IV. Der Maske auf der Spur?

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Dem Geist kullern die Schweißtropfen unter der Maske über die grauen eckigen Augen. Er schleppt den Koloss mühsam in seine eigene Hütte zurück und legt ihn auf den kalten Boden ab.

Was ein schwerer Brocken. Jetzt muss ich nur noch das Schmuckstück finden und das ganze dann wie ein Unfall aussehen lassen. Wie sehr würde es die Menschen wohl freuen, die er belästigt hat, wenn ausgerechnet bei ihm rauskommt, dass er kein Feuerbändiger ist und bei einem Hausbrand stirbt?

Er durchsucht die dünne Weste des Opfers und findet einen kupfernen Schlüssel, welcher in eine kleine Schatulle passen könnte. Die kleine Hütte zu durchsuchen dauert nicht lange und schon findet der Geist eine kleine Box, welche dem gesuchten Gegenstand ähnelt, in die sich der Schlüssel perfekt hineinschmiegt. Als er diese aufschließt findet er viele kleine Schmuckstücke vor sich. Ein paar golden, ein paar silber. Ohrringe, Ketten, Ringe. Sofort verstaut er diese in seiner kleinen Tasche und schließt die kleine Schatulle wieder. Er legt sie symbolisch neben die Leiches des Hausbesitzers. Er sucht sich Optionen, damit das ganze wie ein Unfall aussehen könnte. Dabei fallen ihm die vielen Wandfackeln auf, die das kleine Schandloch beleuchten sollen. Er nimmt sich eine der Wandfackeln und fängt an das Haus brennen zu lassen, während er noch ein letztes Mal den Koloss durch sein eigenes Haus schleppt. Es kostet ihn alle Kraft ihn in sein eigenes Bett zu hiefen und kommt dabei fast selber in Not den Flammen auszuweichen. Nächstes Mal denkt er lieber noch einmal über die einzelnen Schritte nach. Der nächste Weg führt ihn auf eine höhere Position - eine Art Ausguck - auf dem er sein Werk beobachten kann. 

Der schwächende Mond scheint schon fast wieder zu verschwinden, während man auf der anderen Seite die Sonne aufgehen sieht. Was das nur für eine Show gewesen wäre, hätte der Mond nicht noch meine Kraft geschwächt denkt er sich stolz. 
Er schaut noch eine Weile zu wie die Hütte vor sich hinbrennt und ist sich seiner Sache sicher, dass ihm niemand auf die Schliche kommen wird. 

Völlig ermüdet stellt der Geist fest, dass er seinem Auftraggeber noch die Bestätigung geben muss, dass es einen Kopf weniger in der Stadt gibt. Deshalb begibt er sich noch schnell in den Wald und geht an den Ort, an dem er die Nachricht zum ersten Mal gelesen hat. Er hinterlässt eine kleine Nachricht:

Triff mich, wenn die Sonne am höchsten scheint. Dein kleines Schmuckstück habe ich auch dabei.

Unterzeichnet er mit einem Bild, welches einer Maske ähnelt.

Er verstaut die Nachricht fest genug, dass man sie auch wirklich nur bemerken würde, wenn man nach ihr sucht. Zufrieden begibt sich der Geist in die Kaserne und wirft sich in sein Bett, um noch ein paar Stunden Schlaf erlangen zu können. 

Als er instinktiv aufwacht schaut er aus dem Fenster in den Himmel und sieht, dass die Sonne demnächst am höchsten scheint. Noch ein letztes Mal begibt er sich heute in den Wald. Er versteckt sich auf einem großen Baum, den er zuvor erklungen hat und wartet gespannt auf seinen Auftraggeber. Ohne zu ahnen, dass sein Auftraggeber seine ganzen Pläne über Bord werfen wird. Er traut seine Augen nicht, als ihm eine bekannte Person vor die Augen tritt. Der Auftraggeber war kein geringerer als der Marktverkäufer mit dem er am Vorabend über den Koloss gesprochen hatte. 

Der Marktverkäufer selber steht an der Tafel und wartet geduldig auf den Geist. Er hört wie hinter ihm jemand aufspringt und dreht sich um. „Ah da ist ja der Erlöser der Taverne. Endlich ist dieser Schandfleck weg und dafür sollst du reich entlohnt werden. Was ich jedoch nicht ganz verstehe: Ein Schmuckstück?" fragt er scheinheilig aber auch neugierig und mit einem kleinen Hintergedanken nach. Der verhüllte Geist mit Maske antwortet „Ich hätte einen anderen Auftraggeber erwartet. Neben deinem Auftrag habe ich noch einen anderen bekommen, was mit den Schmuckstücken des Koloss' zu tun hatte. Ich dachte diese Auftragsstellung ist ein zweiter Anlauf" erfindet der Geist eine Ausrede, welche nicht hätte schlechter sein können.
„Natürlich, übrigens gute Inszenierung mit der brennenden Hütte. Ich denke die restlichen Schmuckstücke dürften euch auch noch etwas Geld einbringen" vermutet der Verkäufer mit glücklicher Stimme und drückt ihm einen Beutel voll Feuerkronen in die Hand. „Ich hoffe ihr vertraut einem Marktverkäufer und müsst nicht nachzählen. Ich bin mir sicher, dass wir uns schon kennen und nochmal sehen werden, jedoch werde ich euch wahrscheinlich niemals erkennen. Das Geheimnis der Maske bleibt mir bestimmt verborgen" stellt der Marktverkäufer fest, was durch ein leichtes Nicken des Geistes bestätigt wird.
„Also dann, ich sollte mal wieder zu meinem Stand. Das bleibt natürlich alles unter uns, hm?" schließt der Verkäufer seine Dankesrede ab und macht sich auf den Rückweg in das Dorf.

Verdammt. Das ging mehr als schief. So wie er gesprochen hat, weiß er zu hundertprozent wer ich bin. Ich sollte mir Gedanken über meinen Aufenthalt machen.

Avatar - Der Blaue Geist #WingAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt