VIII. Neue Hinweise?

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Sofort streift er sich seine Klamotten über und geht vor die Türe und sieht sich um. Das gesamte Dorf ist fröhlich verkleidet und am zeremonieren. Auf einer kleinen Theaterbühne werden an verschiedene Zeiten des Tages viele kleine Schauspielstücke abgespielt. Die Stücke sollen den Weg des Dorfes wiederspiegeln. Von dem tragischen Überfall bis zum historischen Wiederaufbau. Bei dem Stichpunkt ,,Überfall" erinnert sich der Geist wieder, was er heute eigentlich anstellen wollte. Er wollte das ganze Dorf über den Überfall ausfragen. Die Bewohner teilen diese Geschichte bestimmt gerne, wenn sie schon so sehr Tradition daran gefunden haben, denkt er sich. Fasziniert läuft er an den mühsam geschmückten Essensständen vorbei. Jeder Bewohner scheint etwas eigenes gebacken oder gekocht zu haben, was er umsonst mit dem gesamten Dorf teilt. Die Augen auf Ältere Leute gerichtet, welche zu hundertprozent bei dem Überfall dabei gewesen sein könnten. Es braucht nicht lange, bis er bei einem Stand ankommt, welcher Kuchen verkauft. Eine nette alte Dame und ein netter alter Herr begrüßen ihn und bieten ihn ein Stück ihres selbstgebackenen Kuchen an.

,,Danke vielmals" sagt er und nimmt ein Bissen. ,,Der Kuchen schmeckt fantastisch" lobt er die beiden, was bei dem alten Ehepaar ein Lächeln im Gesicht auslöst. ,,Es freut uns wirklich sehr zu sehen, dass auch noch Junge Menschen Interesse an der Geschichte dieses Dorfes haben" betont sie glücklich. ,,Würde es sie stören, wenn ich ihnen ein paar Fragen zu den Vorkommnissen von damals stelle? Ich habe leider nur eine ungefähre Geschichte gehört und würde gerne etwas ausführlicheres über den Vorfall wissen, wenn ich schon hier in diesem wunderbaren Dorf bin" schleimt er sich leicht ein. ,,Oh, natürlich. Sie sollen doch wissen weshalb hier gefeiert wird. Was möchten Sie denn wissen?" fragt ihn die gute Dame.
,,Das einzige was ich über den Überfall weiß ist, dass er in der Nacht passiert ist und das gesamte damit überrumpelt wurde und man keine Chance hatte sich zu wehren" beteuert der interessierte Geist. ,,Genau. Sie kamen in der Nacht. Wie aus dem Nichts" traurig und mit großen Pausen erzählt sie die Geschichte. ,,Wir haben uns mit jeden umliegenden Dorf gut verstanden und haben uns auch an die Regeln der Feuernation gehalten. Wir wusste nicht, was um uns geschieht. Keiner konnte es sich erklären. Wir hatten alle Todesangst. Als sie in unser Haus eingedrungen sind, haben wir uns sofort auf den Boden geworfen und sie haben uns verschont. Dennoch waren sie sehr barsch zu uns, obwohl wir uns nie gewehrt haben. Sie haben die gesamtem Zimmer durchsucht und alles wertvolle mitgenommen. Anderen die sich gegen sie gewehrt haben, haben schlimmeres erlebt. Viele damalige Freunde von uns haben es nicht so einfach hingenommen und versucht sich gegen die Räuber zu wehren. Manche von ihnen wurden mit dem Tod bestraft" erzählt sie schluchzend. ,,Das heißt alle die sich nicht gewehrt haben, haben nicht mit ihrem Leben gezahlt?" hakt der Geist nach. ,,Ja. Jeder der sie machen ließ, durfte weiter leben" antwortet sie. ,,Es gab nur einen jungen Mann, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist. Er war wie von Hass erfüllt" erzählt sie. Sofort hört der Geist hellhörig zu. ,,Er wollte keinen am Leben lassen. Ihm war es egal, ob ein Erwachsener oder ein Kind vor ihm um sein Leben gebettelt hat. Es schien, als hätte er einen puren Hass auf alle Bewohner dieses Dorfes. Jedoch wurde er relativ schnell von einem der anderen Männer zur Seite genommen, der ihm klar machte, dass das hier nur ein Raubzug werden sollte und kein Mordzug. Wie von väterlicher Seite"
,,Können sie sich an ihn erinnern? Wie sah er aus?" hakt er erneut mit großem Interesse nach. ,,Nein, leider nicht. Wieso interessiert Sie der junge Mann so sehr?" fragt sie nun. ,,Einfach aus Interesse. Ich verstehe nicht, wie ein junger Mann so viel Hass auf fremde Menschen haben kann, die nicht mal daran denken ihm ein Haar zu krümmen" antwortet er. ,,Genau die Frage haben wir uns bei allen Männern dieser Bande gestellt. Sie haben uns zwar nicht das Leben genommen, aber unser ganzes Hab und Gut" erzählt sie ungetrost. ,,Vielen Dank für das offenkundige Gespräch. Ein schönes Fest wünsche ich ihnen beiden noch" bedankt er sich und geht weiter.

Von weiten erkennt er seinen Freund - den Händler. Niemals hätte er gedacht, dass er hier so beliebt ist. Besonders die Kinder mögen ihn, da er bei jeder Ankunft Bumi mitbringt, welcher mit ihnen spielt. Mit seinen Waren scheint er auch ein Hauptversorger des Festes zu sein. Der Geist beschließt sich zu ihm zu gehen. ,,Guten Morgen. Oder sollte ich eher sagen Guten Nachmittag? Scheinst ziemlich K.O gewesen zu sein" begrüßt ihn der Händler. ,,Es scheint mir, als habe ich den Anfang des Festes komplett verschlafen" antwortet er. ,,Das ist nicht schlimm. Sie beginnen hier schon um 8:00 Morgens mit der ersten Zeremonie" lacht er. ,,Bumi scheint eine Menge Spaß zu haben" sagt er und deutet auf Bumi. ,,Bumi liebt Kinder über alles" ,,Und die Kinder lieben ihn auch über alles" - beide beginnen laut zu lachen. Es bereitet ihn ein Lächeln ins Gesicht, dass ein so großes Tier mit zwei riesigen Zähnen die aus dem Mund ragen und zwei riesigen Hörnern, die sein Kopf bedecken so liebevoll mit Kindern umgehen kann. Er könnte stundenlang zusehen, wie die Kinder an seinem Fell raufen und Bumi sie zur Bestrafung leicht umschubst. ,,Tollen Freund an deiner Seite hast du da. Man kann dich nur beneiden" stellt er fest. ,,Oh ja, ich wüsste nicht was ich ohne Bumi wäre. Apropos, wenn wir hier schon gerade dabei sind zu reden. Komm mal näher her" bittet ihn der Händler. Der Geist tritt näher an ihn heran und hört aufmerksam zu. ,,Weißt du. Ich musste gestern lange über unseren gemeinsamen Weg hier runter nachdenken. Ich weiß nicht was ich ohne dich gemacht hätte. Ich kann es nur immer wieder betonen. Da du ja gesagt hast, dass du unbedingt einmal nach Ba Sing Se gehen möchtest, mache ich dir dieses Angebot: Mein nächstes Ziel ist zufälliger Weise Ba Sing Se und ich habe alles nötige was wir brauchen um mit der Erdbahn in die Stadt hinein zu kommen. Ich habe den Händlerpass und bin auch dort ein gern gesehener Gast. Einen Besucherschein könnte ich dir auch besorgen. Mittlerweile wäre es mir einfach wohler, wenn mich jemand auf den Weg begleitet. Wenn wir dann in Ba Sing Se angekommen sind, lasse ich mich da erst einmal mit Bumi nieder und lasse das Reisen. In so eine Situation möchte ich nicht noch ein Mal kommen. Das einzige was du als Gegenleistung tun musst, ist uns ein guter Freund sein" verspricht er ihm. Der Geist kann es kaum glauben. Ba Sing Se, Ba Sing Se, BA SING SE wiederholt es sich erneut dauerhaft in seinem Kopf. ,,Ich weiß nicht was ich sagen soll" stottert er. ,,Unbeschreiblich gerne" platzt es aus ihm heraus. ,,Dann spring morgen etwas früher aus den Federn und wir reisen los" sagt er noch und macht sich wieder an seine Arbeit. Ich kann es einfach nicht glauben. Eine kostenlose Einladung nach Ba Sing Se. Dann kann ich endlich herausfinden, was es mit der Münze auf sich hat. Es scheint als habe der Geist, das erste Mal seit langem wieder eine richtige Freundschaft mit jemanden geschlossen

Ein großer Dong ertönt, welcher das nächste Schauspielstück auf der kleinen Theaterbühne einleitet. Erneut ist die Nacht von dem Überfall an der Reihe. Alle drei Stunden wiederholt sich das Theaterprogramm. Die Bewohner haben sich viel Mühe mit der Gestaltung des Bühnenbilds gegeben. Für jedes Stück wird das Bild gewechselt. Das jetzige zeigt einen Sternenhimmel mit einem Meteorit im Hintergrund. Es scheint tief in der Nacht zu sein, da man den vollen Mond sehen kann.

Gespielt wird die Szene von Anfang an. Man sieht junge Menschen wie sie im Bett liegen und schlafen - nichtsahnend. Es läuft genau ab, wie die alte Dame es erzählt hat. Der Geist schaut gespannt zu und vergleicht die Ereignisse mit denen die er erleben musste. Währenddessen staut sich erneut eine unglaubliche Wut und einen unglaublichen Hass auf solche Räuberbanden.

Bis zu diesem einen Moment schockt ihn nichts. Es kommt ihn vor, als hätte die alte Dame ihn genau das Drehbuch nacherzählt, denn auch der hasserfüllte Junge Mann kommt in dem Schauspiel vor. Er zieht den Geist sofort in den Bann und das aller erste was ihm auffällt ist, dass der Mann eine Narbe hat, genau gleich wie die, die er damals in der Kindheit gesehen hat. Eine Narbe am Hals, die sich seitlich über den Kehlkopf zieht. Tief eingebrannt. Sofort steht er auf und geht erneut zu der alten Dame. Diese sieht ihn schon von weitem auf sie zulaufen und schaut ihn mit großen Augen an, da er einschüchternd wirkt und mit ernsten Gang auf sie zuläuft. ,,Der hasserfüllte Mann. Hatte er eine Narbe?" frägt er sie ohne große Begrüßung. ,,I, Ich, Ich weiß nicht" antwortet sie ängstlich. ,,Ich muss das wissen!" betont er laut. ,,Ich glaube ja" scheint sie sich zu erinnern. ,,Wo?" ,,Am Oberkörper? Oder am Hals? Ich weiß es nicht mehr, tut mir leid".

Sofort geht der Geist zu seinem Freund dem Händler. ,,Du weißt doch bestimmt auch etwas über die Geschichte des Dorfes. Dieses Schauspiel" dabei deutet er auf den Spieler der furchteinflößenden Rolle, die die Kinder verängstigt. ,,Hatte der Mann damals eine Narbe?" ,,Ja, laut Erzählungen ist die Narbe vielen Bewohnern damals aufgefallen. Weil er so ein kalter Mensch war, hat er sich in die Köpfe der Überlebenden eingeprägt. Wieso willst du das wissen?" fragt er. ,,Kannst du dich dran erinnern, als ich dir von dem Überfall auf mein Dorf erzählt habe? Der Mann, welcher meine Mutter umgebracht und meinen Bruder verschleppt hat, hatte genau die selbe Narbe. Das heißt, diese Gruppierung gibt es schon lange" stellt er fest. ,,Erzähl mir das doch gleich" brüllt der Händler. ,,Ich weiß wo sich sein Vater aufhält" versichert ihm den Geist. ,,Aber das sollten wir später besprechen. Ebenfalls sollten wir früher aufbrechen, da diese Tatsache drängt, aber dazu kann ich dir erst später etwas mehr erzählen. Geh schon mal in die Wirtschaft und pack deine Sachen"
Der Geist nickt und macht sich sofort auf den Weg in sein gemietetes Zimmer. Seine Gefühlslage ist komplett durcheinander. Froh auf der einen Seite, dass er der ganzen Sache einen Schritt näher gekommen ist und voller Hass, da er der Bande so nah wie noch nie ist und er sie alle einzeln nacheinander rächen will.

Avatar - Der Blaue Geist #WingAwards18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt