Ich setze mein Tablett mit einem lauten Knall auf unseren Tisch in der Kantine ab, lass mich auf den Platz fallen und schaue zu Evelyn, die mir gegenüber sitzt. Ich seufze laut auf. "Was ist passiert",fragt mich Eve. Jada, die sich gerade auf den Platz neben mich setzt, sagt nur:"Oh, Fehler."
Und dann musste alles raus.
"Argh, ich könnte ausrasten! Diese Lehrerin ist so hohl, die lochert, anstatt zu tackern. Ich könnte ein dreiseitigen Aufsatz über die Dummheit dieser Frau schreiben." Jada lacht laut auf und Evelyn schaut mich verwirrt an. Hailey, die neben Evelyn sitzt, fordert mich mit einem genervten "Komm auf dem Punkt." auf.Ich hole tief Luft und beginne meine Beschwerde:"Dieser Kurs ist so dumm. Es hatten heute einfach zwölf Schüler von 18 ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Die Hausaufgabe war ein behinderten Text aus dem Buch abzuschreiben und dann es mit eigenen Worten zu erklären. Aber anstatt den Text schnell zu lesen und dann sich zu melden für die Erklärung des Textes, haben sich die Idioten für vergessene Hausaufgaben gemeldet. Also dachte die liebe Mrs. Franklin sich, dass wir noch mehr Hausaufgaben machen müssen, die die Anderen nächste Woche auch nicht machen werden. Aber das Beste kommt noch. Sie dachte, dass es für die Fleißigen ein Spaß wäre, ihre Note zu verbessern mit einem Referat. Also muss ich bis nächsten Dienstag eine einseitige Zusammenfassung von dem Text, den ich ja bereits schon abgeschrieben habe und nur eine halbe Seite lang ist, schreiben. Mit meiner kleinen Schrift."
Evelyn unterbricht mich:"Deine Schrift ist nicht mal so klein." Ich schaue sie mit meinem Mörderblick an und fahre fort:"Außerdem muss ich noch die Präsentation, die circa zehn Minuten lang sein soll, vorbereiten. Und das Thema ist Aristoteles' Beschreibung von Glück." Hailey schaut mich verdutzt an und fragt:"Warte mal. Was ist das für ein Fach?"
"Philosophie."
Hailey schaut mich nun bemitleidend an und sagt:"Oh, mein Beileid."
Evelyn kontert:"Philosophie ist nicht mal schlimm." Jada stöhnt leicht genervt auf und merkt an:"Dir gefällt auch gefühlt jedes Fach."Ich stimme Evelyn zu, indem ich sage:"Das Problem ist nicht Philosophie. Ich mag ja Philosophie, sonst hätte ich es ja nicht gewählt. Aber Mrs. Franklin ist einfach nur der Horror."
In dem Moment höre ich eine allzu bekannte Stimme hinter mir. Es war Nathan. "Ich kann dir gerne bei der Präsentation helfen",bietet er mir an. Er lässt sich gelassen auf einen Stuhl nieder. Ich schaue ihn mit einem breiten Grinsen an und nicke glücklich. Nathan ist einer meiner engsten Freunde. Er ist mein bester Freund. Wir sind schon von klein auf gut und immer für einander da gewesen. Doch seit einiger Zeit ist es irgendwie anders. George, ein Freund von Nathan, unterbricht meine Gedanken mit einem Angebot an Jada:"Brauchst du auch Hilfe bei der Präsentation?"
Dabei wackelt er mit seinen Augenbrauen. "Wenn ich Hilfe brauchen würde, würde ich einen schlauen Menschen darum bitten",disste Jada zurück.
Wir alle lachen und George schaut sie mit seinem berühmten 'Really'-Face an. Das bringt mich noch mehr zum lachen und meine schlechte Laune ist fast vergessen. Wir unterhalten uns weiter, bis es zur nächsten Stunde gongt.Ich eile noch schnell zu meinem Spind und hole mein Biologiebuch raus. Als ich mein Spind schließe, bemerke ich einen dunkelhaarigen Jungen, der ungefähr in meinem Alter ist und ein paar Meter vor mir steht. Er winkt mir zu und ruft:"Hey!"
Dabei lächelt er mich symphatisch an. Etwas verwirrt schaue ich ihn an und hebe in Zeitlupe meine Hand. Ich stottere:"He-Hey."
In diesem Augenblick ertönt hinter mir die Stimme von Eugene, den ich von einigen Kursen kenne. Er läuft wippend auf den Jungen zu und begrüßt ihn mit einem Handschlag. Ich werde rot und laufe langsam rückwarts.
Doch während ich mich zum Ausgang des Flures drehe, ruft Eugene:"Ava! Wir haben doch gemeinsam Bio."
Innerlich gebe ich mir gerade selber ein Facepalm. Also drehe ich mich nochmal um und laufe direkt auf die Jungs zu. Eugene grinst mich an. Ich lächel verkrampft zurück mit meinem rotem Kopf und versuche mich auszureden:"Ach stimmt, ich dachte gerade, dass ich Mathe habe." Doch meine Ausrede war nicht gut genug, denn Eugene entlarvt mich. "Aha, also wolltest du mit deinem Biologiebuch zu dem Mathesaal, der genau hinter mir ist, laufen." Ich lächele sie einfach weiterhin an und laufe dann einfach an den Jungs vorbei. Der unbekannte Junge beobachtet mich mit einer angehobenen Augenbraue dabei. Ich bin zu peinlich für diese Welt.Ich komme trotz der unangenehmen Situation noch rechtzeitig an. Eugene, der ein paar Minuten später mit dem unbekannten Jungen kam und eine Reihe vor mir sitzt, grinst mich schelmisch an. Ich ignoriere es einfach und widme mich zum Lehrer, der für uns die mendelsche Regel wiederholt. Der Unterricht verläuft normal. Ich schreibe ein paar Notizen auf und bearbeite die Aufträge. So beschäftige ich mich auch in der nächste Stunde. Diese war auch meine Letzte für den Tag. Ich laufe aus dem Biolabor raus und begebe mich auf dem Weg nach Hause.
Dort angekommen rieche ich das Essen, das meine Mutter gekocht hat.
"Ich bin zuhause",schreie ich durch das Haus. Ich trete in die Küche ein und begrüße meine Mutter mit einem Kuss auf die Wange.
"Na, Mom?"
Mom dreht sich leicht von den kochenden Nudeln weg, um mich anzulächeln und zu fragen, wie mein Tag war. Ich erzähle von der Philosophiestunde, Mrs. Franklin und dem Referat. Kopfschüttelnd schaut sie während dem Zuhören, nach dem Lachs, der im Ofen backt. Nach dem Gespräch gehe ich hoch zu dem Büro meines Vaters und grüße ihn ebenfalls. Heute morgen ging es ihm nicht so gut und deswegen hat er sich entschieden von zu Hause aus zu arbeiten. Danach schlendere ich in mein Zimmer. Ich schmeiße mich auf mein Bett und checke meine Nachrichten. Nathan hat mir eine Nachricht geschickt. Es geht um mein Philosophiereferat. Ich lächele leicht und richte mich auf, damit ich meine Bilderwand betrachten kann.Im Laufe der Zeit haben sich viele Bilder an dieser Wand angehäuft und es werden immer mehr. Mittendrin erkenne ich ein Bild von Nathan und mir. Wir sind dort am Strand. Ich war damals vier Jahre alt und Nathan war gerade fünf geworden. Unsere Familien sind sehr eng miteinander und haben damals einen gemeinsamen Urlaub verbracht. Es ist schon krass, wie schnell die Zeit vergeht. Das Bild ist vor 13 Jahren entstanden und ich kann mich daran so gut erinnern, als wäre es erst vor Kurzem gewesen. Nathan und ich sind so gute Freunde, aber momentan sehe ich ihn nicht mehr als meinen besten Freund. Ich wende mich zurück zu meinem Handy und antworte ihm, dass ich morgen Abend Zeit habe.
Ungeduldig starre ich auf das Display und warte auf seine Antwort. Eigentlich würde ich jetzt mich anders beschäftigen, jedoch kann ich mich nicht auf irgendetwas anderes konzentrieren. Meine Gedanken schweifen immer zu ihm zurück.
Nathan ist mehr als ein Freund.
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››Twisted Love‹‹
Teen FictionIch habe letztens Liebe im Duden nachgeschlagen. Und dort steht, dass Liebe ein starkes Gefühl des Hingezogenseins zu einem nahestehenden Menschen ist. Ich finde diese Definition total untertrieben. Liebe ist für mich, dass man die ganze Zeit an di...