Vom Meer verschlungen

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Liam Pov

  >>Er kann doch nicht spurlos verschwunden sein.<<, murmelte eine Stimme ganz in meiner Nähe.

  >>Vielleicht ist er ja schon längst nicht mehr im Wald und wir laufen seit Tagen sinnlos hier herum, während er Zuhause friedlich in seinem Bett lag.<< Schön wäre es. Ich könnte mir gerade nichts schöneres vorstellen, als im Bett zu liegen und Niall in den Armen zu halten.

  >>Ach Quatsch, dann hätte schon längst in der Zeitung gestanden, dass er doch noch lebt.<< Doch noch? Was sollte das denn jetzt heißen? Ein Lichtstrahl huschte knapp an meinen Füßen vorbei. Sofort zog ich meine Beine näher an meinen Körper, schlang die Arme drum und drückte mich enger gegen die Steinwand in meinem Rücken. Die Beiden Männer standen oberhalb der kleinen Klippe, während ich unter einem kleinen Vorsprung hockte und mich so klein machte wies nur ging. Wären ihre Taschenlampen nicht, würde hier absolute Finsternis herrschen. Ich wusste gar nicht, dass es Nachts so Dunkel im Wald war. Man sah wirklich überhaupt nichts. Selbst der Mond spendete kein Licht, da die Baumkronen den Himmel verdeckten. Zu dem war es eisig kalt. Ursprünglich trug ich ja eine Jeans mit einem blauen Hemd und einem schwarzen Tanktop, doch das Hemd hatte ich schon längst nicht mehr.

Ich hatte es ausgezogen um ein paar Streifen abzureißen, die ich um meinen Oberschenkel wickeln könnte, doch die Männer waren aufgetaucht und ich musste die Flucht ergreifen ... ohne mein Hemd. Niemals hätte ich gedacht, dass ein einziges Hemd mir so sehr fehlen könnte. Allerdings wäre ich bei dieser Kälte für jedes Kleidungsstück dankbar.

Die restlichen Klamotten die ich noch trug waren völlig verschmutzt, kaputt und voller Blut ... meinem Blut.

Ich konnte nicht einschätzen, wie viele Verletzungen ich hatte, denn mir tat einfach alles weh. Am liebsten würde ich mich einfach verkriechen und mich keinen Zentimeter mehr bewegen, doch dann würde ich sterben und so quälte ich mich Stück für Stück voran, wobei ich schwören könnte, ich lief im Kreis oder aber es sah einfach alles gleich aus.

Vorsichtig faste ich mir an die Schläfe nur um fest zu stellen, dass die Wunde schon wieder aufgegangen war und angefangen hatte zu Bluten.

Wenn die Typen etwas genau gucken würden, würden sie wahrscheinlich meiner Blutspur folgen können.

  >>Lass uns da unten noch mal nach sehen.<<, ertönte die Stimme von einen der Männer.

  >>Muss das sein?<<

  >>Ja, er wird wahrscheinlich in der Nacht laufen, also haben wir jetzt die größte Chance ihn zu finden.<< Falsch gedacht. In der Nacht bewegte ich mich nicht vom Fleck. Den Fehler hatte ich einmal gemacht und lag mehr als einmal auf dem Boden. Nun suchte ich mir sobald es anfing zu dämmern ein Versteck und wartete bis die Sonne aufging.  >>Jetzt komm schon.<< Rechts von mir ertönten Schritte. Verdammt, hier würden sie mich direkt finden, ich musste sofort weg. Unter Schmerzen rappelte ich mich auf. Einige Sekunden stützte ich mich am Felsen ab, ehe ich die Flucht ergriff. Was gar nicht so leicht war, wenn man bedachte, dass ich kaum Laufen konnte.

Bei einen der unzähligen Stürzen hatte ich mir den linken Knöchel verletzt. Ob verstaucht oder gebrochen konnte ich nun wirklich nicht sagen und es war mir auch egal, Tatsache war, es tat höllisch weh. Und als wäre das nicht schlimm genug, hatte ich noch eine Schusswunde am rechten Oberschenkel.

Der Lichtstrahl einer der Taschenlampen huschte über die Bäume und direkt zurück. Ich war genau in ihrem Licht. Sie hatten mich! Verdammt! Jetzt lass dir mal was einfallen, Payne.

Egal wie weh es tat, ich musste jetzt rennen, sonst hätten sie mich gleich und ich wäre tot. Ich biss die Zähne zusammen und rannte los. Die beiden Männer brüllten irgend was. Ich sah nicht wo ich hin lief und stolperte immer wieder, konnte jedoch mein Gleichgewicht wieder finden und weiter laufen.

Plötzlich war der Boden unter meinen Füßen weg. Panisch griff ich um mich und bekam irgend was hartes zu fassen. Mit rasenden Herz und unfähig einen vernünftigen Gedanken zu fassen hing ich an einem Felsen und wusste nicht was unter mir war.

Über mir tauchten die Lichter auf. Ich sah nach oben. Die Männer standen am Rand und sahen grinsend zu mir runter. Mein Blick glitt kurz nach unten, wo sich das Meer befand. In meinem Zustand hatte ich keine Chance bei diesen Wellen lebendig aus dem Wasser zu kommen. Aber mal ehrlich, hatte ich überhaupt eine Chance, das ganze hier zu überleben? Wahrscheinlich nicht.

  >>Viel Spaß bei den Toden.<<, lachte einer der Männer und zückte seine Waffe. Ohne Vorwarnung schoss er auf mich. Die Kugel traf mich an der linken Schulter und ich ließ die Felswand los. Stürzte ins eisige Wasser, welches mich verschlang.

Ich probierte nicht mal an die Oberfläche zu kommen. Mir fehlte die Kraft dafür.

Meine Sicht verschwamm ... dann war alles schwarz.

Never or Forever - Teil Ⅰ [Larry / Niam ]  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt