuhören. Keines meiner Worte zu verpassen. Aber ich wusste wie schwer es ihm fällt. So schwer wie es mir fällt nach Hause zu gehen oder in die Schule oder ihn überhaupt zu verlassen. Zu groß sind die Sorgen. Am Wochenende blieb ich Tag und Nacht, schlief bei ihm. Wieder schlossen seine Augen sich. Wieder wusste ich nicht ob er nun für alle Zeit verloren war oder nur für eine bestimmte Zeit. Wieder hatte ich Angst ihn zu verlieren. Wieder würde ich nur wochenlang vor dem Bett sitzen, hoffen, dass er wieder aufwacht und ihm dann von meinem nicht existierendem Tag erzählen. Ihm diese wunderschöne heile Welt vorgaukeln. Nur damit er im Notfall eine wunderbare Welt mit in den Tod nehmen kann. Ich werde hier am Bett sitzen und warten. Und warten. Und warten. Auf eine bessere Welt in seinen Armen.
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Der Tod? Was bedeutet das schon ungeliebt?
FanficMaudado ist psychisch labil. Will nicht mehr weiter Leben. Zombey verhindert seinen Selbstmord und will ihm die schönen Dinge des Lebens zeigen. Wird Zombey es schaffen Maudado aus der Klinik zubefreien und ihn wieder glücklich zumachen? Oder wird M...