Kapitel 6

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Mein Morgen begann damit, dass ich einen kleinen gelben Zettel mit der Aufschrift 'Bringe später etwas zu essen mit -John' fand, der an der Kaffeemaschine klebte. Sofort musste ich schmunzeln. Kein Wunder, John hatte sein Potenzial zum Meisterkoch für diese Woche wohl bereits ausgeschöpft und wollte das Schicksal offensichtlich nicht schon wieder herausfordern. Verständlich.

Jasper dagegen schlief noch seelenruhig vor sich hin, denn der Glückliche musste erst ein paar Stunden später los als ich. Was würde ich gerade darum geben noch etwas länger im Bett liegen zu können?

Seitdem ich hier war versicherten mir die beiden Männer des Hauses immer wieder, dass es in Ordnung wäre, wenn auch ich ab und zu Jasper's Auto nehmen würde. Doch seien wir mal ehrlich, ich konnte mich schon mehr als glücklich schätzen, überhaupt hier wohnen zu dürfen. Mal ganz abgesehen davon, was das alles an Kosten verursachte.

Ich entschied mich also dafür, doch das Fahrrad zu nehmen, das die Wilson's noch in der Garage stehen hatten. Doch das war halb so schlimm, ich band mir einen Schal um und setzte eine Mütze auf, sodass es nicht allzu kalt wurde.

Obwohl es erst Anfang Oktober war, war es bereits ziemlich kalt. Wir hatten schon lange keine zwanzig Grad mehr. Ich war nur froh, dass es nicht regnete, was hier normalerweise üblich war.

Ich brauchte ich nur knapp eine halbe Stunde und konnte mir somit ruhig Zeit lassen bis zu meiner ersten Vorlesung. Mein Fahrrad stellte ich an einen Baum und schloss es ab, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Gebäude machte, das erstaunlicherweise recht gut zu finden war.

Katie wartete schon ungeduldig vor dem Gebäude und winkte mir wie wild zu. "Hey", fasste ich mich kurz, während sie direkt anfing zu erzählen, "Weißt du ich wollte ja wirklich früh schlafen gehen gestern aber oh mein Gott, diese Serie ist soooo toll. Ich konnte einfach nicht aufhören. Und du wirst es nicht glauben, aber rate mal wer doch den Pagen umgebracht hat, es ist nicht zu fassen...". Katie in ihrem Element.

Ich nickte immer nur eifrig, während wir uns einen Platz suchten und ich meinen Laptop auspackte. Keine zehn Minuten später war der Raum schon fast bis zum Anschlag gefüllt, sodass es nur noch vereinzelt freie Plätze gab. Passend zu dem herrschenden Chaos kam auch schon der Professor, vollkommen abgehetzt und am schwitzen. Es war Oktober und der Kerl schwitzte noch immer aus allen Poren, obwohl unser Raum im Erdgeschoss lag. Wie sollte das nur im Sommer werden?

Kopfschüttelnd stellte ich noch schnell mein Handy auf lautlos und legte es neben meinen Laptop, der bereits die heutige Vorlesung anzeigte. Wie glücklich ich doch darüber war, nicht alles auf einem Blatt Papier mitschreiben zu müssen.

Katie, die neben mir saß, war wie immer perfekt vorbereitet. Sie hatte nicht nur gefühlt einen kompletten Collegeblock voll mit Notizen dabei, nein, an ihrem Laptopbildschirm hatte sie Klebezettel aller Art platziert, die fast keine Sicht mehr auf den Bildschirm selbst zuließen. So eine Motivation wünschte ich mir auch manchmal. Vor allem wenn man bedachte, dass das Semster gerade erst angefangen hatte.

Der Vortrag war einfach nur zum Einschlafen und ich hatte Probleme meine Augen offen zu halten. Ein eindeutiges Zeichen für den Kaffee, den ich gerade aus meinem Rucksack holte. Genüsslich schlürfte ich meinen Kaffee und hoffte wie immer auf die schnellstmögliche Wirkung des Koffeins.

Das Mädchen vor mir hatte wohl mittlerweile komplett aufgegeben gegen die Müdigkeit anzukämpfen und schnarchte leise vor sich hin. Sie hatte ihre Kapuze über den Kopf gezogen und den Kopf auf die Seite gelegt, was für einen Tisch eigentlich relativ gemütlich aussah. Ich beugte mich ein Wenig vor und bemerkte erst jetzt, dass ihr Kopf gar nicht auf ihrem Arm lag, sondern auf einem Kissen. Direkt musste ich schmunzeln, das war genau nach meinem Geschmack. Das Beste an der ganzen Sache war aber nicht die Tatsache, dass sie ein Kissen zur Vorlesung mitgebracht hatte, das Beste war, dass sie es am Ende einfach zusammendrückte und kleingefaltet in ihre Tasche packte. Ein Kissen zum aufpusten war wirklich praktisch und platzsparend zugleich.

Life's like a movie - You decide which oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt