Felippe-Ein neues Leben, hier?

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Ich könnte ihm eine reinhauen. Was machte ich hier, in dieser fremden Stadt, wo anscheinend mein leiblicher Vater wohnen sollte? Dieser fiese Fettsack von Stiefvater geht mir so was von auf den Sack.
Ich habe mich immer zurückgehalten, denn anscheinend war dieser überaus "hübsche" kroatische Mann der Traummann meiner Mutter. Doch das hat sich zumindest in letzter Zeit nicht recht bestätigt. In ein paar Monaten werde ich achtzehn Jahre alt und trotz meines Erwachsenem Alters wurde über mich bestimmt.

Ich fuhr schon eine ganze Stunde mit der U-Bahn durch Wien und traute mich nicht an der Station auszusteigen, wo laut meiner Mutter, mein Vater wohnen sollte. Graue Häuser zogen an mir vorbei und als mein Blick zum Himmel wanderte, stellte ich fest, dass auch dort kein blauer Himmel zu sehen war. Alles GRAU!!! Der Blick einer griesgrämigen, alten Frau fiel mir auf. Ich drehte meinen Kopf leicht auf die Seite, um sie genauer mustern zu können. Als sie bemerkte, dass ich zurückglotze sagte sie auf wienerisch: „ Schleich di und ziag o!" Ich hatte nicht alles verstanden, doch die tiefe Falte auf ihrer Stirn ließ mich zumindest ahnen, was sie gemeint hatte. Ich wandte mich von ihr ab und beschloss bei der nächsten Station auszusteigen.

Als die Station auf den Displays erschien stand ich auf und nahm meinen überdimensionalen Koffer in die Hand.
Wenn ich mich so umschaute merkte ich, dass dieses Koffermodell überhaupt nicht im Trend war. Mit einem gleichgültigen Schulterzucken kämpfte ich mich zur Tür durch. Mit einem schnellen Ruck blieb die Bahn stehen. Die Türen schwangen auf und von draußen drängten sich schon einige Passanten in die Bahn hinein. Ich hatte schon einen Fuß am Bahnsteig, als mich ein Mädchen anrempelte. Dabei kippte mein Koffer um und ich fluchte: „ Hast du keine Augen im Kopf, man ey!" Blitzschnell griff das Mädchen zu meinem Koffer und drehte ihn wieder richtig herum. Der Moment dauerte nur ein paar Sekunden, doch er durchfuhr mich, wie ein Blitz. Zögernd blickte sie auf und erst jetzt konnte ich ihr wirklich ins Gesicht sehen. Ihr Gesicht wurde von brünetten Haaren umrahmt, das mit sanften Wellen über ihre Brüste fiel. Mein Blick wanderte weiter hinauf zu ihren Augen, die mich mit einem neugierigen Funkeln anguckten und ich hatte das Gefühl, als würde ich ihn ihrem waldmeistergrün versinken. Ich hätte sie noch eine Ewigkeit ansehen können, wäre nicht der Menschenstrom gewesen, der mich mitriss. Einen letzten raschen Blick konnte ich ihr noch zuwerfen, dann verschwand sie vollkommen aus meinem Blickfeld.

The Real MeWhere stories live. Discover now