Flucht in andere Welten

17

Verwirrt wachte ich wieder auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die Stunde jeden Moment zu Ende seien sollte.
Zufrieden packte ich meine Tasche und wartete auf die Klingel, dass ich das Fach der Verdammnis hinter mir lassen könnte. Nach wenigen Minuten schellte es auch bereits und ich verließ hastig den Raum. Ich glaube, dass die drei Musketiere mir immer noch verwirrt hinterher geschaut hatten auf eine Antwort wartend. Vielleicht irrte ich mich auch.
Das einzige was durch meinen Kopf kreiste war Chloe. Ein wunderschöner Gedanke. Voll Vorfreude begab ich mich also auf den Schulhof. Da es eine Doppelstunde Mathe war, gab es jetzt Pause.
Ich stellte mich also wartend auf den Schulhof und hielt Ausschau nach Chloe, welche dann mit ihrer besten Freundin Sarah durch die Tür kam.
Sarah war eine eher mollige Schülerin und auch eher unbeliebt. Der einzige Grund, warum die beiden befreundet waren, war, dass Sarah und sie zusammen aufgewachsen sind. Niemand hat das jemals wirklich hinterfragt doch ich schon immer. Mich hat es oft gewundert, dass sie sich mit einer so unbeliebten Person abgab.
Sarah und ich kamen gut mit klar, da wir beide, wie erwähnt, im gleichen Boot saßen. Oft haben wir zusammen die fiesesten Fantasien über unsere Mobber ausgedacht. Wie zum Beispiel Chris als verunstalteter Hulk. Damit meinte ich nicht Hulk, denn Hulk sah cool aus, sondern einen wirklich hässlichen grünen Klompen. Es hat immer Spaß gemacht mit ihr abzuhängen.
Umso besser für die Beziehung zu Chloe, dachte ich mir.
Beide liefen mir direkt entgegen.
>>Leooo!<<, schrie Sarah direkt raus.
Sie war schon immer ein aufgedrehter Mensch und es war auch oft peinlich mit ihr irgendwo hinzugehen, da sie immer so laut war. Aber das war halt Sarah und ich habe sie dafür gemocht.
>>Sarah, was geht?<<
>>Hatte gerade Physik, sooo langweilig.<<
>>Hatte ich heute auch, ich weiß wie du dich fühlst. Sei froh, wenigstens hattest du nicht Herr Riese.<<
>>Muss bestimmt eine riesige Überwindung sein für dich, oder? Badumtsss, der Witz war fast auf dem Niveau wie von dem Typen selbst.<<
>>Aber immer noch besser! Nichts ist so schlecht wie ein Witz von Herr Riese.<<
>>Noch was. Ich hab gehört, was gestern passiert ist...<<
>>Ja, du kennst die Leute.<<
>>Das ging aber eindeutig zu weit Leo, das muss dir bewusst sein! Du musst etwas dagegen unternehmen.<<
>>Diese Entscheidung haben mir meine Eltern weggenommen. Sie wurden anscheinend bereits informiert, wollten aber keine Klage beantragen.<<
>>Du verarscht mich!<<, mischte sich nun auch Chloe ein.
Beide standen da mit der Kinnlade unten.
>>Leider nicht. Ich verstehe das auch nicht.<<
>>Ich auch nicht. Das sind doch deine Eltern, die würden doch alles tun, damit es dir gut geht!<<
>>Chloe, die Eltern von Leo hassen ihn.<<
>>Sarah hat Recht. Ob sie mich wirklich hassen, keine Ahnung. Sie zeigen eher Desinteresse an mir und kümmern sich nicht wirklich um mich, aber das sie soweit gehen und das zulassen...<<
>>Scheiß auf deine Eltern!<<, riss Chloe mich aus meinen Gedanken
>>Was denken die wer die sind?! Das kümmer ich mich halt darum. Mein Vater ist Anwalt, der regelt das.<<
Chloes Vater war der berühmteste Anwalt in der Stadt und auch von vielen gefürchtet. Er war der Grund warum unsere Stadt so ruhig war. Aber das Angebot konnte ich nicht annehmen. Lieber beließ ich es, wie es war, als dass daraus auf einmal so etwas Großes werden würde. Das wäre noch peinlicher als es schon war.
>>Danke, Chloe. Aber du hast bereits genug getan. Ich glaube, es reicht für's erste, wenn die mich alle in Ruhe lassen. Ich werde mit meinen Eltern reden darüber.<<
>>Sag mir Bescheid, falls du es dir anders überlegst.<<
>>Wisst ihr was eine gute Idee ist? Lasst heute zu MelDonalds (bin mir nicht sicher, ob ich den echten Namen verwenden darf, lol)!<<, schlug Sarah plötzlich vor.
>>Ich dachte du wärst auf Diät.<<, ermahnte Chloe sie.
>>Ich weiß, bin ich auch aber heute ist ein besonderer Tag. Wir müssen Leo aufmuntern!<<
>>Ich weiß ja nicht. Ihr müsst nicht extra eure Zei-<<
>>Hast Recht! Gute Idee. Wir muntern dich heute auf, Leo. Keine Wiederrede!<<, unterbrach Chloe mich.
>>Wann habt ihr alle Schluss<<, fragte Sarah.
>>13:35<<, sagten Chloe und ich synchron.
Wir beide hatten in der letzten Stunde Biologie zusammen.
>>Ich hab eine Stunde länger. Toll. Ich würde ja schwänzen, aber es ist Spanisch und letzte Stunde vor der Klausur. Macht es euch was aus, wenn ihr bei MelDonalds wartet? Ich wäre dann circa gegen viertel vor drei da. Wenn nicht früher.<<
Chloe wirkte auf einmal nervös.
>>Ja, klar. Kein Problem.<<, antwortete ich dann schließlich.
Chloe wirkte plötzlich noch nervöser und wurf einen bösen Blick zu Sarah.
>>Na dann. Ich muss dann los, hab jetzt Englisch. Toll.<<, verabschiedete Sarah sich.
Es sah so aus, als wollte Chloe noch etwas hinterher rufen, aber ihr fehlten anscheinend die Worte. Was da wohl los war.
>>Was hast du jetzt?<<, fragte ich sie.
>>Ähm, ich ähm. Ma-Ma-Mathe. Ja, richtig, Mathe. Ich muss dann jetzt auch los.<<
>>Ist alles in Ordnung?<<
>>Ja, ja, klar. Ich mach mir nur Kopf über die Mathe-Klausur.<<
>>Verdammt! Die Klausur! Ich hab die komplett vergessen, ich bin so am Arsch!<<, fiel mir plötzlich ein.
>>Wenn du Hilfe brauchst, schreib mich einfach an.<<
>>Danke, werde ich. Wenn ich überhaupt die Hoffnung aufbringe zu lernen.<<
Daraufhin verabschiedeten wir uns und begaben uns zu unseren Klassenräumen. Ich hatte jetzt Deutsch und wir haben Gedichte als Thema. Ich freute mich, da ich auch oft schon Goethe gelesen habe und dann so leichte Gedichte für mich gefundenes Fressen waren.
Zufrieden also ging ich zum Deutschraum. Der Raum war schon offen und es saßen auch ein paar Leute bereits drin. Die Lehrerin war Frau Hoch.
Frau Hoch war eine eher langweilige Lehrerin. Sie war sehr altmodisch veranlagt, obwohl sie selber noch ziemlich jung war. Das störte mich aber nicht wirklich, da Deutsch mich interessierte.
Ich setzte mich also hin und wartete bis auch der Rest ankam. Mit einem guten Morgen begrüßten wir uns.
>>Heute gucken wir einen Film<<, sagte Frau Hoch.
Alle freuten sich und fingen an rumzuschreien, während sie den Film an schaltete.
Toll, dachte ich mir. Jetzt heißt es langweilige Filme gucken. Es war irgendein komischer Actionfilm für den ich mich so und so nicht interessierte.
Also entschied ich mich, mich zurückzulegen und wie immer, in andere Welten zu versinken.