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"Melia das kann nicht sein. Sag doch was!", schrie ich frustriert meine Freundin an. Die mich nur gelassen umarmt. Wie kann sie nur so gelassen sein?

"Es ist alles in Ordnung das Kind hat sich sicher verlaufen."

"Ja sicher mitten in der Nacht."
Unglaubwürdig schaute ich sie an.

Okey Lily du schaffst das. Dreh dich einfach um. Es wird schon nicht so schlimm sein. Du hast nur zu viele Horrorfilme angeschaut.
Langsam nehme ich mir meinen ganzen Mut zusammen und sehe wie Melia sich langsam von der Umarmung löst und sich in die Richtung des Kindes bewegt. Als ich das Kind sehe wird mir schnell klar, dass etwas nicht stimmt. Aber was es ist, das weiß ich nicht. Mit der Kamera in der Hand versuche ich mich zu beruhigen.

Kennt ihr das, wenn euer Bauchgefühl sagt 'etwas schlimmes wird passieren' und ihr zu dumm seid um darauf zu hören. Nein, nun ja ich Dumme werde es so wie es aussieht noch kennenlernen. Mit zitternden Knien nähere ich mit den Zweien und kniete mich nieder, um auf Augenhöhe des Kindes zu bleiben.

"Was suchst du den hier Kleiner?", fragt meine ach so tausendmal mutigere Freundin Melia.

"Ich habe Mama verloren."

"Wo ist den deine Mama?", frage diesmal ich mit einer zitternden Stimme und für mich in einer viel zu hohen Stimmlage.

"Nein sie ist nicht meine Mama. Sie heißt Mama und hat gesagt, dass ich nicht weggehen soll. Aber ich habe gewartet und habe hunger bekommen. So habe ich was zu essen gesucht und ein Licht gesehen. Nun ist Mama sicher böse auf mich. Da ich nicht auf sie gehört habe", weinte der arme Junge.

Bei kleinen Kindern, die weinen bekomme ich immer ein weiches Herz. All meine Angst ist wie weggeblasen und ich umarme den kleinen Sprössling. Melia haltet währenddessen die Kamera und filmte alles mit und erklärt den Zuschauern was gerade passiert ist.

"Wie heißt du den mein Kleiner?"

"Jakop."

"Okey Jakop, komm wir finden deine Mama schon", sage ich und nehme das Kind an meine Hand.

"Sie ist nicht meine Mama. Sie nennt sich so."

"Und wo sind dann deine Eltern?", frage ich aus purer Neugierde. Ich will endlich wissen, warum dieses Kind mit Glocken ähnlichen blonden Haaren und zierlichen Körper im Wald ist.

"Mama sagt, dass sie weggegangen sind und das für immer. Sie sagt, dass sie mich verlassen haben und mich nicht mehr haben wollen. Sie sagt auch, dass ich sie nicht mehr brauchen werde und wenn ich nicht mit ihr mitgehe wird etwas schlimmes mit ihnen passieren und sie werden für immer böse, böse Albträume haben und niemals wieder aufstehen. Und das will ich nicht", nun beginnt das Kind wieder an zu weinen.

Langsam realisieren Melia und ich was der kleine Junge, der ungefähr fünf Jahre alt ist, zu uns gesagt hat. Wir sehen uns gegenseitig an und dann bewegten unsere Köpfe in Richtung Kamera.

Scheiße man, so etwas darf nicht wahr sein. Es ist eine Mörderin auf freiem Fuße und wir sind genau in der nähe von ihr. Ich hatte schon mal gehört, dass jeder Mensch im Schnitt schon Mal zwei Mördern im Leben begegnet ist und dies unbewusst. Ich glaube, dass ich heute meinem letzten Mörder begegnen werde und das kurz vor meinem Tod. Leise bete ich zu Gott damit ich heute noch heil nach Hause komme und dies mit Melia überlebe.

"Okey Leute, die Sache hier wird immer gruseliger und gruseliger. Ich glaube wir sollten das Ritual hiermit beenden", meint Melia tapfer zu sagen. Ich merke wie selbst bei ihr das Blut in den Adern langsam zu gefrieren beginnen.

Nein das könnt ihr nicht machen.
Ihr macht euch die Sache selber schwieriger!

"So ein Scheiß! Wollt ihr das wir hier sterben!? Hier ist eine Mörderin, die jeden Moment auftauchen kann und uns mit dem armen Ding umbringen wird. Also das will ich nicht riskieren. Komm lass uns diesen Scheiß abbrechen und nach Hause gehen, Melia. Ich habe keinen Bock mehr auf diese Sache. Komm Kleiner wir nehmen dich mit."

Ich keuche auf als ich ein knacksen höre und sehe wie das Kind sich erschreckt hat und sich hinter meinen Beinen versteckt.

"Das brauchst du nicht. Mama hat mich schon gefunden und ist böse auf mich. Sehr böse. Sie soll nicht böse sein. Sie ist auch böse auch auf euch."

Das Ritual Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt