Kapitel 15

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Paddy:


Die Tür der Hütte fällt hinter mir ins Schloss, als ich den dunklen Raum betrete. Durch die Dunkelheit kann ich nur schemenhaft die Möbel im Raum erkennen. Instinktiv durchsuche ich meine Taschen nach meinem Handy.

„Verdammt!" entfährt es mir, als ich das Telefon nicht finden kann. Vermutlich habe ich es bei meinem Sturz im Wald verloren. Na super.

Mit den Händen taste ich die Wand links und rechts von mir, nach einem Lichtschalter ab. Und tatsächlich. Es gibt einen. Jedoch außer einem 'Klack', tut sich nichts. Nach wie vor bleibt es dunkel. Das Wetter scheint wohl doch heftiger zu sein und hat die Stromversorgung lahm gelegt. Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, mich fast blind nach einer möglichen Lichtquelle zu suchen. Vorsichtig taste ich mich also in dem unbeleuchteten Raum vor.

Schritt für Schritt tappe ich voran und spüre sogleich dicht vor mir einen Stuhl. Mit meinen Händen umklammere ich die Lehne, um so etwas Halt zu finden. Wo ein Stuhl ist, muss doch auch ein Tisch in der Nähe sein. Während eine Hand den Stuhl festhält, wandert die Andere in die Richtung, in der ich die Tischplatte vermute. Nicht weit davon entfernt spüre ich auch schon eine Holzoberfläche unter meinen Fingern. Ich trete näher ran und fahre mit flachen Händen über den Tisch, wobei ich schließlich etwas Metallisches erwische. Nach erneutem abtasten erkenne ich, dasses ein Kerzenständer ist und zu meinem Glück, liegt auch noch eine Streichholzschachtel daneben.

Kurz darauf erleuchtet die kleine Flamme der Kerze den Raum und schaue mich erstmal um. Wirklich groß scheint die Hütte nicht zu sein. Außer dem Tisch, einer kleinen Eckbank und den zwei Stühlen, befindet sich gegenüber eine kleine Küchenzeile mit einem Zwei-Plattenherd. Auf der anderen Seite des Zimmers steht eine Couch mit braunem Stoffbezug, sowie ein passender Ohrensessel. Vor der kleinen Sitzgruppe liegt ein weißer Fellteppich am Boden. Mein Blick wandert weiter, zu einem alten Holzofen, der nebendran in der hinteren Ecke angebracht ist. Vorbei am Heizgerät führt ein schmaler Flur nach hinten. Vermutlich gibt es dort noch ein kleines Schlafzimmer und Badezimmer.

Wäre die Situation anders, könnte ich mir mit Sicherheit besser vorstellen, wie man sich mit seiner Liebsten hier ein romantisches Wochenende machen könnte. Doch in Anbetracht der Sache, dass Zoê noch immer da draußen allein im Regen umherirrt, lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Das Unwetter scheint auch nicht besser zu werden. Im Gegenteil, mir kommt es vor, als würde es von Mal zu Mal stärker werden. Unsicherheit und Angst machen sich in mir breit. Ich hoffe wirklich, dass der Braunhaarigen nichts passiert.

Plötzlich höre ich Gepolter vor derTür. Hastig puste ich die Kerze aus und verstecke ich mich im Flur. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich bete, dass es nicht diese verrückten Mädels sind, sonst bin ich geliefert. Es gibt hier so gut wie keine Fluchtmöglichkeiten.

Es wird kräftig an dem Holz gerüttelt,bis die Tür schließlich aufgerissen wird. Ein kalter Windstoß erfüllt den Raum und ich sehe eine schwarze Gestalt im Türrahmen stehen. Ich kann sie leider nicht erkennen, aber es scheint eine Frauzu sein. Angespannt blicke ich zu der unbekannten Person, die nun den Raum betritt und die Tür hinter sich schließt. Irgendwas rastet ein und die Fremde lehnt sich erschöpft gegen den Eingang.

Ehe sie sich wieder aufrichtet, holt sie etwas aus ihrer Jackentasche. Es dauert nicht lange und schon erhellt ein Lichtstrahl den Raum.

Die Gestalt kundschaftet die gesamte Räumlichkeit aus. Mit zögerlichen Schritten nähert sie sich dem Flur, in dem ich stehe und ich versuche so leise wie möglich, weiter nach hinten zu gehen. Doch anscheinend hat sie mich schon entdeckt.

„Paddy?!" ertönt mir eine wohlbekannte Stimme.

Zoê.

Ich trete aus meinem Versteck und stehe nun vor besagter Person. Erleichtert schließe ich sie in meine Arme und drücke ihr einen Kuss auf ihre Stirn. „Zoê!" flüstere ich. Mir fällt gerade ein ganzes Geröll von meinem Herzen. „Gott sei Dank ist dir nichts passiert!"

„Ich bin auch so wahnsinnig froh,dass es dir gut geht. Auf dem Weg, habe ich dein Handy gefunden und habe mir schon sonst was ausgemalt." antwortet mir die Braunhaarige und klammert sich an mir fest.

Nach einer Weile lösen wir uns wieder voneinander, dabei lasse ich sie dennoch nicht los. Vorsichtig streiche ich ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und blicke ihr dabei in ihre Augen. Trotz zerzaustem Haar und Schmutz auf ihren Wangen, sieht sie so unbeschreiblich schön aus. Wie sie mich etwas unsicher aus ihren braunen Augen ansieht, lässt in meinem Bauch Schmetterlinge tanzen. Seit langem fühle ich mich wieder zu einer Frau so hingezogen.

Langsam nähere ich mich ihren Lippen. Außer unserem Atem und den Regentropfen, die wild gegen die Fensterscheiben prasseln, ist nichts zu hören. Die Distanz zwischen uns wird immer geringer und mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich schließe meine Augen, um diesen Moment vollends genießen zu können. Nur noch wenige Millimeter trennen uns voneinander. Ein winziger Abstand, der noch zu überbrücken ist.

Lautes Getrampel lässt uns ruckartig auseinander fahren. Voller Schreck starren wir auf die Haustür gegenüber des Flurs.

„Das Licht, Zoê!" sage ich leise zu der Braunhaarigen und deute auf das Telefon. Sie nickt nur und schaltet hastig die Taschenlampe ab. Der noch eben erleuchtete Raum, wird wieder in Dunkelheit gehüllt. Beschützerisch ziehe ich Zoê in meine Arme. Hilfesuchend umfasst sie meine Taille und ich merke, wie ihr ganzer Körper zittert. Unwillkürlich drücke ich sie noch dichter an mich ran. Ihr Herz pocht so schnell, dass ich es sogar spüren kann. Auch mein Puls rast und ich komme mir gerade vor, als wäre ich in einem schlechten Horrorfilm gelandet.

Jemand rüttelt und klopft wild an der Tür, während ich einen Schatten am Fenster vorbei huschen sehe.

Mitten ins Herz (Michael Patrick Kelly FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt