18. Dezember

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Montag, 18. Dezember 2017

➳ Eleanor || Die Rückfahrt nach Hause verlief weniger entspannt als gedacht. Ganze zwei Stunden hatten wir im Stau gestanden, bis wir unsere Abfahrt nach London erreicht hatten. 

Für den heutigen Tag hatte ich mir einiges vorgenommen. Zuerst wollte ich Sophia abholen und anschließend gemeinsam mit ihr zu Max fahren, um dort ein paar Dinge zu besprechen und die beiden vor allem zu Weihnachten zu uns einzuladen. 

Doch Sophia und Max mussten warten, denn als ich das Haus verließ, stand Briana draußen vor der Türe und wollte gerade klingeln. 

"Was machst du denn hier?", wollte ich von ihr wissen und zog die Tür hinter mir zu. Erst auf den zweiten Blick fiel mir Brianas verweintes Gesicht auf, doch was mir noch mehr Sorge machte, war ihr blaues Auge, das sie versucht hatte zu überschminken, ohne Erfolg. 

"Was ist mit deinem Auge passiert?", bevor sie zu einem Satz ansetzen konnte, kam ich ihr zuvor und sprach sie auf meine Entdeckung an. Schamvoll hielt sie sich die Hand vors Auge und drehte sich von mir weg. 

"Briana?", ich griff sie leicht am Arm, um sie wieder zu mir zu drehen, doch nun begann sie laut zu schluchzen. Ich ahnte bereits, was passiert war. Von einem Treppensturz oder der Tür kam dieser blaue Fleck jedenfalls nicht, da konnte sie mir erzählen, was sie wollte!

"John ist so wütend geworden", sie rückte endlich mit der Sprache heraus und redete, zu meiner Überraschung, nicht um den heißen Brei herum, sondern erzählte mir die ganze Geschichte. 

John wollte Weihnachten wohl allein mit Briana und seinen Freunden feiern, so wie sie es verstand, auch ohne Freddie. Aber ein Weihnachtsfest ohne ihren Sohn kam für Briana nicht in Frage, das teilte sie ihm auch mit. Und wie ich John bisher kannte, war seine Grenze, was Ausraster betraf, nicht gerade hoch. 

"Wir müssen zur Polizei, Briana", sagte ich entschlossen und lief mit ihr im Schlepptau zu meinem Auto. Bevor sie einstieg, blieb sie jedoch noch kurz stehen und sah mich betrübt an. 

"Das geht nicht. Ich kann das nicht. Was ist, wenn er mir heimlich auflauert?", Briana schien völlig verängstigt zu sein, vielleicht hatte sie sich deshalb in ihre Scheinwelt geflüchtet, um ihre Ängste zu unterdrücken. 

"Das ist der falsche Weg, vor ihm zu fliehen. Er muss bestraft werden, sonst wird er noch anderen Menschen Schaden zufügen. Reicht dir denn nicht, dass du und Louis schon von ihm verletzt wurdet?", ich sah sie eindringlich an und appellierte an ihre Vernunft. Nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens, nickte sie schließlich und stieg auf der Beifahrerseite meines Autos ein. 

Auf dem Weg zum Präsidium sprach sie kein Wort, sondern schaute stetig aus dem Fenster, um mir keinen Blick auf ihr blaues Auge zu gewähren. Als wir vor dem Präsidium hielten, machte sie zuerst nicht den Anschein, als würde sie aussteigen wollen, doch dann sah sie langsam zu mir hinüber. 

"Kannst du mich begleiten?", fragte sie leise und wischte sich eine Träne von der Wange. Sanft nickte ich und stieg gemeinsam mit ihr aus, nachdem wir geparkt hatten. Sie zitterte am ganzen Körper und wenn ich sie nicht unter den Armen gegriffen hätte, wäre sie vermutlich zusammengebrochen. So schafften wir es jedoch unbeschadet hinein und ich konnte einem Beamten kurz erklären, weshalb wir hier waren, während Briana im Flur auf einem der Stühle Platz nahm. 

Der Beamte ließ uns einige Minuten auf dem Flur warten, die ich nutzte um Max und Sophia abzusagen und unser Treffen auf den morgigen Tag zu verschieben. 

Eine Tür am Ende des Flurs öffnete sich und ein weiterer Beamter bat uns hinein. Dicht gefolgt von mir betrat Briana den Raum und ließ sich neben mich auf einen der Stühle fallen. 

"Wir möchten Anzeige erstatten", sagte ich auf die Frage des Polizisten, weshalb wir hier waren. Briana nickte zustimmend.

"Was ist denn passiert?", der Polizist sah mich an, beachtete Briana fast gar nicht. Scheinbar dachte er, es ging um mich. Doch auf seine Frage hin zeigte ich nur auf Brianas Auge, das er sich völlig erschrocken ansah. 

"Körperverletzung", notierte er laut mitsprechend und sah uns dann wieder abwechselnd an. 

"Wer hat Ihnen das denn angetan?", der Polizist sprach sehr sanft und einfühlend, um Briana ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, auch wenn dies in diesem Moment wohl jedem schwergefallen wäre. 

"John. John Hallson", Brianas Stimme zitterte ähnlich stark wie ihre Hände und Beine. Der Polizist begann den Namen auf einen Bogen aufzuschreiben und wollte danach den Tathergang von Briana wissen, den ich in ihrem Namen allerdings wiedergab. Sie war nicht in der Lage dazu etwas zu sagen, außer ein paar Dinge von mir zu korrigieren oder meine Sätze mit einem Nicken zu bestätigen. 

Als wir wieder nach draußen kamen, atmete Briana einige Male tief durch und setzte sich dann wieder in mein Auto. Ich hatte schon beschlossen, dass ich sie mit zu uns nach Hause nehmen wollte, Gefahr laufend, dass Freddie sie so sehen könnte. 

"Mummy", Freddie kam auf sie zugelaufen, als wir die Tür hinein kamen und ihm fiel das blaue Auge gleich auf. Lächelnd erklärte ich ihm, dass Briana sich nur etwas zu stark geschminkt hatte, woraufhin er keine weiteren Frage mehr stellte, Louis hingegen umso mehr. 

Fast zwei Stunden saßen wir zusammen, während Freddie inzwischen seinen Mittagsschlaf hielt, und sprachen über John und Briana. Louis wurde einige Male laut, doch entschuldigte sich gleich darauf wieder. Innerlich war er wohl einfach nur froh, dass Briana endlich wach gerüttelt wurde, wenn auch auf eine weniger schöne Art und Weise. 

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Leider wird heute kein Kapitel mehr folgen, ich versuche es bis Heilig Abend trotzdem alles rechtzeitig zu schaffen :) 

Wie fandet ihr das Kapitel? 

Ich wünsche euch noch eine schöne Woche! ❤️

PS: Wenn dieses Buch fertig ist, wollte ich eine Sophiam Kurzgeschichte hochladen, an der ich während meiner Lernzeit ein wenig schreiben kann, um mich abzulenken :)Wie findet ihr die Idee?

Only Wish ➳ elounor ✔ #ChristmasCarolAwards17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt