Alarm für Cobra 11 - Wie du mir, so ich dir

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~ Pauls Sicht ~

Ich saß mit einer Tasse Tee im Kofferraum von Semirs Dienswagen und beobachtete den Schauplatz der Schießerei, in der ich vor einer halben Stunde ein 6-Jähriges Mädchen direkt ins Herz geschossen habe. Ich folge mit meinen Augen die Bewegungen der Bestatter, die gerade dabei sind, den Sarg, mit der kleinen Malia zum Wagen zu transportieren. Ich spürte, wie Semir mir eine Decke über die Schulter legt, doch ich reagiere nicht darauf. Als der Sarg komplett im Auto verschwand und der Leichenwagen davon fuhr, fiel mein Blick als nächstes auf Frau Krüger, die mit Schmidt vom SEK scheinbar über mich diskutiert. Ich konnte nicht hören, was genau sie redeten, ich konnte um genau zu sein gar nichts hören, alles war so dumpf, ich fühlte mich wie in einem Vakuum, ich nahm alles um mich herum nur in Zeitlupe wahr.

"Hey Paul!" zum wiederholten mal schüttelte mich Semir und versuchte mich aus meiner Trance zu befreien. Ich schaute ihn emotionslos an "Hey Partner, komm her!" Semir legte seinen Arm um meine Schulter und ich lehnte mich an ihn, bis mein Kopf seine Schulter berührt "Es war nicht deine Schuld!" Versuchte er mich auf zu muntern, aber ich hatte einfach nicht die Lust und Kraft dazu, darauf ein zu gehen.

Nach ein paar Minuten fing ich langsam wieder an, die Dinge um mich herum wahr zu nehmen, ich konnte nun auch verstehen, worüber Frau Krüger und Schmidt diskutierten "Hören sie Herr Schmidt, ich kann mich nur für meinen Kollegen entschuldigen, es konnte doch keiner ahnen, dass Frost eine Familie hat, dass war niemanden bekannt. Es hätte auch jede andere Kugel das Mädchen treffen können!" Frau Krüger warf ein Blick auf mich, doch ich ging nicht darauf ein "Ich kann sie ja verstehen, aber ..." versuchte Herr Schmidt zu erklären, doch wurde mittendrin unterbrochen "Das war ja mal wieder klar, dass die Autobahn Polizei da mit involviert ist!" Vor Frau Krüger baute sich eine etwa 50-Jährige Frau mit Blonden Haaren auf "Frau Oberstaatsanwältin, was machen sie denn hier?" Semir und ich schauten auf das geschehen "Oh nein, was will denn jetzt die Schrankmann hier?" Flüsterte Semir vor sich hin "Wie ich gehört habe, hat eine Kugel von Herr Renner ein kleines Mädchen getroffen und getötet! Ist das wahr" Frau Schrankmann hatte ein so zornigen Blick, das selbst der Teufel zusammen gezuckt wäre. "Hören sie, dem Herrn Renner trifft keine Schuld, während der Schießerei ist das kleine Mädchen aus dem Haus gerannt, mitten in den Kugel Hagel und ...." versuchte Frau Krüger zu erklären doch wurde aprubt unterbrochen "und warum findet eine Schießerei statt, obwohl ein kleines Mädchen im Haus ist? Was fällt ihnen eigentlich ein?"

"Die Familie war uns  nicht bekannt, wir müssen zurzeit davon ausgehen, dass es sich hierbei um eine Illegal eingereiste Familie handelt, lediglich Frost ist in Deutschland gemeldet! Wir sind gerade dabei die Personalien der Frau zu überprüfen!" Erklärte Frau Krüger "Sie machen garnichts mehr! Sie sind vom Fall abgezogen, das übernimmt jetzt das LKA! Ach und der Herr Renner wird bis das geklärt ist Suspendiert!"

"Aber Frau Schrankmann, wir haben die Spuren entdeckt und Frost identifiziert und ausfindig gemacht, dass ist unser Fall!"
"Und sehen sie hier irgendwo eine Autobahn? Kümmern sie sich darum, aber dieser Fall ist jetzt Sache des LKAs! Auf Wiedersehen" verabschiedete sich Frau Schrankmann, sah mich nochmal böse an und verschwand dann wieder.

"SUSPENDIERT? Das kann die doch nicht machen!" Semir schlug seine Faust gegen den Dienstwagen "Es tut mir leid meine Herren, aber ich kann nichts machen, sie haben es ja selbst gehört." "Aber..." Semir versuchte mir zu Helfen, merkte aber schnell, dass es erfolglos sei "Na kommen sie, machen sie Feierabend" verabschiedete sich Frau Krüger.

Ich beobachtete die Mutter der kleinen, die Weinen auf der Treppenstufe zur Haustür saß und von zwei Sanitäter und einen Polizist betreut wurde. Sie tat mir leid. Die Frau schaute auf und sah versehentlich auf mich und in ihrem Gesicht sah man deutlich die Zornigkeit aufkommen, als sie Plötzlich aufstand und auf mich zulief "Es ist deine Schuld!!! Wegen dir ist meine Tochter TOT!! Du Mörder!! DU MÖRDER!!" Ich stellte meinen Tee zurseite und stand ruckartig auf um zu reagieren. Doch kurz bevor sie sich auf mich stürzen konnte, wurde sie von Semir und dem Polizist, der sie eben betreut hatte, aufgehalten.  "Hey ganz ruhig!" Semir versuchte die Frau zu beruhigen und in diesem Moment fand ich zum ersten mal meine Stimme wieder "Ich....ich... es tut mir leid, .... ich .... ich konnte" doch meine Worte waren so leise, dass sie im Geschrei der Frau unterging. Ihr fielen die Tränen aus den Augen und sie konnte sich nicht mehr halten und sank zu Boden, wo sie ihr Gesicht in den Händen vergrub "Malia" schluchzte sie immer und immer wieder und jedes mal kamen mir wieder die Bilder durch den Kopf. Auch mir kamen jetzt die Tränen, die ich nicht mehr zurück halten konnte.

Nachdem sich die Frau wieder beruhigt hat und ich mich wieder in den Koffefraum gesetzt habe, kam Semir auf mich zu "Komm, ich bring dich nach Hause, das war Heute ein echt harter Tag! Du musst jetzt schlafen." Ich ging auf Semirs Beifahrertür zu und öffnete sie, doch bevor ich Einstieg, musterte ich noch einmal den Schauplatz. Erst jetzt, im stehen, fällt mir die Blutlarche von dem Mädchen auf dem Boden auf. Noch einmal liefen die Szenen in meinem Kopf ab, bis ich in den Wagen stieg und Semir losfuhr.