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Hier bin ich also. Wo? Auf der Flucht. Wovor? Ich fliehe vor ihm und seinen Leuten? Wieso? Weil sie mich tot sehen wollen. Über meine Vergangenheit spreche ich nicht. Hier steh ich also in einer dunklen Gasse, das Einzige was ich erkennen kann ist das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit der Nummer 27. Es ist ein schönes Haus, ein kontrast zu mir. Ich stehe hier in Klamotten die ich letzte Woche in einem Laden geklaut hab. Meine Haare sind ungewaschen und ich hab überall blutige kratzer an meinem Körper. Mit einem Messer in der Hand und einer kleinen Pistole im Rucksack. Ich schieße nur wenn es sein muss. Manchmal würde ich mich liebsten selbst selbst erschießen, aber ich will ihm diesen Gefallen nicht tun. Die Einsamkeit und die Angst bringen mich um. Ich wandere jeden Tag von Stadt zu Stadt und sehe nichts als Zerstörung. Seit Tagen hab ich keinen Menschen mehr gesehen. Ich schwelge also gerade in meinen Gedanken als ich von der anderen Straßenseite plötzlich einen Schrei hörte. Ich hielt die Luft an und schielte um die Ecke. Eine Frau lag am Boden, sie war tot. Ein Stück weiter weg von ihr sah ich eine Person in einen schwarzen Mantel gehüllt. Es war einer seiner Anhänger, aber wie kommen sie hier her? Wie konnten sie mich finden? Ohne weiter nach zu denken hechtete ich aus meinem Versteck und rannte. Ich rannte um mein Leben. Hoffentlich hat er mich nicht gesehn. Als ich einen großen Abstand gewonnen habe, schlich ich mich in eines der Häuser hinein. Es war sehr still und die Stille bereitete mir Panik. Als ich bin nach ein paar Augenblicke an die Dunkelheit in diesem Raum gewöhnt hatte, sah ich mich um. Ich war starr vor Schreck, ich zitterte und Tränen liefen mir über mein Gesicht als ich merkte das mich ein Augenpaar genau musterte. "Wer bist du?", brachte ich unter schluchzen gerade so hervor. "Ich heiße Marco, ich verstecke mich hier vor seinen Anhängern. Und du? Warum heulst du? Schnell lass und nach unten verschwinden." Ich stand einfach nur stumm da. Er war der erste Mensch mit dem ich seit Monaten gesprochen hab. Er. Ich stand nur regungslos da. Plötzlich ertönte draußen ein Schuss, und noch einer, und noch einer. Ein Schrei. Dann war es ruhig. Ohne zu zögern packte Marco mich am Arm und zog mich hinter sich her. Eine Treppe runter. Dann nach rechts. Plötzlich standen wir vor einem Bücherregal. Er schob es beiseite und öffnete eine kleine Tür die dahinter versteckt war. Er schubste mich sachte hindurch und kletterte daraufhin selbst durch die Tür. "Jetzt kann uns nichts mehr passieren", sagte er und legte einen Arm um mich. Ich sank zusammen und fing an zu weinen. Und es tat gut. Seine Nähe tat gut. Ich wollte mehr von ihm erfahren. Doch im Moment is alles gut so wie es ist.

Dahin wo du nicht bist.Where stories live. Discover now