A Very Siku Christmas

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Nervös fuhr Samu sich durch die Haare, als er aus dem Auto stieg und auf das graue Gebäude, in dem sich seit Jahren das Studio seiner Band befand, zuging. Der eisig kalte Dezember-Wind peitschte ihm um die Ohren und der Schnee auf dem Gehweg begann schon nach wenigen Metern den dünnen Stoff seiner Schuhe zu durchweichen.
Als er den Eingang erreicht hatte, öffnete er die schwere Holztür und hoffte inständig, er wäre nicht wieder der letzte, doch als die anderen Jungs mitsamt Produzenten und Manager schon im Studio saßen, als er den Raum betrat, wurde ihm klar, dass dem wohl doch so war.
Er wusste, dass er spät dran war, weshalb er nur ein kurzes 'Moi' in die Runde warf, um so schnell wie möglich anzufangen. Eigentlich mochte er diese gestresste Studioarbeit gar nicht, er hasste sie sogar regelrecht, doch die Plattenfirma wollte unbedingt einen Weihnachtssong von den Jungs, da sie wohl der Meinung waren, damit ließe sich viel Geld machen, was Samu aber nach wie vor bezweifelte. Und der einzige Grund, warum er zugesagt hatte, das hier zu tun, saß gerade neben ihm.
Riku. Sein bester Freund und seit ein paar Monaten sogar ein bisschen mehr als das. Wäre Riku nicht so vollends begeistert von dieser Idee gewesen und hätte er ihn nicht mit fast schon unmenschlichen Methoden erpresst, dann säßen sie jetzt nicht an einem wunderschönen Adventssamstag im Studio und wären damit beschäftigt die tausendste Coverversion von 'Last Christmas' aufzunehmen.
Unwillkürlich musste Samu schmunzeln, wenn er daran dachte, wie er sich hatte überreden lassen. Ohne die anderen zu sehr von ihrer Besprechung abzulenken, drehte er seinen Kopf ein Stück nach links und lächelte, als er Rikus Grinsen sah. Er wusste genau, woran Samu gerade dachte. Und er wusste auch, dass er es jederzeit wieder tun würde. So unauffällig wie es ihm möglich war, legte Riku sanft seine Hand auf Samus Rücken und fuhr langsam hin und her. Samu schloss die Augen und genoss jede Sekunde von dem, was Riku da tat.
"Hey Hapa, was sagst du dazu?", riss ihn plötzlich Rauls Stimme aus seinen Gedanken. "Hm, was?", verwirrt hob Samu den Kopf. "Ob du einverstanden bist, hab ich gefragt.", wiederholte Raul seine vorherige Frage genervt. Er und auch die Anderen hatten schon bemerkt, dass Samu in letzter Zeit immer öfter in seiner eigenen Welt zu sein schien. Es störte sie zwar meistens nicht, doch jetzt, wo sie sowieso schon sehr wenig Zeit hatten, war es wichtig, dass jeder auf Anhieb funktionierte.
Samu hingegen, war es jedes mal, wenn ihn irgendjemand dabei erwischte, wie er in Gedanken bei Riku war, unangenehm. Er wollte ihn nicht verleugnen, dennoch hatten sie es bis jetzt noch keinem erzählt. Wirklich niemandem. Nicht einmal ihre engsten Freunde, wozu die Bandjungs ja eigentlich auch zählten, wussten Bescheid.
"Ähm, ja klar.", brachte Samu gerade so heraus, obwohl er nicht den leisesten Schimmer hatte, worum es gerade ging. Erst jetzt bemerkte er Rikus prüfenden Blick auf sich. Er wusste zwar, dass Samu ein Problem damit hatte, dass andere wissen könnten, dass sie beide zusammen waren, warum und vor allem, warum es jetzt gerade so extrem zu sein schien, wusste er jedoch nicht.
Etwas gequält sah Samu seinen Freund an, der verstand sofort. Er deutete mit dem Kopf zur Tür und bedeutete ihm so, nach draußen zu gehen, um sich zu unterhalten. Samu nickte.
"Hey Leute, entschuldigt ihr uns mal kurz?", sagte Riku in die Runde und ein allgemeines Schulterzucken zeigte ihm, dass er damit eigentlich auf wenig Gegenliebe gestoßen war. Seufzend stand er dennoch auf, nahm Samu bewusst nicht an der Hand, sondern am Arm und zog ihn hinter sich her zu den Toiletten. Anstandslos folgte er.
Energisch schob Riku ihn den kleinen Raum vor den Toilettenkabinen und schloss die Tür. Nachdem er sich versichert hatte, dass sie beide auch wirklich alleine waren, verschränkte er seine Arme und musterte Samu prüfend.
"Also, was ist los?". Samu seufzte. Er wollte um jeden Preis verhindern, dass sein Freund dachte, er würde ihn nicht lieben oder stünde nicht zu hundert Prozent hinter ihrer Beziehung, aber was sollte er denn sagen? Er wusste doch selbst nicht genau woran es lag. Er brauchte eine Weile, um sich zu überwinden, diese Zeit gab Riku ihm natürlich, er wollte Samu ja nicht zu sehr bedrängen. Dann, wie aus dem nichts nahm dieser seine Hände und sah direkt in Rikus warme Augen.
"Rik? Bist du mir böse, wenn wir es den Anderen heute noch nicht erzählen? Ich weiß, wie wollten es eigentlich endlich tun, aber... ich hab Angst... Was, wenn sie es nicht verstehen? Mikko wird uns den Kopf abreißen, wenn er erfährt, dass wir zusammen sind. Und was glaubst du, was die Presse erst für einen Wind machen wird? Ich... ich kann das einfach nicht...". Beschämt senkte er den Kopf. Sofort spürte er Rikus Finger an seinem Kinn, die es zärtlich nach oben drückten, sodass er gezwungen war, ihn wieder anzusehen.
"Hey, das ist doch nicht schlimm.". Sanft strich er über Samus Wange. "Wie müssen nichts tun, wobei du dich nicht wohl fühlst, Schatz.". Er lächelte, doch das bewirkte nur, dass Samu sich noch schlechter fühlte. Wie konnte Riku nur immer so verständnisvoll sein, wenn er sich immer wie ein Arsch aufführte?
"Es tut mir Leid.", murmelte er und sah wieder zu Boden. "Ich hab dich gar nicht verdient.".
"Sag sowas nicht.", entgegenete Riku bestimmt und legte seine andere Hand ebenfalls an Samus Wange. "Ich liebe dich und daran wird nichts und niemand etwas ändern. Nicht Mikko, nicht die Jungs und erst recht nicht die Welt da draußen.".
Mit diesen Worten zog er ihn in einen liebevollen Kuss.
"Ich liebe dich auch.", flüsterte Samu gegen seine Lippen. Riku lächelte, lehnte seine Stirn gegen Samus und nahm wieder seine Hände.
"Lass uns Weihnachten abwarten. Dann ist immer noch Zeit ihnen alles zu erzählen.". Samu nickte. "Okay.".
Er lehnte seinen Kopf ein Stück vor und versuchte Rikus Lippen zu erreichen, der ihm grinsend entgegenkam.
"Komm, wir gehen wieder rein.", murmelte Samu. Er beendete das hier nur ungern, doch der Zeitdruck wurde nicht weniger. Ohne nachzudenken nahm er Rikus Hand und führte ihn zurück ins Studio.
Erst als ihn die schrägen Blicke der Jungs trafen, bemerkte er, dass der Anblick von ihnen beiden händchenhaltend wohl nicht das war, was sie erwartet hatten. Auch Riku hatte sich schon gewundert, warum er jetzt plötzlich so gar nicht mehr besorgt schien.
'Jetzt oder nie', schoss es Samu durch den Kopf. Eine bessere Situation würde sich so schnell wohl nicht mehr ergeben. Das war die Chance Riku zu beweisen, dass er es ernst meinte.
Er räusperte sich und holte tief Luft. Als Riku verstand, was sein Freund vorhatte, drückte er seine zittrige Hand noch ein wenig fester, um ihn wissen zu lassen, dass er nicht alleine war. Samu schluckte.
"Alles klar bei euch?", fragte Mikko sichtlich verwirrt nach einigen Sekunden, in denen Samu noch immer kein Wort heraus bekommen hatte. Doch ein kleiner Blick von Riku, den er nur aus dem Augenwinkel wahrnahm gab ihm schließlich den fehlenden Mut.
"Wir sind zusammen.", sprach er die drei kleinen Worte aus, vor denen er sich so gefürchtet hatte. Jetzt war es raus. Endlich. Erleichtert sah er zu Riku, der ein stummes 'Ich liebe dich' mit den Lippen formte.
Lächelnd beugte Riku sich zu ihm herüber und flüsterte in sein Ohr: "Du bist das schönste Weihnachtsgeschenk von allen."

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