Ich erwachte wieder von meinem Traum. Im Team war man stärker... Diese Worte kreisten durch meinen Kopf. Ich war mein ganzes Leben allein gewesen. Wäre ich im Team stärker gewesen? Wär ich im Team stärker?
Ich dachte lange nach. Sollte ich mir vielleicht mein eigenes Team bilden um stärker zu wirken gegenüber den anderen? Nein, das konnte ich nicht tun. Basiert eine Freundschaft auf Lügen und Intrigen, hatte diese sowieso von Anfang keine Chance. Vor allem wenn sie selber eine Lüge war. Es war auch ein wenig hinterlistig von Flora, dass sie all ihre Freunde und Leute in der Gemeinde ausnutzte. Doch es ging um ihr Kind, Magdalena war ihre höchste Priorität.
Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Seufzend verließ ich mein Versteck und blickte noch einmal zurück bis ich mich dann zu meiner Doppelstunde Kunst begab.
Frau Till war meine Kunstlehrerin und eine Möchtegern-Künstlerin. Sie hatte keine wirkliche Ahnung von Kunst aber tat so. Ich zeichnete immer meinen eigenen Kram, da mich ihr Unterricht eher weniger interessierte.
Da fiel mir was ein. Chloe! Ich hatte mit ihr Kunst. Voll Vorfreude begab ich mich zum Kunstraum. Ich freute mich auf sie, sie hatte sich bei mir entschuldigt.
Auf einmal schoss mir ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf. Was wäre, wenn sie sich extra verstellen würde, nur weil andere dabei sind. Wahrscheinlich wird sie das machen.
Sowie Sam auch, welche sich auch von mir nun komplett abgewandt hat. Ich erkannte ihre Stimme in der Masse, welche mich beleidigte.
Aber sie war mir sowieso egal. Sie hatte mich nie wirklich verteidigt. Es war immer eine falsche Freundschaft. Auch, wenn sie der einzige war, die ich hatte, ich hatte lieber nichts als sie.
Am Kunstraum angekommen, war die Frau Till noch nicht da. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Viele tuschelten, viele lachten. Manche haben mir etwas zugerrufen. Es fühlte sich an als würde ich versinken bis auf einmal.
>>Reicht jetzt!<<, rief eine allzubekannte Stimme.
Chloe stand wütend und aufgelöst genau im Mittelpunkt. Ihr ganzer Körper zitterte.
>>Wie könnt ihr Ekelpakete, was stimmt nicht mit euch ihr herzlosen Ärsche?! Noch ein Wort und ich gehe zur Schulleitung und liefere alle, wortwörtlich alle, ihm aus. Haltet euch lieber zurück!<<, schrie sie jetzt.
Ich stand unglaubwürdig dar. Hatte gerade Chloe mich verteidigt. Der Tag wurde immer verrückter. Ich kam auf einfach nichts mehr klar.
Keiner traute sich mehr noch etwas zu sagen. Anscheinend kannte sie wirklich alle Schuldigen. Sie selber schien unschuldig zu sein, sonst würde sie so etwas niemals sagen.
Dann kam auch schon die Lehrerin, welche ein wenig perplex den Raum aufschloss. Die Stille schien sie zu irrtieren.
Ich setzte mich wie immer auf meinen Platz und wie nicht immer setzte sich Chloe auf den leeren Platz neben mir.
>>Ich hoffe, das stört dich nicht.<<, fragte sie schüchtern.
>>Nein, nein. Bleib ruhig. Ich schulde dir was.<<, sagte ich mit leuchtenden Augen.
Sie lächelte mich verlegen an. Ich lächelte ihr zurück, verlegen. Sie hatte wirklich schöne Augen in denen ich mich hätte verlieren können. Aber ich tat es nicht, es wäre viel zu auffällig.
Nachdem alle sich beruhigten und hingesetzt haben, startete Frau Till ihren wundervollen Unterricht. Augenrollend machte ich mich auf ihr Gelaber gefasst. Naja, eigentlich nicht. Ich fing einfach an zu zeichnen. So wie immer.
Ich hatte ein Block, wo all meine Zeichnungen lagen und ein paar Blätter. Ich holte es raus, holte daraus ein paar Blätter raus und lag es dann zur Seite.
Ich zeichnete einen Baum. Heute war an sich ein schöner Tag und da die Natur für mich ein Ort der Schönheit war, zeichnete ich einen Bestandteil. Einen Baum.
Ich legte den Stift an und zeichnete zunächst eine Form beziehungsweise ein paar Formen, damit ich dann einen ungefähren Umriss zeichnen konnte. Dann bereits ein paar Details, so wie zum Beispiel den Umriss verstärkt und das Grundgerüst des Baumes verstärkt. Dann ein paar Äste und Blätter. Ich konzentrierte mich vor allem auf die Äste des Baumes, da diese die größte Schönheit hatten meiner Meinung nach. Mir war nie das große Ganze wichtig, sondern die kleinen Teile und Details davon. Ich zeichnete und zeichnete, während Frau Till über ihre ach so tollen Erfahrungen mit der Kunst. Ich hörte nur ab und zu zu und dann auch nur bruchweise.
>>Und mein tolles Kunstwerk war so beliebt.<<
Solche Aussagen halt. Diese Frau war wirklich wiederlich.
Ich war mit meinem Baum fertig doch die Doppelstunde nicht. Erst dann fiel mir auf wie Chloe meine Bilder bestaunt betrachtete.
Geschockt legte ich den Stift hin und bekam die Aufmerksamkeit von Chloe. Sie lag meine Zeichnungen beschämt hin.
>>Tut mir leid, wenn du nicht wolltest, dass ich deine Bilder angucke.<<
>>Nein, nein. Ist schon in Ordnung. Was hälst du denn von denen?<<, fragte ich ungewollt nervös.
>>Ganz ehrlich. So künstlerisch talentiert bist du nicht, aber die Aussagen dahinter. Die sind wirklich schön. Zum Beispiel das Bild, wo du das Herz mit deinen Tränen zusammenflickst.<<
>>Wie kommst du darauf, dass ich das bin.<<
Ich bekam keine Antwort, sondern nur ein Lächeln, welches meinen Worten nicht glaubte. Wir beide lachten, da es klar war, dass ich versuchte mich einfach nur rauszureden.
Unsere Blicke trafen sich und es passierte das, was nicht hätte passieren sollen. Ich verlor mich in ihren Augen. Doch sie anscheinlich auch in meinen. Wir starrten uns solange an bis das Schellen die Harmonie zerstörte.
Peinlich berührt standen wir beide auf.
>>Ich hab jetzt Mathe, also ciao. Wir sehen uns.<<, sagte ich überspielt.
Bei dem Versuch aufzustehen fiel ich fast hin und stolperte auf meine Tasche. Auch Chloe stolperte mehrmals und ließ circa fünf mal ihr Sachen fallen.
Uns beiden schien die Situation sichtlich unangenehm und wir verließen den Raum, wo wir es natürlich noch einmal schafften, ineinander zu rennen.
>>Sorry.<<, entschuldigte ich mich lachend.
>>Nicht schlimm, mir tut es auch Leid.<<
Wir beide liefen also unsere eigenen Wege.
Ich zumindestens mit einem Lächeln im Gesicht.
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Flucht in andere Welten
Teen FictionEine Geschichte, welche von Selbstfindung, Fehlern, Hass, Liebe, Familie und vielem mehr handelt. Begleitet den Protagonisten bei seiner Reise durch eine verzerrte Welt, welche nichts als Grausamkeit und Schmerz kennt. Begleitet den Protagonisten mi...