Flucht in andere Welten

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Es ist still. Alles noch so ruhig, vielleicht eines der Vorteile kein Cyty zu sein. Cyty steht für Cyborg und Beauty. Hier in unserer Welt ist Aussehen an allererster Stelle und das führte dazu, dass irgendwann irgendwer die perfektionierte Chirurgie für das Aussehen erfunden hat. Das war alles aber noch vor meiner Geburt, ich bin in diese Welt hineingeboren wurde. In diese kaputte Welt, wo jeder sich alles aufspritzen und reparieren lassen hat.
Zwar ist es keine Pflicht beziehungsweise ein Gesetz, dass man sich chirurgisch behandeln lassen muss, aber man ist sehr schnell unbeliebt, wenn man es nicht ist. So bin ich es.
Ich bin Tani und eine von den sogenannten 'Normies'. Ich bin eine Außenseitern vom allerbesten Beispiel. Niemand redet so wirklich mit mir oder agiert mit mir in irgendeiner Form. In der Schule bin ich auch mit eine der wenigen, die auch wirklich etwas machen, da die anderen nichts können außer gut auszusehen und naja, das war's auch schon, mehr können die nicht.
Aus diesem Grund gibt es auch das Fach Schönheit, welches einen immer wieder aus der Patsche hilft.
Tatsächlich bin ich noch nie in dem Fach durchgefallen, da ich von Natur aus gut aussehe. Es hört sich vielleicht arrogant an, ich weiß, doch wenn man hier schon so viel ekelerregendes gesehen hat und nur falsches, ist man auch schon von geringer natureller Schönheit begeistert.
Meine Haare sind glatt und schwarz und gehen 'perfekt' bis zu den Schultern. In unserer Welt gibt es solche perfekten Maße. Überall, ich wohne in Brixi, doch auch in allen anderen Ländern gelten diese Maßstäbe.
Außerdem habe ich füllige und knallrote Lippen, welche mein Hauptmerkmal sind. Viele haben bereits versucht durch eine Operation die selbe Form und Farbe meiner Lippen hinzubekommen. Erfolgslos. Meine scheinen einfach einzigartig.
Ich habe eine eher große Nase, welche den Perfektionismus an mir zerstört. Das wurde mir einmal in Schönheit wirklich vorgeworfen. Nicht gesagt, vorgeworfen.
Ich habe runde und meerblaue Augen und dazu noch eine gute Figur mit 65 Kilogramm und einer Größe von 164 Centimetern.
Hier weiß man immer seine genauen Maße, manche haben sogar ein ganzes Tagebuch seitdem Beginn ihres Lebens.
Ein weiteres Feature von Cyty ist, dass man einen Wecker integriert hat und einen Einschläfer. Man schläft zur gewünschten Zeit ein und wacht zur gewünschten auf. Da viele ihren Schönheitsschlaf brachen, schlafen sie auch aus, sodass es am Morgen immer sehr still ist und ich die Ruhe einfach mal genießen kann, da man immer den Druck spürt, gut auszusehen, obwohl mir das sogar egal ist, spüre ich ihn trotzdem.
Wenigstens kommt dieser nicht von meiner Familie, welche komplett frei von Cyty lebt, außer meine jüngste Schwester.
Ich selber bin 19, meine eben genannte jüngere Schwester, Cinderella, ist 14, die andere, Susi, ist 16. Der älteste im Bunde ist mein Bruder, Tom, mit 23 Jahren.
Cinderella, vorher war ihr Name Esmaralda, hat erst einmal ihren Namen umändern lassen und dann ihren ganzen Körper. Meine Eltern haben uns immer die Wahl gelassen, ob wir den Nutzen von Cyty wollen, da sie selber dagegen sind, aber die Gesellschaft es einem einfach nicht anders zulässt.
Alle haben dem Druck gestanden außer Cinderella, was aber auch daran liegen kann, dass der Druck von Zeit zu Zeit immer höher und stärker wird.
Wie ihr Name schon sagt, ist Cinderalle sehr glamourös und tut so als wäre sie von der Arbeitergesellschaft empor zum Adel gestiegen. Sie läuft nur mit hochwertigen Kleidern herum und hat bis zu den Knien falsche blonde Haare. Ihre Augen hat sie in lila färben lassen und dann auch noch in die ovale Form gebracht. Ihre Lippen wurden versucht, wie meine operiert zu werden, aber das lief ein wenig schief und jetzt sind ihre Lippen einfach nur übervoll und rosig. Ihre Nase und Ohren sind echt geblieben, da diese perfekt dem Mittelmaß angepasst waren von Geburt an. Viele beneideten sie dafür, da man hier viel Lob für naturelle Schönheit bekam.
Ihren Körper hat sie länger und dünner machen lassen, so dass sie auch unbedingt perfekt ins Mittelmaß passt. Würg.
Wir waren nicht wirklich von ihrer Verwandlung begeistert, aber haben sie nicht anders behandelt. Sie ist schließlich immer noch unsere kleine Schwester, auch wenn ich immer mehr und mehr den Glauben daran verliere, da so ein großer Druck auch die Persönlichkeit ändert.
Sie wird immer arroganter und egozentrischer, das eine mal ist sie mit einem Messer auf mich losgegangen, da meine Eltern zuerst mir statt ihr zugehört haben.
Sowas passiert ständig in Brixi. Oft gibt es Fälle von Kindern, welche völlig durchgedreht sind. Und die Fälle häufen sich. Wir alle machen uns bereits große Sorgen um Cinderella, da sie auch noch bekannt ist in ihrer Schule und mit Bekanntheit wächst auch der Druck.
In meinen Gedanken versunken, stupst mich Susi an und reicht mir einen Kaffee. Ohne etwas zu sagen, trinken wir ihn aus.
Wir haben eine Abmachung, dass nicht am Morgen geredet wird, außer ist es nötig oder es wachen alle anderen auch auf. Wir wollen einfach nur die Stille und den Frieden genießen.
>>Ich weiß, wir haben unsere Abmachung, aber wir müssen reden. Es passt, da Esma- ich mein Cinderella noch nicht wach ist. Wir müssen etwas dagegen unternehmen. Gestern hat sie einfach mein Lieblingsshirt zerrissen und in den Müll geworfen, da es ihr zu peinlich sei eine Schwester zu haben, welche so einen 'Dreck' anzieht.<<
>>Du verarscht mich doch, oder? Das kann nicht sein, das Mädchen verliert echt die Kontrolle. Jemand muss sie mal in ihre Schranken weisen, sonst dreht sie noch komplett ab, wie auch die Cyty aus den Nachrichten. Dieses Ding ist echt ne Seuche.<<
>>Du sagst es. Wenn Tom aufwacht, sollten wir eine Art Intervention oder ein Gespräch mit Mama und Papa planen.<<
>>Ich glaube ein Gespräch mit Mama und Papa, wäre fürs erste besser.<<
>>Du bist die ältere, wenn du es sagst.<<, sagt sie schnappisch.
>>Jetzt werd ja nicht so Susi oder sollte ich Sie Madame Susi nennen?<<
>>Das ist nicht lustig! Nimm das!<<
Auf einmal fängt sie an mich zu kitzeln und ich kann mein krampfhaftes Lachen nicht mehr verkneifen, als mir auch noch der Kaffee runterfällt. Im Gelächter legen wir uns auf das Sofa und dösen noch eine Weile, als ein schriller Wecker nach dem anderen anging.