„Crowleys Leute haben mich damals vor ihr gerettet. Ohne sie wäre ich jetzt wahrscheinlich Tod," beendete ich meine kurze Zusammenfassung über die Begegnung mit der dunkelhäutigen Jägerin, hinter der sich für mich viel mehr als eine einfache Verrückte versteckt. Sie ist geradezu wahnsinnig - und sie hatte es fast geschafft mich zu töten.
„Also ist er bei dieser Sache auf unserer Seite?" fasst der Alpha zusammen, auch wenn seine Stimme nicht annähernd so überzeugend klingt wie seine vermeintliche Schlussfolgerung. Ich zögere, ringe mich dann jedoch zu einer ehrlichen Antwort durch: „So einfach ist das nicht," ich atme tief durch, „Er ist fasziniert von ihr und von dem, was sie innerhalb der kurzen Zeit erreicht hat. Sie hat sich Aufmerksamkeit verschafft und das nicht nur in der Welt des Übernatürlichen!" McCall nickt verstehend und ich kann ihm ansehen, dass er in Wirklichkeit keine andere Antwort erwartet hätte. Ich entscheide mich dazu das Thema von meinem Vater zurück zu Monroe zu lenken.
„Kennst du sie?"
McCalls Augen richten sich auf mich. Er zuckt leicht mit den Schultern und antwortet mit einer gewissen Nachdenklichkeit: „Nicht wirklich. Sie war für eine Weile Betreuungslehrerin an unserer Schule." „Und dann? Was ist dann passiert?" frage ich verwirrt nach, da ich auf keinen Fall mit einer solchen Antwort gerechnet habe. Aus irgendeinem Grund schlussfolgerte ich bereits nach der ersten Begegnung mit ihr, dass sie eine geborene Jägerin sein muss. Nicht etwa eine einfache Lehrerin.
„Es geht nicht darum was dann passiert ist. Ihr geht es darum, was davor passiert ist!"'
Ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen und schenke dem Alpha einen auffordernden Sprich-Weiter-Blick. Er scheint kurz nach den richtigen Worten zu suchen, bevor er anfängt seine Andeutung breitwillig zu erklären: „Sie wurde von dem Beast the Gevaudan angegriffen," er wirft mir einen kurzen Blick zu, um mein Wissen zu diesem scheinbar geschichtsrelevanten Einstieg zu überprüfen. Der französische Begriff des Biest kommt mir bekannt vor und ich glaube die Geschichte schon ein paar gehört zu haben. Also nicke ich leicht, ohne die Absicht zu verfolgen tiefer als nötig in die Hintergrundgeschichte der Stadt einzutauchen.
„Sie wurde fast von ihm getötet, konnte sich dann aber schwerverletzt retten, in dem sie sich zwischen Leichen versteckte," ich höre bereits jetzt so etwas wie Schuld aus der Stimme des Alphas heraus, „Sie sah mich, Jordan Parrish," mein Kopf macht bei diesem Namen ein leises Klick und verbindet ihn sofort mit den Geschichten des Höllenhundes, die selbst außerhalb Beacon Hills Aufmerksamkeit erregten, „Und die anderen aus dem Rudel. Damals waren wir zu beschäftigt mit dem Biest und damit was es als nächstes anstellen könnte. Wir bemerkten sie nicht. Sie wurde später von Stiles Vater gefunden!" Auch ohne meine Werwolfkräfte kann ich feststellen, dass McCall diese Kleinigkeit in der Geschichte aus tiefstem Herzen bereut. Er scheint immerzu daran denken zu müssen, was wohl passiert wäre wenn sie die Frau damals zwischen den Toten bemerkt hätten.
Ich bin mir nicht sicher, ob dies überhaupt etwas verändert hätte.
„Seit dem hat sie uns für alle Tode in der Stadt beschuldigt. Sie dachte wir würden Menschen absichtlich sterben lassen, um unser Geheimnis zu waren," McCall schüttelt leicht den Kopf und ich komme nicht darum herum fassungslos lächelnd den Kopf zu schütteln. Vielleicht würde auf die Hälfte aller Werwolfsrudeln diese Absichten zutreffen, aber ganz sicher nicht auf das Rudel von Scott McCall. Er würde lieber selbst draufgehen, als auch nur einen unschuldigen Menschen sterben zu sehen.
„Sie stiftete damals nahezu alle Anwohner in der Stadt dazu an, sich vor uns zu fürchten," erklärt Scott und kritisch frage ich nach, „Warum hatten alle in der Stadt Angst vor euch. Das letzte Mal als ich hier war, wussten nicht gerade viele von eurer wahren Identität!" Verstehend nickt der Alpha. Ich habe also keine wichtigen Fakten überhört oder verpasst. Er atmet tief durch und erklärt: „Irgendwie wussten schon immer alle in Beacon Hills, dass es hier nicht immer mit rechten Dingen zu geht. Als wir dann aber Stiles von den Ghost Riders retteten, haben wir ein Kreatur befreit, die sich Anuk-Ite nennt!" Anstatt weiter zu sprechen wirft mir der Alpha einen wartenden Blick zu, als würde er bereits erwarten, dass ich den fremd klingenden Namen erkenne und überraschend viele Informationen dazu erzählen kann. Jedoch bin ich dieses Mal ahnungslos. Der Name sagt mir überhaupt nichts, weshalb ich Scott's abwartenden Blick erwidere. Er spricht weiter:
„Das erste Mal, als ich von ihm gehört habe, hat Deaton es mir so erklärt," er holt kurz Luft und scheint sich an die Worte des Tierarztes zurück zu erinnern, „Er meinte es wäre ein uralter Gestaltenwandler, eine Kreatur der Disharmonie. Eine Gestalt, die keine Krallen bräuchte. Keine Fangzähne. Er erklärte mir, dass er etwas viel unheimlicheres benutzen würde," der Alpha hält kurz inne, „Wenn Verfolgungswahn zu Angst wird. Wenn Angst zu Gewalt wird, dann zerstören sich komplette Gesellschaften ganz von alleine. Der Anuk-Ite ernährt sich von dieser Angst und kann durch sie mächtiger werden!"
Ich ziehe die Augenbrauen nach oben, leicht erschlagen von der Menge an Informationen. Ich erkenne die genannte Kreatur nicht wieder und zweifele auch daran, schon einmal von ihr gehört zu haben. „Wie konntet ihr dieses Anuke-Vieh besiegen?" frage ich jetzt neugierig nach und beobachte genau McCalls Reaktion dazu. Er scheint nicht gerade froh über die Erinnerungen zu sein, die ihn bei dieser Frage überfallen. Ich rieche eine Mischung aus mehreren Gefühlen an seinem Körper hängen, komme jedoch nicht dazu das Gemisch an vielen Gerüchen zu trennen. Stattdessen lausche ich seinen nächsten Worte: „Wir schafften es ihn mit Eberesche für eine hoffentlich lange Zeit wegzusperren!"
Instinktiv möchte ich nachfragen, ob das alles war. Ob e wirklich so einfach war, das scheinbar angsteinflössende Monster zu besiegen. Jedoch beiße ich mir im letzten Moment auf die Zunge: McCalls Blick beweist mir etwas anderes. Ich kann sehen, dass er mir ein paar Details im Kampf gegen die Kreatur verschweigt, erkenne jedoch auch, dass er nicht gerade dazu bereit ist darüber zu reden. Ich atme tief durch und lasse das Thema fallen. Auch wenn ich gerne mehr dazu erfahren hätte.
„Ich sollte jetzt gehen," werfe ich jetzt ein und lasse meinen Blick kurzzeitig zu der Wanduhr schweifen. Seit meiner Ankunft sind fast ein-einhalb Stunden vergangen. Crowley dürfte in der Zwischenzeit toben vor Wut. McCall dagegen scheint eh nicht länger in Redefreude zu sein. Außerdem scheint der größte Teil der Geschichte erzählt. Ghost Riders. Anuk-Ite. Ein Jahr. Zwei Bedrohungen. McCall hatte geschafft sie beide niederzutreten - auch ohne mich. Ich atme tief durch und möchte mich zum Gehen wenden.
„Pass auf dich auf," ertönt jetzt die Stimme des Alphas und langsam drehe ich mich am Türrahmen zu ihm um. In seiner Tonlage schwingt Sorge mit, die ich darauf schiebe, dass ich zuvor mit einem blutigen Gesicht, einer Schnittwunde und einer gebrochenen Nase hier aufgetaucht bin. Er scheint tatsächlich darüber besorgt, dass ich zu meinem Vater zurückkehre - und das obwohl ich ihn mit diesem Besuch provoziere. Jedoch habe ich kein Bedenken. Crowley wird mir nichts tun - zu mindestens nichts schlimmes. Zu mindestens noch nicht.
Trotzdem nicke ich dem Alpha versprechend zu. Als nächstes bin ich bereits dabei mich von ihm wegzudrehen und den Durchbruch zu durchqueren. Doch dann taucht eine Frage in meinem Kopf auf, die mir schon seit einiger Zeit auf der Zunge brennt. Es ist nie die richtige Zeit um sie laut auszusprechen, weshalb ich mich dazu entscheide jetzt nachzufragen und mir endlich Gewissheit zu verschaffen. Ich drehe meinen Oberkörper zurück zu dem Alpha und richte meine Augen auf ihn.
„Wo ist Hayden?"
Ich nehme automatisch den Herzschlag des Alphas wahr, der ruhig bleibt. Ich rieche sein Gefühlsumschwung, der jedoch nicht wie erwartet in eine leidende Traurigkeit zurückfällt. Scott antwortet mir ohne zu Zögern: „Sie ist mit ihrer Schwester umgezogen, nachdem wir die Ghost Riders vertrieben hatten und sie dabei fast gestorben wäre!" Ich nicke leicht und stelle fast schon erleichtert fest, dass die kleine Freundin von McCalls Schoßhündchen doch noch nicht Tod ist. Ich schenke dem Alpha ein leichtes Lächeln.
„Wir sehen uns," verabschiede ich mich anschließend von ihm, bevor ich leichtfüßig die Tierklinik verlasse und Widerwillens das Apartment meines Vaters ansteuere.
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Dieses Kapitel widme ich der wunderbaren charly_odair ❤️ wir sind heute auf den Tag genau seit einem Jahr in Kontakt und ich kann immer noch nicht glauben, über Wattpad so eine tolle Person gefunden hat. Ich hoffe unsere Freundschaft steht noch ein paar weitere Jahre durch.Lg CoolerBenutzername
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Silver Bullet [Teen Wolf FF]
Fanfic'We don't see things as they are, we see things as we are' Noch immer in der Welt unterwegs mit meinem psychopathischen Vater, auf der Suche nach der nicht gerade weniger psychopathischen Zielperson. Wie das noch besser werden kann? Oh keine Ahnung...