„In der Zwischenzeit ist er schon wieder untergetaucht und zu seiner eigenen Sicherheit, hat er niemanden erzählt wo!"
„Das heißt niemand weiß wo er steckt?" frage ich jetzt sicherheitshalber noch einmal nach und achte dabei bereits auf den ruhigen Herzschlag meines Onkels. Denn auch wenn seine Worte oberflächlich betrachtet glaubhaft und ehrlich geklungen haben, könnte sein Herzschlag diese beim zweiten Mal aussprechen als Lüge enttarnen. „Ja!" Genauso ruhig wie die ausgesprochene Antwort, bleibt auch Derek's Herz. Es macht keinen aufgeregten Sprung oder setzt wenige Sekunden aus, sodass es einen Schlag übergeht. Stattdessen dröhnt das Pochen weiterhin gleichmäßig in meinen Ohren.
Bum...Bumbum...Bum...
Ich richte meine Konzentration zurück auf Derek, sodass sein Herzschlag abrupt leiser wird und mein Gehörsinn zu dem eines normalen Menschens zurück fällt. Das gleichmäßige Pulsieren in meinen Ohren verschwindet. Ich verziehe das Gesicht zu einer unzufrienden Mimik und werfe dabei einen kurzen, unauffälligen Blick an Dereks Schulter vorbei zu dem Panoramafenster, hinter dessen Glasscheibe ich noch immer den schwarzen Raben sehen kann. Er mustert mich mit einem schräggelegten Kopf und in dieser Sekunde kann ich nur hoffen, dass er die momentane Situation so erfasst, wie sie wirklich ist und nicht etwa so, wie sie von außen sicherlich aussieht. Es war nicht meine Tendenz mich vor Derek zu offenbaren.
„Scott meinte schon du würdest vorbeikommen und dich nach ihm erkundigen," fängt Derek jetzt ein scheinbar lockeres Gespräch an und unbeeindruckt ziehe ich die Augenbrauen hoch. „Das hat Peter dazu veranlasst unterzutauchen?" frage ich anschließend kritisch bei meinem Onkel nach und kann nicht anders, als McCall innerlich bereits zu verfluchen. Jedoch überrascht mich die Antwort meines Onkels: „Nein. Er wusste, dass jemand - du und dein Vater -," ich vermute Scott hat ihm auch von dem anhaltenden Roadtrip mit meinem Vater erzählt,„ihm aus London hier her folgen würdet. Deshalb hat er nur kurz vorbeigeschaut!" Während er spricht, verschränkt er seine Arme vor der Brust, sodass sich das dunkle Langarmshirt um seine Muskeln spannt.
„Gut," ich nicke leicht während ich mir innerlich bereits überlege was meine nächsten Schritte sind. „Gut?" fragt Derek daraufhin hörbar verwundert nach und ein kleines Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit. „Ja. Es ist witziger wenn man seine Opfer jagen muss," ich zucke leicht mit den Schultern und wende mich zum Gehen. „Wohin gehst du?" ruft mir Derek sofort nach und ehrlich gesagt bin ich darüber überrascht, dass er erstens so wenig Interesse an meinen Worten zeigt, dafür aber umso mehr daran interessiert zu sein, was ich jetzt vorhabe. Ich drehe mich noch ein letztes Mal zu ihm um: „Wie ich gesagt habe: es mach mehr Spaß wenn man seine Opfer jagen muss!"
Ich drehe mich weg und verlasse das Loft, durch die Schiebetüre, die ich hinter mir wieder ins Schloss fallen lasse. Ich verabschiede mich nicht. Stattdessen setze ich mich ohne zu Zögern in Bewegung und Eile mit schnellen Schritten die Treppe herunter. Dabei lausche ich ein letztes Mal in das Apartment meines Onkels herein, mit der Gewissheit, in zumindest mit meinem Abgang in Aufruhr versetzt zu haben. Ich hoffe, dass ihn meine Worte und mein schneller Aufbruch Angst machen und er so schnell wie möglich versucht mit Peter in Kontakt zu kommen. Wenn mein Plan aufgeht, dann wird Derek mich direkt zu ihm führen.
Doch in dieser Sekunde bleibt alles still. Verwundert halte ich inne und lehne mich leicht über das Treppengeländer hinaus, um einen Blick durch das Treppenhaus zurück nach oben zu werfen. Mein Gehörsinn bleibt geschärft und jetzt, da ich meine vollständige Aufmerksamkeit auf das Loft richte, höre ich die ruhige Atmung. Derek scheint in keiner Weise beunruhigt. Sein Herzschlag ist ruhig und wenn ich mich nicht täusche, müsste er sich in dieser Sekunde entspannt auf der Ledercoach niederlassen, so als hätte er nicht gerade seine verschollene Nichte wieder gesehen.
Ich bin über seine Reaktion enttäuscht und stelle fest, dass Derek entweder zu schlau für mich ist - und entgegen meinen Erwartungen nicht auf meine drohenden Worte hereinfällt - oder er einfach keine große Interesse an Peter Hales Gesundheit hat. Doch jetzt, wo ich so darüber nachdenke, nehme ich schon von Anfang an ein gemischtes Gefühl meines Onkels war, wenn jemand Peter in seiner Gegenwart erwähnt. Somit fällt mein eigentlicher Plan und Wasser.
Na toll. Mein Vater wird wohl in Freudengeschrei ausbrechen, wenn er von einem weiteren Versagen meinerseits hört. Nett.
Ich setze mich erneut in Bewegung und eile mit großen Schritten die letzten Treppenstufen hinunter. Dabei mache ich mir nicht noch einmal die Mühe lauschend in Derek's Loft herein zu hören. Stattdessen verlasse ich das Gebäude und trete auf den sonnenüberfluteten Parkplatz. Ich steuere mein Motorrad an, das noch immer neben dem Gebäude geparkt ist. Doch noch bevor ich es erreichen kann, schwebt bereits ein dunkler Rabe herab und lässt sich auf dem Lenker nieder.
Im ersten Moment möchte ich mich für die Geschehnisse im Loft entschuldigen - der Blick des Raben zeigt mir, dass er vermutet, ich hätte die Anweisungen meines Vaters missachtet und mich Derek absichtlich gezeigt - doch dann schüttele ich kaum merklich den Kopf und weise mich innerlich selbst zurecht. Ich schulde niemanden irgendeine Rechtfertigung und schon gar nicht den Anhängern meines Vaters. Deshalb starre ich den Vogel emotionslos an und komme vor ihm zum Stehen.
„Nichts," sage ich anschließend kühl, „Wir fahren zurück!"
Mit diesen Worten stülpe ich mir meinen schwarzen Motorradhelm über und verscheuche den Raben mit einer groben Handbewegung von dem Lenker meines Motorrades. Während sich der Vogel krächzend in die Luft erhebt und mich mit einem missmutigen Blick an fixiert, schwinge ich mich auf mein Fahrzeug und lasse den Motor hörbar laut aufheulen. Anschließend gebe ich Gas und rase von dem Parkplatz, ohne zu Wissen, dass Derek an den breiten Panoramafenster steht und mich von oben herab nachdenklich beobachtet.
—-
Heute ein etwas kürzer Kapitel, mit einem noch kürzeren Derek-Auftritt 🙈 ich weiß, das viele von euch auf etwas mehr gewartet haben, aber meiner Meinung nach sind beide nicht sonderlich gesprächig und deshalb glaube ich auch nicht, dass sie sich mehr zu erzählen gehabt hätten - aber für alle Derek und Raven Fans (natürlich nur im familiären Sinn): keine Sorge. Bald wird Derek erneut in der Story auftauchen 😏😈 und bis dahin: eine schöne Woche an euch alleLg CoolerBenutzername
—-
DU LIEST GERADE
Silver Bullet [Teen Wolf FF]
Fiksi Penggemar'We don't see things as they are, we see things as we are' Noch immer in der Welt unterwegs mit meinem psychopathischen Vater, auf der Suche nach der nicht gerade weniger psychopathischen Zielperson. Wie das noch besser werden kann? Oh keine Ahnung...