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Ich konnte mich die ganze Stunde über nicht konzentrieren. Es war einfach zu schwer. Ich saß deprimiert an meinem Tisch und ertrug so gut es ging all die Lästereien um mich herum.
Beim Schellen fiel mir ein Stein vom Herzen, da ich endlich von diesen ganzen Idioten weglaufen konnte.
Bevor ich den Raum verließ sprach mich Herr Riese an. Was hatten denn all die Lehrer, dass sie immer das Verlangen hatten mich anzusprechen?
>>Leo. Die Lehrschaft hat bereits von dem Vorfall mitbekommen und wir sind auch sehr tief getroffen. Deine Eltern wurden bereits kontaktiert, sie haben keine Anzeige aufgestellt. Ich hoffe du weißt davon Bescheid, ich wollte nur sichergehen. Es tut mir leid, was passiert ist.<<
Mit diesen Worten wurde alles nur schlimmer. Ich verstand das nicht, ich weiß meine Eltern waren kein Fan von mir, aber es waren meine Eltern, wie konnten sie mich nicht verteidigen?!
Verstört verließ ich den Raum, wo schon die nächste Person war, die ich nicht sehen wollte.
>>Leo! Geht es dir besser? Es tut mir immer noch so unendlich Leid, du weißt doch, dass das die Wahrheit ist, wir sind doch Freunde!<<, log Sam vor sich hin.
Ohne jegliche Emotion lief ich an ihr vorbei. Sie rief mir noch Worte hinter, aber ich blendete sie komplett aus. Ich kannte ihre Natur und bin trotzdem auf sie reingefallen. Irgendwie ironisch. Sie war eine echt gute Schauspielerin. Mit einem schmunzeln bewegte ich mich Richtung Hof.
Ich hatte meinen eigenen versteckten Ort, wo sich keiner hintraute. Als einer einmal es gewagt hat, mich an dem Ort zu stören, kam er mit gebrochenen Knochen erst zurück. Es war der einzige Ort, wo ich meine Ruhe hatte, wenn ich in der Schule war.
Er lag direkt hinter dem Hof zwischen zwei Bäumen, es war eine Art Busch und dort habe ich auch mein eigenes Altar aufgebaut. Mehrere Bilder von Büchern und gezeichnete Figuren aus meinen Welten waren dort vorzufinden. Es war ein Ort der Ruhe und des Friedens und wer diesen versuchen würde zu zerstören, würde zerstört werden.
Auf dem Weg zum Busch folgten mir viele und werften mir die verschiedensten Beleidigungen an den Kopf, manche sogar aus Neologismus (Wortneuschöpfung) entstanden. Außerdem wurden mir auch diverse 'Fanarts' hinterhergeworfen, welche mich darstellen sollten. Es waren simple Kothäufchen.
Letztendlich gelangte ich doch am Busch und alle wichen zurück, keiner folgte mir mehr. Alles war ruhig. Sie wussten diesen Ort zu respektieren und das war auch gut so. Es rankten sich die komischsten Gerüchte um mich und den Busch. Manche vermuteten sogar, dass ich Bomben und Waffen hier verschanze. Ich schmunzelte leicht, mir gefiel es mysteriös zu sein und undurchschaubar. Das machte die Menschen nämlich ganz schön vorsichtig und ließ mir meine Ruhe. Deswegen hatte ich die Gerüchte nie wirklich bestritten. Wurde ich gefragt, hab ich nur einen bösen Blick gegeben, was alles verstärkte. Ich fand es lustig und amüsant.
Ich setzte mich also in den Busch und stöpselte meine Kopfhörer ein, um dann ein wenig Musik zu hören. Es beruhigte mich und das war, was ich im Moment brauchte. Beruhigung. Flucht in eine andere Welt.

Flucht in andere WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt