Kapitel 7

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Eine dreiviertel Stunde später saßen wir im Taxi, auf dem Weg zur Bakerstreet.

Wir stiegen aus und stellten meine Sachen im Flur ab.

Ich hatte gerade die Haustür geschlossen, als ich über einen meiner Koffer stolperte, das Gleichgewicht verlor und gegen Sherlock stieß, welcher dadurch an die Wand gedrückt wurde. Meine Hände lagen auf seiner Brust und wir beide blickten in das Gesicht, das Anderen. Ich schaute ihm in diese wunderschönen Augen, streckte mich ihm entgegen und legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Es war ein kurzer Kuss, doch als ich mich von ihm löste, konnte ich etwas in seinen Augen aufblitzen sehen. Etwas, das ich normalerweise nur dann zu sehen bekam, wenn er dabei war, einen Mord aufzuklären.

Ich wollte mich gerade umdrehen und meine Koffer nehmen, als ich die Lippen, des Detektivs auf meinen spürte. Ich schloss die Augen und legte meine Arme in seinen Nacken, während seine auf meiner Hüfte ruhten und mich enger an ihn zogen.

Es war ein leidenschaftlicher Kuss. Voll von Liebe und Sehnsucht. Voll von all den Gefühlen, die wir die gesamte Zeit über für einander empfunden und uns nie eingestanden hatten.

Der Kuss wurde immer drängender und ich konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken, als er sanft mit seiner Zungenspitze an meiner Unterlippe entlangfuhr, um Einlass bittend.

Bereitwillig ließ ich ihn gewähren und stöhnte erneut auf, als sich unsere Zungen umspielten. Alles um mich herum blendete ich aus. Es gab nur noch uns.

Nichts und niemand konnte diesen Moment jetzt zerstören.

„Huhu Jungs. Ich habe die Haustür gehört und...huch!"

Erschrocken lösten wir uns voneinander und ich merkte, wie ich rot wurde, als Mrs. Hudson uns freudestrahlend anschaute.

„Ich habe es doch schon immer gewusst!", rief sie fröhlich.

„Eigentlich wollte ich Sie gerade fragen, ob Sie wieder das Zimmer oben brauchen, John. Aber das hat sich ja dann schon geklärt.", meinte unsere Vermieterin kichernd.

Ich schaute Sherlock fragend an:"Wäre...ist das...wie...also...ich...wir...ich meine..."

„Ist schon in Ordnung.", sagte Sherlock grinsend und gab mir einen raschen Kuss auf die Wange.

„Wenn du willst kannst du bei mir schlafen."

„Nur wenn es dir nichts ausmacht.", antwortete ich verlegen.

Mrs. Hudson schaute verzückt uns beide abwechselnd an.

„Na dann ist ja alles geklärt.", rief sie. „Oh, das muss ich unbedingt Mrs. Turner erzählen." Und mit diesen Worten war sie bereits durch die Haustür verschwunden.

Als die Tür hinter uns zuschlug, mussten wir beide lachen.

„Komm. Lass uns deine Sachen hoch bringen.", sagte Sherlock.

Er gab mir noch einen Kuss auf die Wange, nahm sich einen meiner Koffer und lief die Stufen zu unserer kleinen Wohnung hoch.

Noch am selben Abend erhielt ich einen Brief.

Von Mary.

Oh je.

John.
Wieso hast du das getan?!
Was habe ICH getan, dass du mir so etwas antust?!
Die gesamte Zeit über hast du mir etwas vorgemacht!
Hast mir gesagt, dass diese verdammten Träume nichts bedeuten!
Ich habe immer versucht verständnisvoll zu sein!
Aber was zu viel ist, ist zu viel!
Wie kannst du es nur wagen?!
In unserer Wohnung?! Mit ihm?!!!!
Wieso hast du mich so benutzt???
Ich habe dir vertraut!!!
Und du missbrauchst mein Vertrauen zu dir, auf so verdorbene, ekelhafte Weise!!!!!!!
ICH HABE DICH GELIEBT!!!!
Und ich tue es noch immer.
Bitte sei doch vernünftig.
Komm wieder zu mir zurück.
Wir lassen alles hinter uns.
Und beginnen von vorne.
Bitte.
Denk darüber nach.
In Liebe,
Mary.

Nachdem ich den Brief gelesen hatte, rief ich sofort Mary an.

Ich bat sie, um Verständnis.
Sie solle sich beruhigen.
Etwas Zeit verstreiche lassen, sodass wir uns vielleicht irgendwann einmal zusammensetzen konnten um über all dies zu reden.

Doch sie hörte nicht zu.

Sie legte mit einem:"DU BIST SO EIN ARSCHLOCH, JOHN WATSON!!!!", auf.

Ich weiß. Ich weiß es nur zu gut, aber ich bin so machtlos. Ich kann einfach nichts tun.

Ich hielt noch immer den Hörer in der Hand, als ich warme Arme um meine Taille fühlte.

„Reg dich nicht über sie auf. Irgendwann wird sie das verstehen.", murmelte Sherlock mir sacht ins Ohr.

„Ich hoffe es.", gab ich seufzend zurück und ließ mich in meinen Sessel fallen.

Das konnte ja noch heiter werden.


Ich wurde von einer Bewegung neben mir wach. Erst wusste ich nicht wo ich war und wer in Gottes Namen da neben mir lag und seine Arme um mich gelegt hatte, doch dann fiel mir alles aus heiterem Himmel wieder ein.

Vorsichtig drehte ich mich zu Sherlock um, damit ich ihn nicht weckte, doch als ich zu ihm blickte,schauten mich stechend blaue Augen an.

„Guten Morgen."

„Morgen.", gab ich murmelnd von mir.

„Wie spät ist es?"

„Ist nicht wichtig.", antwortete Sherlock schmunzelnd.

„Wie lange beobachtest du mich schon?", fragte ich neugierig, während ich versuchte mich aufzusetzen.

Doch Sherlock hatte anderes vor.

Er zog mich zu ihm herunter und flüsterte mir sacht ins Ohr.

„Weißt du eigentlich, wie niedlich du aussiehst, wenn du schläfst?"

Anstatt einer Antwort, beugte ich mich zu ihm runter und legte meine Lippen behutsam auf seine.

„Mhhh. Das ist eine tolle Methode, um richtig wach zu werden.", murmelte Sherlock genießerisch, als wir uns voneinander lösten.

„Das kannst du ab jetzt jeden Morgen haben.", gab ich grinsend zurück.

Nach einer halben Stunde, in der wir nur da lagen und die Nähe des anderen genossen, standen wir schließlich doch auf und gingen in die Küche.

Noch immer nicht ganz wach begann ich den Tisch zu decken und Sherlock machte, zu meiner Überraschung, Kaffee.

Als wir fertig mit frühstücken waren, begann der Detektiv ungeduldig auf und ab zu laufen.

„Mein Gott Sherlock! Bleib doch mal für 5 Minuten einfach stehen und beruhige dich!", rief ich, nachdem ich mir das eine Zeit lang angeschaut hatte, wie er ohne Ziel durch die Wohnung tigerte.

„Was ist denn los?!"

„Langweilig! Es ist einfach tierisch langweilig! John, mach was dagegen! Biiiiiitttttteeeee!", rief er.

Das war ja wieder klar.

Bereits gestern Abend war er mir damit auf die Nerven gegangen, dass ihm langweilig war und nur mit viel Mühe hatte ich es geschafft, dass er sich auch hinlegte und schlief.

„Können wir nicht einfach zum Scotland Yard fahren und Lestrade nach einem neuen Fall fragen?", fragte ich seufzend, während ich mit ansah, wie Sherlock sich bereits wieder in Bewegung setzte.

Sofort blieb er stehen und starrte mich mit glänzenden Augen an.

„John! Du bist genial! Darauf hätte ich auch gleich kommen können! Gerald glaubt zwar, dass ich tot bin, aber das lässt sich ja leicht ändern."

Ich prustete los.

„Was ist so witzig?", fragte Sherlock sichtlich verwirrt.

„Er heißt Greg.", gab ich lachend zurück.

„Oh."

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