[SuLay] "Petrichor"

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EXO: Suho X Lay

Suho P.O.V.

Mit einem Seufzen ließ ich meinen Blick nach draußen schweifen. Das große Glasfenster meines Büros ließ mich all die Menschenmassen draußen beobachten wann immer ich eine kleine Pause brauchte. Im Moment sah ich allerdings fast nur Schirme da es in Strömen regnete. Für heute war ich eigentlich schon fertig. Zu früh, wie fast jeden Tag. Ich war gut in meinem Job auch wenn er mir keinen Spaß machte. Aber ich verdiente gut und das war die Hauptsache. Eigentlich wollte ich als ich klein war immer die Welt sehen aber die Realität hatte mich eingeholt und so arbeitete ich hart um ein geregeltes Leben mit einem stabilen Job zu führen. Früher hatte ich eine Beziehung gehabt und wollte uns dadurch ein schönes Leben ermöglichen aber ich war verlassen worden. Nun begann ich mich zu fragen was ich mit dem Geld dass ich verdiente überhaupt noch anstellen sollte. Ich hatte den Rest meines Leben in meine Arbeit investiert und nie Zeit für anderes gehabt. Ausserdem redete ich nicht gerne mit anderen oder knüpfte neue Kontakte. Ich begann mich insgeheim zu fragen was all die anderen Menschen vor meinem Fenster für ein Leben hatten und ob sie zufrieden waren. Ich war es nicht aber ich wollte mich auch nicht beschweren, schließlich ging es mir gut.
Ich beschloss heute früher nach Hause zu gehen, ich hatte sowieso nichts mehr zu tun. Ich verabschiedete mich höflich von meiner Sekretärin und trat aus dem Gebäude. Es hatte aufgehört zu regnen und irgendwie mochte ich den Geruch nach dem Regen immer sehr gern. Ich errinerte mich dunkel mal von einem bestimmten Wort dafür gehört zu haben aber es fiel mir nicht mehr ein und ich verwarf den Gedanken wieder. Ich stieg ins Auto und fuhr los. Auf der Rückfahrt fuhr ich nicht wie sonst über die Autobahn sondern über eine ländlichere Straße. Warum wusste ich auch nicht so genau, wahrscheinlich wollte ich einfach noch ein bisschen mehr Zeit zum nachdenken haben. Ich dachte allgemein viel nach aber teilte meine Gedanken nicht gern mit anderen. Draußen war es langsam schon dunkel geworden und ich fuhr allein auf der kleinen Straße. Umso überraschter war ich als ich vor mir ein Licht sah. Nein, zwei Lichter. Anscheinend hatte jemand eine Panne gehabt. Eigentlich war ich immer gerne um sieben zuhause, aber da ich heute früher Schluss gemacht hatte und nicht unhöflich sein wollte hielt ich an um zu sehen ob ich helfen konnte. Es war eine Art Wohnwagen der schon etwas älter aussah. Ich ging herum und sah einen Jungen Mann unter dem Wagen liegen und hörte ihn auf einer anderen Sprache vor sich hin fluchen. Ich räusperte mich. Schon kam er unter dem Wagen hervor und strahlte mich an. "Ich wollte nur mal sehen ob ich helfen kann" sagte ich langsam. "Du kommst genau richtig" freute er sich und stand auf. "Danke dass du angehalten hast, ich dachte hier kommt niemand mehr vorbei" fuhr er fort während er um den Wagen herum ging, anscheinend auf der Suche nach etwas. Mir fiel vorallem auf dass er mit Aktzent sprach, ich aber nicht darauf kam wo er her sein könnte. Er kam zurück und hielt einen Werkzeugkasten hoch. "Da guck, der ist unvollständig. Hast du vielleicht eines der fehlenden Teile damit ich meinen Wagen reparieren kann? Ich bin nämlich auf einem Roadtrip und guck mir die Länder an" erzählte er mir weiter während ich nachsah was ihm fehlte. Tatsächlich konnte ich ihm aushelfen. Überglücklich macht er sich wieder an die Arbeit und fing schon wieder an zu reden. "Ich bin dir wirklich sehr dankbar, ohne dich hätte ich alles abbrechen müssen. Das ist wirklich wahnsinnig nett von dir, ich halte dich doch nicht auf oder? Musst du noch irgendwo hin?"
"Nein, ich war gerade nur auf dem Weg nach Hause" antwortete ich und setzte mich auf einen großen Stein. Erleichtert atmete er auf. Eine Weile hörte man nur ihn werkeln bis ich schließlich fragte: "Was genau machst du eigentlich, fährst einfach so durch die Gegend?" Er kam unter dem Wagen hervor und nickte. "Genau, ich wollte schon früher ganz viele andere Menschen und Kulturen kennen lernen." Ich nickte verstehend und er stand auf um zu überprüfen ob er wieder fahren konnte. Der Motor brummte auf und er bedankte sich nochmals bei mir. "Wie soll ich mich denn jetzt erkenntlich zeigen?" fragte er und kratzte sich am Hinterkopf. "Ist schon in Ordnung" winkte ich ab. Er schien kurz zu überlegen. "Wenn du Lust hast kannst du ja noch ein bisschen bleiben und trinkst ein Bier mit mir" schlug er grinsend vor. Zu meiner eigenen Überraschung willigte ich ein und kurze Zeit später saßen wir auf seiner Motorhaube, jeder mit einer Flasche in der Hand und unterhielten uns. Um uns herum war es mittlerweile komplett dunkel geworden und nur unsere Stimmen durchbrachen die Stille. Alles wirkte so friedlich. Über uns tauchten bald tausende Sterne auf und wir unterhielten uns immer weiter. "Petrichor" sagte er plötzlich. "Was?" fragte ich verwundert. "Petrichor" wiederholte er. "Das ist English. Es ist ein Wort für den Geruch nach einem Regenschauer. Riechst du das nicht? Heute hat es ganz viel geregnet. Ich liebe das." Ich stimmte ihm zu. "Ich auch." Nachdenklich nippte ich an meinem Bier. Irgendwann waren unsere Flaschen leer, und wir schauten einfach nur noch in den Himmel. "Musst du nicht langsam nach Hause? Wartet niemand auf dich?" fragte er. Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Niemand wartet auf mich." Er sah zu Boden. Ich sah ihn an. Er errinerte mich ein wenig an mich selbst als ich jünger war. Er hatte vieles an sich dass ich bewunderte. Er war offen und wollte alles sehen. Er lebte was immer er wollte. Ich dachte nach. Und ein weiteres Mal an diesem Abend überraschte ich mich selbst. "Sag mal, hast du noch Platz für einen Mitfahrer?" Sobald ich es aussgesprochen hatte bereute ich es. Er kannte mich überhaupt nicht. Und er fand mich sicher nicht ansatzweise so interessant wie ich ihn. Ich hatte diese Faszination für die Welt um mich herum die ich in seinen Augen sah verloren. Er sah mich verwundert an. "Warum soll ich dich mitnehmen, du hast doch eine Arbeit und ein Haus und ein eigenes Auto?" Ich zuckte mit den Schultern. "Tut mir Leid war eine blöde Idee" Er schüttelte den Kopf. "Nein gar nicht, sag mir nur wieso." Ich sah ihn an und nach einem Moment der Stille sagte ich: "Du hast es selber gesagt, niemand wartet auf mich. Ich habe nichts zu verlieren ausser ein Haus, ein Auto und einen Job aber das alles ist mir schon lange nicht mehr wichtig" antwortete ich ehrlich. Ich war nicht oft so ehrlich und froh als er nur lächelte. "Okay und wohin willst du?" "Egal, wo immer du hin fährst." Er sah mich an und legte den Kopf leicht schief. "Ehrlich?" Ich nickte. Auf seinen Lippen erschien wieder dieses Grinsen. Ich hatte tatsächlich das Gefühl er verstand mich und worum es mir ging. Er hatte sicher viel Kontakt mit Menschen weshalb es ihm leicht fiel sie einzuschätzen. "Okay" sagte er einfach. "Wirklich?" fragte ich ungläubig. Aber es war tatsächlich wahr. Und ich hatte mich tatsächlich darauf eingelassen. Selbst eine halbe Stunde später auf der Autobahn konnte ich es noch nicht fassen. Normalerweise kam ich mit so offenen Menschen nicht gut klar und auch er hatte mich ein wenig überrumpelt. Aber ich setzte mir selbst als Ziel mich einfach darauf einzulassen und mir etwas seiner Spontanität abzuschauen. Ich sah ihn wieder an. Heute Abend hatte er eigentlich mir geholfen. Und ich hatte auch schon eine Idee wie ich mich bedanken würde. Er bemerkte meinen Blick und lächelte. "Ich bin übrigens Lay, wie heist du?" fragte er mit Blick wieder auf der Straße. Kim Junmyeon. Das wäre meine eigentliche Antwort. Doch ich beschloss auch das hinter mir zu lassen. "Suho" antwortete ich ihm. Es bedeutete Wächter. Und jemand würde über ihn wachen müssen denn so sehr ich seine unbeschwerte Art bewunderte konnte er so auch leicht in Schwierigkeiten geraten.
Ich sah ebenfalls nach vorne. Wie auch die Straße lag nun unsere gesamte Zukunft vor uns.

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Hello, Hello, Hello, hier ist der zweite Oneshot ~ Ist ein bisschen länger geworden und irgendwie bin ich nicht ganz so zufrieden aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen (^-^)/

"Und ich hatte schon eine Idee wie ich mich bedanken würde"interpretiert das übrigens wie ihr wollt xD

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