Kapitel 12

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Fabiennes PoV:

"Fabienne...", hörte ich Draco sagen, als ich mich langsam von ihm entfernte.
Ich konnte spüren, dass er mich nicht so einfach gehen lassen wollte, doch ich schüttelte mit dem Kopf, drehte mich um und ging in mein Zimmer.
Meine Atmung ging schneller - zu schnell. Mir rauschte das Blut in den Ohren und langsam aber sicher überkam mich ein Zittern, welches ich nur allzu gut kannte.
Panik stieg in mir hoch, drohte die Kontrolle zu gewinnen.
Ich konnte spüren, wie mir die Galle hoch kam und lief schnell ins Badezimmer - gerade noch rechtzeitig.
Ich übergab mich.
Mein gesamter Körper krümmte sich vor Schmerzen.
Anscheinend hatte der Cruciatus mir mehr geschadet, als ich anfangs angenommen hatte.
Vor Schmerz aufstöhnend stand ich auf, trank etwas Wasser und verließ das Badezimmer, nur um mich ins Bett zu legen und zu schlafen.

Ich schreckte aus einem Albtraum hoch, welcher mich noch immer zittern ließ.

Der kalte Schweiß hatte sich auf meinem Körper gebildet, wodurch ich noch mehr fror. 
Als ich aus dem Fenster sah, war es noch immer Nacht.

Leise seufzend stand ich auf - an Schlaf war jetzt eh nicht mehr zu denken.
Ich ging ins Badezimmer, wo ich die Dusche aufdrehte und mich samt Klamotten drunter stellte.

Es war mir egal, dass mein Top und meine Panty nass wurden.
Es war mir egal, was für ein Bild ich hier abgab.
Ich lehnte mich an die kalten Fliesen und glitt an diesen herab, bis ich auf dem Boden sitzen blieb und meine Knie an meinen Oberkörper zog.
Ein Schluchzen entkam meiner Kehle, als all die Trauer in mir ausbrach.
"Verdammt! Ich kann das einfach nicht mehr!", flüsterte ich.

Die Erinnerungen an meine Vergangenheit raubten mir den letzten Nerv.
Die Schuldgefühle meines Verbrechens fraßen sich immer tiefer in mein Herz, in meine Seele.

Es war mir ein Rätsel, wie ich noch immer aufrecht stehen konnte, wie ich mich bewegen konnte, wie ich mich noch immer dazu zwingen konnte, meine Maske aufrecht zu halten.

Mit jedem Tag, an dem ich so tun musste, als wäre alles in Ordnung, schwand ein Stück meiner Selbst und ließ ein Loch in meiner Seele zurück.
Zwar hatte ich Draco an meiner Seite sowie ein paar guter Freunde, doch konnten sie mir nicht das geben, was ich vor zwei Jahren verloren hatte.

Mit verschleierten Blick betrachtete ich meine zitternden Hände.
So viele Gedanken schwirrten mir im Kopf umher, welche gleichzeitig gedacht werden wollten.
Zu viele Fragen in meinem Kopf blieben unbeantwortet und schrien nach Aufmerksamkeit.
Eigentlich müsste mir der Schädel platzen.
Doch irgendwie schaffte ich es immer wieder, alles zurück zudrängen.

Schwer schluckte ich, als plötzlich die Tür zum Badezimmer aufging und ich eine mir bekannte Stimme hörte.
Diese drang allerdings kaum zu mir durch.
Als ich dann auch noch zwei Hände auf meiner Schulter spürte, welche plötzlich verschwanden, leerte sich mein Blick vollends.
Nach wenigen Sekunden, welche mir wie Stunden vorkamen, spürte ich bereits schützende Arme um mich. Noch immer sprach jemand mit mir, doch ich konnte die Stimme einfach nicht zuordnen. 
War es jemand, der mir Schlechtes wollte?
War es jemand, der mir helfen wollte?
Ich wusste es nicht.

Ich spürte, wie mich die Person hochhob und mitten ins Badezimmer stellte.
Ich spürte das Handtuch, was mir auf den Kopf gelegt wurde.
Hände, die mir bekannt waren, zogen mir die nassen Sachen aus und hüllten mich in ein weiteres Handtuch ein.
Die Person schien noch immer auf mich einzureden, doch es drangen kaum Worte zu mir durch.
Als sich dann auch noch Arme schützend um mich schlossen, spürte ich den schnellen Herzschlag der mich umarmenden Person, welche noch immer versuchte mit mir zu reden.
Als ich dann Tränen auf mich herabfallen spürte, hob ich den Kopf und versuchte die Person zu erkennen.
Langsam verflog die Leere aus meinem Blick und ich sah zu Draco auf, welcher seinen Tränen freien Lauf ließ. Selbst als er erkannte, dass ich ihn wieder sah, hörte er nicht auf zu weinen.
Ich legte meine Arme ebenfalls um ihn, streichelte ihm sanft den Rücken und kuschelte mich näher an ihn.

"I'm not living, Draco... I'm just surviving!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt