27. Pov. Maudado

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Er stellte einen Rekord nach dem anderen auf. Immer länger blieb er wieder bei uns, unter uns, bekam etwas vom Leben mit. Langsam kehrte er zurück in den Alltag, auch ich konnte wieder meinem Alltag nachgehen. Micha war sehr vergesslich und hatte auch hier und da ein paar Probleme mit seinen Händen. Sie zitterten unablässig. Aber extrem. Nichts konnte er mehr ruhig oder gerade halten. Aber auch das war okay. Für mich zumindest, Manu jedoch sah das anderst. Als er zu Besuch war, setzte er sofort einen nachdenklichen Blick auf und man sah, wie sein Gehirn arbeitete und überlegte, wie er das Problem löste. Aber so einfach wird das wahrscheinlich nicht werden. Kurz vor Weihnachten war es endlich so weit. Micha durfte endlich zurück nach Hause. Seine Mom holte uns ab. Der Weg zum Auto war nicht ganz so einfach wie erhofft. Er ließ sich ständig ablenken und war ziemlich langsam. Ich hatte eher das Gefühl, ich würde einen Alten begleiten und nicht meinen Freund. Er setzte sich ins Auto. Ich neben ihn. Er lehnte sich an mich und ich strich sanft durch sein Haar. Wenigstens vergaß er nicht, wer ihm etwas bedeutete. Aber bei seinen Klassenkameraden wird dies wahrscheinlich schwer. Er erkennt nicht mehr jeden. Ich hoffe, dass er zumindest Erinnerungen an seine Drogenkunden hat. Aber ansonsten konnte er noch alles. Er war eben unkonzentriert, langsam, zittrig und vergesslich. Die Ärzte meinten, das wäre spätestens nach Weihnachten wieder weg. Darauf freu ich mich wirklich. Dann hab ich endlich meinen Micha wieder. Also ich liebe ihn natürlich auch so under ist trotzdem mein Liebling. Aber es ist wirklich anstrengend ihn so zu sehen. Michas Augen schlossen sich und er setzte einen zufrieden Gesichtsausdruck auf. Wenigstens ging es ihm gut. Ob sein Gehirn noch normal arbeitete? Bekam er alles so mit? Versuchte er vielleicht sogar sich gegen diese Ablenkungen zu wehren aber bekam es nicht hin? Ach man... Ich weiß es auch nicht. Aber was auch immer mit ihm war, es machte mir Angst und verunsicherte mich. Manchmal wusste ich nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Sollte man wie mit einem Kleinkind reden, wenn er sich in einer dieser Phasen befand oder ganz normal weiter? Er hat noch nicht ein Wort nach seinem letztem Erwachen gesagt. Es war so schwer mit ihm umzugehen. Aber nach Weihnachten wird das schon wieder. Hoffnung stirbt zuletzt, Maurice... Hoffnung stirbt zuletzt. Ich seufzte und Michas Mutter betrachtete mich besorgt im Spiegel. Leise flüsterte ich "Er schläft." Kurz sah man einen Schreckmoment in ihren Augen aber dann erinnerte sie sich wahrscheinlich wieder an die Worte des Arztes "Ein wiederholter und unausgeglichener Schlafrythmus ist normal, vollkommen in Ordnung und nicht Besorgnis erregend." Sie nickte und sah wieder auf die Straße. Für sie musste das ganze noch viel antregender sein. Immerhin ging sie nebenbei noch arbeiten. Morgen geh ich auch wieder in die Schule. Das erste Mal seit Ewigkeiten. Ein wenig nervös war ich ja. Aber ich werde in die Klassenstufe vorher gehen. Ich hatte zu viel Stoff verpasst um das wieder aufzuholen. So ist es wahrscheinlich besser. Der Wagen hielt an und Micha wird den ersten Tag nach diesem Angriff wieder zu Hause erleben.

Der Tod? Was bedeutet das schon ungeliebt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt