Tag 9.2 - Ein kleiner Anfall von Dummheit

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Tag 9.2 - Ein kleiner Anfall von Dummheit
„Weil das das letzte mal so gut funktioniert hat!", rief Frau Wolling und klatschte in die Hände. „Und weil heute der Gemeinschaftstag ist" (das hörte ich zum ersten mal) „haben wir uns überlegt, noch einmal eine Art Schnitzeljagd zu machen!"

Oh.

Ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte.

Einerseits freute ich mich, da es ziemlich lustig werden würde, andererseits hoffte ich nur, dass niemand verletzt werden würde. Ernsthaft.

Also, die folgenden Zehn Minuten fasse ich einmal zusammen; wir sollten als Klasse den Hinweisen folgen und ‚spannende' Rätsel lösen. Das klang allerdings langweiliger als es war.

Das erste Rätsel startete schon gleich am Anfang. Es war eine ganz schöne Herausforderung, die ganze Klasse irgendwie zum Schweigen zu bringen. Und dann kam gleich das nächste; wo sollten wir überhaupt anfangen? Es war Nico (der jetzt Nicole genannt wurde), der schließlich (erstaunlicherweise) die zündende Idee hatte.

Im Nachhinein betrachtet war es keine allzu gute Idee gewesen, sich in sechs Gruppen aufzuteilen und übers Gelände verteilt nach Hinweisen zu suchen. Allerdings lernt man ja bekanntlich aus seinen Fehlern. Ich kann auch sagen, dass wir den selben Fehler nicht noch einmal gemacht haben. Wozu auch immer die selben alten Fehler machen, wenn man doch immer wieder neue machen konnte?

Allerdings fiel mir dieser Dummheitsanfall schon gar nicht mehr auf, den schließlich basierte diese Klassenfahrt auf Dummheit.

Ich lief also mit Laurin, Henrike und Rose durch das Wäldchen, und hatte die ehrenvolle Aufgabe, jeden einzelnen Baumstamm auf der linken Seite nach einem noch so kleinen Hinweis abzusuchen. Rose und Henni führten eine uninteressante Diskussion, das interessanteste war noch der sinnlose Schlagabtausch „Baum!" „Wald!" „Baum!" gewesen. Eigentlich sollten die beiden jeweils nach oben beziehungsweise nach unten schauen, und ich würde ihnen definitiv die Schuld geben, wenn wir etwas übersehen hatte. Als ich den Blick von den Bäumen abwandte (ich würde nie wieder Bäume sehen können, was mir später noch zum Verhängnis werden sollte), sah ich Laurin, der verzweifelt dreinblicken die Baumstämme auf der Rechten Seite inspizierte. Er sah mindestens so verzweifelt aus wie ich.

Doch zum Glück sollte unser Leiden bald ein Ende haben. Wie lange waren wir bereits gewandert? Eine Stunde? Zwei? Waren es vielleicht nur Minuten gewesen? Irgendwann, als ich kurz davor stand, zu kapitulieren, Rose noch immer irgendetwas von Bäumen laberte, und Laurin aussah, als wolle er im nächsten Moment auf die beiden Mädchen losgehen, hörte ich eine allzu bekannte Stimme. Lissy, die Heldin auf dem weißen Ross, die einzige, die mich aus dieser bescheuerten Situation retten konnte.

„Juliaaaaaaaaaaaaaaa!" Rose hob den Kopf. „Julian?" Am liebsten hätte ich mir (oder ihr) gegen die Stirn geschlagen, doch dafür war ich viel zu ausgelaugt. Eigentlich wollte ich gar nicht daran denken, wie viel noch vor uns liegen mochte. Auch Larissa sah nicht besser aus. Sie war mit ihrer Gruppe auf der anderen Seite in das Wäldchen gegangen, und wir hatten uns in der Mitte getroffen.

„Habt ihr etwas gefunden?", fragte ich. Larissa schüttelte keuchend den Kopf. Eigentlich hätte sie das ganze Szenario bestimmt gut in einem Zombiefilm gemacht. Wenn man von den beiden zankenden Baumkindern hinter mir mal absah. „Wisst ihr, wo wir uns mit den anderen treffen wollen?", fragte ich, in der Hoffnung diese hätten vielleicht etwas gefunden. Und da begannen die Auswirkungen von Nicos kleinen Dummheitsanfall.

Das war nämlich der Moment, in dem wir realisierten, dass wir keine Ahnung hatten, wann und wo wir die anderen wiedersehen wollten. *schriller Piepton, der die Reihe der Kraftausdrücke, die ich gerade herumschrie übertönt*

Ich weiß nicht, woher wir die Zeit nahmen, nach der ewigen Suche nach den anderen, auch noch die restlichen Aufgaben zu machen, aber hey, Wunder gibt es immer wieder. Ich werde das jetzt nicht genauer ausführen, denn danach hättet ihr keine Gehirnzellen für den Rest des Tages mehr übrig, und das wäre ja unmenschlich. Ich sah nur so viel, wir waren nicht die einzigen, die auf die Idee gekommen waren, und mit mehr Action und Emotionen wäre das ganze bestimmt ein ziemlich genialer Film gewesen. So war es das reinste Chaos.

Irgendwann waren wir alle wieder beisammen, und Und konnten schließlich auch herausfinden, was die nächste Aufgabe war. Der Weg dorthin war übrigens auch lang und steinig.

„Hä, was is dat denn für'n Scheiß?"
„Das nennt man Grammatik, das verstehst du noch nicht."
*zensiert*
„Das ist ein Rätsel du Otto."
„Was soll das?"
„Ach Gott, wie einfallslos."
„Was ist denn?"
„Der See du Lauch. Wir müssen zum See!"

Und das war nur der essentielle Teil der ewig langen Diskussion. Darauf folgte ein Marsch zum See, einige Mödchen und angehende Mädchen, die ein unfreiwilliges Bad nahmen, eine weitere Diskussion über das nächste Rätsel und schließlich das Fazit, dass wir zurück in den Speiseraum mussten. Was für eine fantasievoll gestaltete und aufregende Schnitzeljagd. *hust* #ironielässtgrüßen *hust* Im wahrsten Sinne des Wortes. Ratet mal, was uns zum Abendessen erwartete? Schnitzel. Specktakulär!🥓

Der Abend endete damit, dass die komplette Klasse in unserem Zimmer versammelt war, ich mit ‚Laura' und Rose auf meinem Bett saß, und alle das Make-Up der Jungs bewunderten. Na ja, es war ein seltsamer Abend, aber seltsam im Sinne von seltsam ruhig. Allerdings waren meine Träume alles andere als normal. Kein Wunder bei dem abgef*ckten Zeug das ich verarbeiten musste.

„Fresst Bilou!", kreischte Laura und fuchtelte mit dem Metallbehälter vor meiner Nase herum. „Hört nicht auf sie, Dagis Schminke ist viel mehr Qualität!" Ehrlich gesagt hätte ich nicht die geringste Ahnung, was hier vorging, allerdings wusste ich, dass hier ungefähr so viel IQ vorlag, wie bei den genannten YouTuberinnen. Einige Mädchen rannten kreischend an mir vorbei, ganz offensichtlich auf der Flucht vor Lauras Bilouattacke, wobei sie beinahe eine der 36 Katzen zertrampelten, die auf der Flucht vor irgendeinem seltsamen irgendwas hier her geflüchtet waren, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob es hier viel besser war, als in der abstrakten Markthalle nebenan, aber das mussten sie ja selbst entscheiden. Solange sie nur nicht wieder mein Handy verhackstückten. „Schaut mal mein neuer Eyeliner!", kreischte Marek mit der Stimme von Sophia Lillis, wie auch immer mein bescheuertes Unterbewusstsein jetzt darauf kam. Das einzige, was mich vor noch mehr Chaos bewahrte, war die Tatsache, dass ich plötzlich neben einer Billig-Küchenrolle in der Achterbahn saß, und mich fragte, wie zur Hölle ich das nun wieder geschafft hatte.
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Ja, ihr dürft euch fragen was ich in der Zeit gemacht habe, in der kein neuer Teil kam. Ich hab sämtliche Aufwachszenen, das letzte Kapitel und drei Kapitel einer anderen Geschichte geschrieben. Oben ist Sophia Lillis, fragt nicht, ich hatte Langeweile. >.<
Und ja, den Traum könnte ich genauso träumen. Genau so.

Die chaotische Klassenfahrt der 6dusseligWo Geschichten leben. Entdecke jetzt