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Als ich wieder aufwache, sehe ich meinen Mann neben mir auf einem Stuhl nachdenklich sitzen. Ich will gerade nachfragen, was passiert ist, als es mir einfällt.
Magdalena! Ich muss sie retten! Der Richter hat sie sich geschnappt. Um Gottes Willen, ich hoffe er hat ihr nichts getan. Bitte nicht. Nicht meine kleine Magdalena, ihr geht es bestimmt gut.
>>Flora! Leg dich wieder hin, alles ist gut, bitte rege dich nicht wieder auf.<<, sagte er, nachdem er mich bemerkte.
>>Nicht aufregen? Nicht aufregen? Ist das dein ernst?! Wie soll ich mich nicht aufregen?! Unsere Tochter wurde von einem psychopathischem Monster entführt! Ich glaube du solltest dich mal aufregen!<<, schrie ich ihn ungewollt laut an.
>>Schatz, Schatz. Ich weiß doch, aber auszurasten bringt weder dir noch Magdalena was, okay?<<
Ich falle schluchzend in seine Arme. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn Magdalena. Ich will es gar nicht aussprechen. Es geht nicht, ich kann nicht.
Dieter hat Recht, ich darf mich nicht aus der Fassung bringen. Ich wünsche mir die Tränen ab und rappel mich wieder hoch.
>>So. Wir machen jetzt einen Plan, irgendwie müssen wir unser kleines Mädchen zurückbekommen. Irgendwie wird das schon klappen<<, sagte ich eher zu mir um mich selber zu motivieren.
>>Ich habe mir da bereits Gedanken rüber gemacht. Es wäre das Beste, wenn wir erst einmal Verbündete suchen. Alleine ist man schwächer. Mehr Köpfe, weniger Fehler. Weniger Fehler, mehr Erfolg. Mehr Erfolg, Ziel. Ziel, Magdalena.<<
>>Wow. Schön formuliert.<<
>>Danke, hatte lange Zeit um das einzuüben.<<, gibt er verlegen zu.
>>Wie lange war ich weg?!<<, fiel mir plötzlich ein.
>>Ungefähr vier Stunden oder so.<<
>>Oh Gott, dieses Monster hat sie seit vier Stunden, meine Arme kleine Tochter. Wehe er hat ihr etwas getan, wir müssen uns beeilen. Lass es uns bei dem Mann von Elizabeth, Friedrich, zuerst versuchen. Ich glaube er hat mit die meiste Wut auf den Richter. Dafür, dass er seine Frau getötet hat und irgendwie bis aufs Letzte bloßgestellt wurde. Er hat nicht viel zu verlieren und könnte eine große Hilfe für uns sein. Als Waffenschmied, kann er uns ausrüsten um gegen dieses Monster anzukommen.<<
Ich eile nach unten ohne auf die Reaktion von Dieter abzuwarten. Es kostet einfach zu viel Zeit. Während ich mir die Schuhe anziehe, höre ich bereits die Schritte runtereilen.
>>Glaubst du wirklich es ist eine so gute Idee Friedrich damit jetzt zu überrumpeln. Er muss bestimmt durcheinander sein.<<
>>Was interessiert mich ob er durch den Wind ist oder nicht. Seine Frau ist bereits tot, meine Tochter nicht.<<, sagt ich selbstbewusst ohne es wirklich selber zu glauben.
>>Das wissen wir nicht.<<
Mir stockt der Atem. Nicht, weil er es gesagt hat, sondern weil er Recht hat. Wir wissen nicht einmal, ob sie lebt.
>>Dann haben wir wenigstens ihre Leiche und können sie ehrenhaft begraben. Wir können nur hoffen, Schatz. Nicht aufgeben, für sie.<<
Er nickt seine Tränen zurückhaltend und zieht nun auch seine Schuhe an.
Wir rennen zu Friedrich und hämmern an seiner Tür solange bis ein versiffter Mann vor die Schwelle tritt.
>>Was wollt ihr?!<<, fragt Friedrich aggressiv.
>>Wir brauchen deine Hilfe. Bitte.<<, sagt Dieter beruhigend.
Lachend schließt er die Tür, doch ich hindere ihn daran indem ich mein Bein zwischen stecke.
>>Wir brauchen deine Hilfe. Bitte.<<, sage ich nun um einiges aggressiver.
>>Schiebe deine Bitte sonst wohin. Wahrscheinlich wusstest du davon, oder? Wie sie sich angraben lassen hat diese, diese...<<, er kann kein weiteres Wort rausbringen, da ihn sein Schluchzen übertönt.
>>Hör mir zu! Ich hatte keine Ahnung von all dem, okay? Du weißt ich würde dir so etwas nie antun. Ich weiß, dass alles muss so unglaublich schwer für dich sein und ich kann mich auch nicht in deine Situation reinversetzen, aber ich versuche es und ich bitte dich nur, dich in meine zu versetzen. Meine Tochter ist entführt worden und alleine können wir sie nicht wiederbekommen. Ich bettel dich an. Hilf uns, unsere kleine Tochter wieder zurückzubekommen.<<
Das Schluchzen stoppt und Friedrich streicht sich die Tränen von den Wangen. Er überlegt eine Weile bis er antwortet.
>>Tut mir leid, dass ich dich beschuldigt habe. Es ist alles einfach so schwer, aber ich helfe euch. Es muss schwerer sein, wenn die eigene Tochter entrissen wird. Sagt mir, was zu tun ist und ich tu es, falls ich dazu auch in der Lage bin.<<
>>Ich danke dir mit ganzem Herzen. Wirklich. Danke. Lege ein paar Waffen für uns zurück. Ein paar mehr. Wir werden versuchen noch mehr Leute aufzukriegen um dann einen Plan zu machen. Wir kommen auf dich zurück, wenn es soweit ist.<<
Er nickt und schließt dann trauernd die Tür. Er tut mir wirklich Leid, doch Magdalena ist jetzt wichtiger.
>>Nicht schlecht.<<, sagt Dieter beeindruckt.
>>Ich habe doch gesagt, dass das eine gute Idee ist.<<, antwortete ich als wäre das Teil meines Planes gewesen.
>>Als nächstes sollten wir zu unseren stärksten Kriegern. Marcus und Sebastian. Die beiden sollten in der Kaverne sein.<<, schlug er vor.
>>Gar keine schlechte Idee. Die beiden könnten uns gut verteidigen. Schulden tuen die mir auch noch was.<<
Marcus und Sebastian sind Krieger in jungem Alter, aber dafür unfassbar talentiert. Beide kenne ich seitdem sie Kinder sind. Sie sind Brüder und dementsprechend unzertrennlich. Nach dem Tod ihrer alleinerziehenden Mutter sind die beiden gezwungen gewesen, selbstständig zu werden. Ich bin diejenige gewesen, welche die beiden beschützt und geholfen hat. So sollten sie mir eigentlich helfen. Ich hoffe sie machen es.
Wir begeben uns also zur Kaverne, wo auch bereits wieder eine Prügelei stattfindet zwischen mehreren Rekruten. Das beeindruckt mich eher weniger. Es sind eben Jungspunde, welche Wut russlassen. Ich halte Ausschau nach Marcus und Sebastian und erblicke diese an der Bar.
>>Marcus! Sebastian!<<, ruf ich ihnen rüber.
Sie bemerken und kommen auch direkt auf uns zu.
>>Was beschafft uns die Ehre, dass uns die schönste Blume des Dorfes ersucht?<<, fragen beide schmeichelnd im Chor.
>>Wir brauchen eure Hilfe. Dringend.<<
>>Was ist passiert? Ist es etwas schlimmes.<<, fragt Marcus besorgt.
>>Es ist ernst. Magdalena wurde von dem Richter entführt! Und wir planen sie zurückzuholen. Das können wir aber nur mit eurer Hilfe. Wir brauchen euch als Krieger. Es wäre eine Erleichterung für uns, würdet ihr uns begleiten.<<, mischt sich mein Mann ein.
Beide gucken sich unsicher an und wechseln zwischen verschiedenen Emotionen. Trauer, Schock, Verunsicherung und auch Angst. Nach längerer Zeit des Nachdenkens und unter vier Augen Redens, drehen sich die beiden zu uns.
>>Wir machen es. Du hast uns schon so oft gerettet, Flora, es wird mal Zeit, dass wir dich retten.<<, sagt Sebastian.
>>Jungs, ihr wisst nicht wie dankbar ich euch bin. Für die Waffen haben wir bereits gesorgt. Wir treiben noch ein paar andere Leute auf und benachrichtigen euch danach um einen Plan aufzubauen. Lasst euch drücken!<<
Ich drücke sie noch einmal und wir verabschieden uns. Jetzt heißt es noch Nahrung und Planung. Wer kann für Nahrung sorgen und wer kann gut organisieren.
>>Dieter, was glaubst du? Wer aus dem Dorf kann für Nahrung sorgen und wer kann gut organisieren?<<, frage ich ratlos.
>>Brigitte! Sie hilft uns bestimmt. Ihr gütiges Herz könnte gar nicht anders. Als Bäckerin könnte sie Brot und vielleicht auch ein wenig Käse besorgen.<<
Da schießt es auch mir durch den Kopf.
>>Max! Er kann sich um die Planung kümmern.<<
>>So machen wir es, kümmerst du dich um Max und ich um Brigitte? Du weißt, dass er und ich eher weniger auskommen. Außerdem... Geschlechtervorteil.<<
Ohne wiedersprechen zu können, verschwindet er auch schon. Doch er hat Recht, es macht Sinn.
Max ist einer der wenigen Studenten aus dem Dorf und ist dementsprechend auch sehr schlau. Oft benutzt er dies um Streiche an Erwachsenen zu spielen. So kam es schon oft dazu, dass er und Dieter aneinander gerieten.
Max selber ist ungefähr so alt wie Marcus und Sebastian auch. Um die 18 bis 19 ist es.
Aufgrund seiner hohen Intelligenz und seiner perfiden Planung bei seinen Streichen, würde er perfekt ins Team passen. Meistens befindet er sich Zuhause bei seinen Eltern um zu lernen. Die Eltern selbst hassen Max. Ich sage es ungern, aber es ist so. Sie verabscheuen ihn, da er erfolgreich ist und die Eltern ihn beneiden. Hinzu kommt, dass die beiden ziemlich unbeliebt geworden sind, da ihr Sohn so viele Streiche spielte. Das heißt, es würde kein Problem darstellen, die Eltern zu überreden, dass Max mitkommt. So hart es auch klingt, es ist so.
Das einzige was ich mich frage ist, wie überzeuge ich Max? Er ist rafiniert und außerdem sehr stur, das wird nicht einfach sein. Doch darüber kann ich mir dann Sorgen machen, wenn ich dort bin.
Ich eile zu seinem Haus, welches sich nicht weit von der Kaverne aufhielt. Angekommen, klopfe ich mehrmals, als mir Max öffnet.
>>Sind deine Eltern nicht da?<<, frage ich verblüfft.
>>Ne, die sind schon irgendwo hingereist. Wer weiß, vielleicht haben sie mich dieses mal verlassen.<<, antwortet er betrübt.
>>Kann ich reinkommen?<<
>>Klar, nur zu. Ich kann dir nichts anbieten, da ich nichts habe, da meine Eltern weg sind. Tut mir leid.<<
>>Kein Problem, Max. Falls du etwas brauchst kannst du immer zu uns kommen.<<
>>Damit mich Dieter besser verprügeln kann?<<, fragt er provokant.
>>Nicht lustig, Max. Das ist jetzt aber auch Nebensache. Ich weiß es passt dir womöglich nicht, doch ich brauche deine Hilfe.<<
>>Ach sie einer an. Jemand braucht meine Hilfe. Jemand braucht die Hilfe von dem arrogantem Arsch<<, verspottet er mich.
>>Genau richtig.<<
Meine trockene Antwort scheint ihn zu verblüffen und es wird ihm klar, dass die Situation ernst ist.
>>Wobei kann ich helfen?<<
>>Magdalena ist entführt worden. Von dem Richter. Wir haben bereits alles beisammen. Wir brauchen noch jemanden, der schlau genug ist, einen Plan zu entwickeln.<<
>>Das mit Magdalena mag mir zwar leid tun, aber seid ihr komplett behämmert? Euch geht es doch nicht gut, wer zum Teufel stellt sich dem Richter gegenüber?! Das ist lebensmüde, da kann noch nicht mal ich euch weiterhelfen.<<
>>Wir. Wir stellen uns ihm entgegen. Und wir brauchen dich. Bitte. Was kann ich machen, dass du uns
hilfst?<<, frage ich verzweifelnd.
>>Dieter. Er soll sich entschuldigen. Für alles, was er mir angetan hat und das auch aufrichtig. Ich weiß, es ist auch meine Schuld, aber ich will sehen wie er seine sturen Schatten überspringt. Ich will gewinnen.<<
Das ist nicht sein Ernst. Er möchte einfach nur gewinnen? Dieser Junge ist wie ein Kind, unfassbar. Umso besser für mich, eine Entschuldigung und das reicht dann auch. Das wird wahrscheinlich eine unangenehme Reise.
>>Nun gut. Ich werde mit Dieter helfen, aber dann wirst du uns auch helfen. Einverstanden?<<
>>Einverstanden.<<
>>Mach dir schon einmal Gedanken. Unser Team besteht aus Friedrich, Markus, Sebastian, Dieter und vielleicht Brigitte. Dieter versucht gerade auch sie zu überreden. Friedrich ist fü-<<
>>Für die Waffen zuständig. Jaja, ich kann mir schon denken, was die alle machen. Ruf mich, wenn wir uns besprechen. Ich hoffe ihr habt eine eine geplant, wenn nicht, habe ich gerade eine geplant.<<, unterbricht er mich.
>>Wir haben eine geplant. Ich hole dich, wenn es soweit ist.<<
Wortlos verlasse ich genervt das Haus. Davor steht Dieter auch schon.
>>Ich glaube es nicht. Meine Tochter ist entführt worden von einem Monster und ich schlage mich mit solchen Kindern rum. Er hat zwar eine Bedingung, aber er macht mit. Wie lief es bei dir?<<
>>Besser. Wie zu erwarten war Brigitte Feuer und Flamme uns zu helfen. Sie packt bereits Nahrung mit ein und kommt auch mit. Sie meint, sie war mal eine Zeit lang Krankenschwester und könnte vor Ort Erste Hilfe leisten. Doch was für eine Forderung hat Max?<<
Da fällt es mir ein. Er möchte ja, dass Dieter sich entschuldigt.
>>Er verlangte, dass du dich bei ihm für deine Taten entschuldigst. Ihn gewinnen lassen.<<
>>Der spinnt doch. Wenn er wirk-<<
>>Mein lieber Mann, vergiss nicht, dass das Leben unserer Tochter auf dem Spiel steht. Du springst über deinen Schatten und wirst dich bei diesem Kind entschuldigen, habe ich mich da klar ausgedrückt?<<, schimpfe ich ihn an.
Unzufrieden nickt er und läuft den Weg nach Hause mit Kopf nach unten.
Angekommen ruhen wir uns erst einmal aus. Das ist alles zu viel für mich.
Ehe ich mich versehe, schlafe ich wieder ein. Nur ein wenig. Nur für eine kurze Zeit. Magdalena ich werde dich retten, Mami kommt. Halte durch...

Flucht in andere WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt