Extra Falafel, bitte.

345 37 15
                                    


"...können wir Ihnen leider auch nicht sagen, welche Ursachen das hat.

Solch ein bizarrer Fall ist mir während meiner gesamten Laufbahn noch nie untergekommen. Nichtsdestotrotz....wünsche ich Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute, und dass sie hoffentlich bald zu einer Lösung kommen, Herr Joiko und Herr Denzer."

Ihnen wurde noch die Hand geschüttelt von dem Arzt, ehe er sie zur Tür begleitete.

Dass Jako kurz vor einem Tränenausbruch stand, sah Felix all die Zeit, denn auch er war etwas hilflos und langsam mit dem Latein am Ende, schließlich war das hier schon der dritte Arzt, und keiner konnte oder wollte eine brauchbare Diagnose stellen.

Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Einige Minuten stand er noch unschlüssig und nachdenkend im Flur der Arztpraxis, ehe ihm eine verrückte Idee kam, an die bisher nicht einmal einer der Ärzte gedacht hatten.

Er nahm Jako bestimmt bei der Hand, der ihn aus müden, verwirrten Augen anblickte, und wollte eigentlich resigniert mit dem Kopf schütteln, als Felix nur mit den Lippen an ihn gewandt 'Komm jetzt' tonlos sprach, ehe der Brünette endlich nachgab und sich mitziehen ließ. Felix hielt wieder vor den Sekretärinnen, die schon vorhin ihren Termin angenommen hatten und die halbwegs freundlich waren und sprach diese auf einen weiteren Termin an. Während Felix redete, hörte Jako nicht mehr wirklich zu und wünschte sich in erster Linie nur so schnell wie möglich nach Hause, außerdem hatte er starken Hunger nach Allem. So unauffällig wie möglich zupfte er deshalb an dem Ärmel seines Freundes, der nur als Antwort kurz seine Hand drückte, aber weiter mit der Arzthelferin sprach.

Leise murmelte er kurz an ihn gewandt 'Gleich, Schatz', und sah daher nicht den stark irritierten als auch irgendwie verlegenen Blick des Langhaarigen aufgrund des Kosenamens, den Felix gerade zum ersten Mal gesagt hatte. Bevor einer der beiden überhaupt darüber nachdenken beziehungsweise darüber diskutieren konnte, hatte Felix bereits einen Zettel mit dem Termin, den die Dame ihm in die Hand gedrückt hatte und ihnen anschließend noch einen schönen Tag wünschte, ehe sie die Praxis verließen und zuerst keiner etwas sagte, bis sie eine Zeit lang zur Bahn gingen.

"Alter, Felix."

"Ja?"

"Hast du mich grad ernsthaft 'Schatz' genannt?"

"Echt, hab ich das?"

"Ja, und bitte tu das nie wieder. Das war so unangenehm."

"Und noch was?", Felix hatte sich eine Zigarette zwischen die Lippen gesteckt und versuchte gerade krampfhaft, nicht allzu breit zu grinsen. Tatsächlich war das keine Absicht, als er ihn so genannt hatte, aber irgendwie war es wohl einfach herausgerutscht.

Er ließ sein Feuerzeug aufschnappen, zog an der angezündeten Zigarette und blies den Rauch wieder hinaus. Jako zuckte mit den Schultern. Klaubte sich eine Zigarette aus Felix' Schachtel und zündete sich ebenfalls eine an.

"Und was jetzt?", wollte er wissen und schaute auf den Boden, während sie die Treppe hinunter zur U-Bahn schlenderten.

"Warten wir den nächsten Termin ab, aber zuerst hole ich dir was zu Essen, bevor du mir noch verhungerst."

Jako stöhnte gespielt genervt auf.

"Alter, wie du mit mir redest. Als ob ich schwach wäre oder irgendwie eingeschränkt."

Bevor Felix etwas entgegnen konnte, sprach Jako erneut, er redete aber nun etwas langsamer und voller Argwohn.

"Warte mal....für was hast du eben einen Termin gemacht? Ich dachte, der Arzt wusste auch nichts?" Lauter Fragezeichen waren in seinem Gesicht aufgeflimmert, und Felix verstand nun, dass er vorhin gar nicht zugehört und vollkommen woanders war. Typisch.

"Ich habe der Dame gesagt, dass sie für dich einen Ultraschall-Termin machen soll, um dich von innen einmal komplett durchzuchecken. Glücklicherweise habe ich in den nächsten Tagen einen freien Termin bekommen. Ist das nicht großartig? Dann wissen wir endlich, was mit dir los ist!", sprach Felix lächelnd und Zuversicht leuchtete dabei in seinen Augen auf. Jako wollte auch so sehr lächeln, schaffte es jedoch nur halbherzig. "Ich hoffe, ich bin okay....", murmelte er in den Kragen seines Pullovers, als sie in ihre Bahn einstiegen. Kurz danach hatte er eine komplett idiotische Idee, die er verwerfen wollte, doch da er Felix schon so ewig lang kannte, wandte er sich an ihn, als sie gerade bei ihrem Stamm-Dönermann ihr Essen bestellt hatten.

"Ich muss einen Schwangerschaftstest kaufen."

Felix hustete seine Cola wieder aus, sah ihn mit großen, tränenden Augen an,

und der Verkäufer warf zuerst seinem Kollegen, dann ihnen einen verwirrt-grinsenden Blick zu. "Ey Mann, wieso machst du das? Müsste deine Freundin oder so sich nicht darum kümmern?" , und Jako lachte nur leise und mit roten Wangen mit.

"Sie hat halt nicht so viel Geld, ich leg ihr das nur aus, und als Mann kann man das ja wohl.....ich nehme bitte Extra Falafel, bitte, danke."

Zeitgleich hatte Jako sowohl der einen Bedienung so halb die Antwort gegeben, als er über die zweite Bedienung seine Bestellung beendete und Felix einen Seitenblick zuwarf, der irgendwas sagte von wegen 'Zünde mich an, JETZT', und schließlich nahm Felix ebenfalls sein Essen an sich, bezahlte, wünschte beiden einen schönen Abend und nahm einen großen Schluck aus der Dose.

Doch Jako biss nur ein extragroßes Stück seines vegetarischen Lahmacun ab und starrte unbeholfen in die von den Straßenlaternen beleuchtete Dunkelheit.

Als Felix seinen kleineren Bissen hintergeschluckt und Luft geholt hatte, um Jako anzusprechen auf die Worte eben, die ihn doch etwas erschlagen hatten, jedoch warf dieser ihm nur einen 'Sag nichts'-Blick zu und ging etwas schneller, nahm dann Felix' Dose, trank daraus und ging zielstrebig auf die nächste Apotheke zu, ehe der Ältere auch nur irgendwie reagieren konnte. Deswegen wartete er mit Jakos und seinem Essen draußen, während er sich eine Staubwolke hinter seinem Freund ausmalte, als dieser schweigend den Laden betrat. Keine zwei Minuten kehrte Jako zurück mit einer Tüte des Geschäftes, in der aber wohl mehr als eine Packung drin sein mussten.

"Ich will nur sichergehen."

"Du bist verrückt."

"Ist nichts Neues, Felix.", sagte er noch, ehe er Felix sein Essen abnahm und weiter aß, während sie in Richtung der Wohnung gingen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 03, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

'Ich glaub, ich bin schwanger.'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt