POV TAEHYUNG
Jin wurde ernster und sah mich fest an.
"Nein, hab ich nicht. Aber du solltest dir das nochmal überlegen. Sogar ich habe versucht, ihn zu vergiften und habe es nicht geschafft. Und er ist wirklich nicht schuld am Tod unserer Eltern" antwortete er auf meine Frage. "Er hat dich wirklich gern, vielleicht sogar mehr. Ihr habt miteinander geschlafen, fühlst du denn wirklich gar nichts?" Jin sah mich komisch an.Fühlte ich etwas? Durfte ich so etwas? Jimin...lieben? Und wenn überhaupt: es gäbe keine Zukunft für uns. Er müsste sein Erbe antreten, König werden und eine Familie gründen, damit er die Blutlinie aufrecht erhalten kann. Und ich?
Ich schüttelte den Kopf, aber nicht, weil ich verneinen wollte, dass ich Gefühle hatte. Für ihn. Sondern eher, weil ich den Gedanken daran so schnell wie möglich verwerfen wollte.
Jin sah mich mitleidig an.
"Ich kann dich verstehen. Und es wird schwer werden, aber du musst darauf vertrauen!" Er tippte mir auf die Stelle auf meiner Brust, wo mein Herz lag. Ich seufzte und legte mich hin.
"Musst du nicht irgendwas kochen?" fragte ich Jin, der mich frustfiert ansah. Dann verschwand er, ohne ein Wort zu sagen.
"Jin?!" rief ich ihm noch schnell hinterher und wartete, bis er seinen Kopf wieder hereinsteckte, "Haben wirklich so viele versucht, Jimin umzubringen?"
Jin lächelte und kniff nachdenklich die Augen zusammen.
"Dreiundzwanzig andere!" meinte er, dann ging er entgültig in die Küche zurück.Dreiundzwanzig Menschen, Mörder und Bedienstete, die versagt hatten Jimin das Leben zu nehmen. Ich wette, sie wurden alle erhängt oder mindestens verbannt. Ich hatte den König gesehen: dieser schon fast fanatischer Wahn seinen Sohn um jeden Preis zu schützen. Dieses Blitzen in den Augen. Dieser Zwang.
Ich legte mich auf mein Bett und sah zum Mond, der wie eine Sichel am Himmel hing. Obwohl er nicht voll war, überstrahlte er die meisten Sterne. Er warf sein silbernes Licht auf den Garten, den ich von meinem Fenster aus sehen konnte. Er war wunderschön bepflanzt, völlig akkurat, und in der Mitte stand wie in den meisten der Gärten ein Springbrunnen. Das Plätschern des Wassers wiegte mich jeden Abend in den Schlaf. Wie so oft musste ich an meine Eltern denken. Was wäre passiert, wenn sie nicht tot wären. Wäre ich auch ein Bauer geworden? Hätte ich auch in dem Haus gelebt? Hätte ich jemals meinen Vorzug für Männer entdeckt? Hätte ich jemals Jimin getroffen?Ich lachte verbittert auf. Selbst wenn ich nicht an ihn denken wollte, dachte ich an ihn. Jeden Gedanken, jeden Ton, jede Farbe verband ich mit Park Jimin, dem kalten, gefühlslosen Prinzen. Ich schloss die Augen und lauschte auf das Rauschen der Blätter der Bäume und auf das Wasser des Brunnens. Welch Ironie, nicht? Ich war so abhängig von Jimins Blicken, seinen Berührungen oder auch nur einem Augenaufschlag geworden, dass mein Plan mit seinem Tod meine Eltern zu rächen immer mehr in den Hintergrund rückte. Ich hatte mir vorgenommen, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn dann, wenn er es am wenigsten erwartete, qualvoll und langsam den Garaus zu machen.
Aber etwas hielt mich davon ab. Ich war jetzt mindestens einen Monat hier im Palast, sah den Prinzen jeden Tag, hatte mich mit ihm angefreundet (obwohl man das eine Freundschaft nicht wirklich nennen kann) und hatte sogar mit ihm geschlafen. Ich war weich geworden, schwach. Ich könnte mich selbst ohrfeigen...
Am Rand des Gartens bewegte sich etwas. Beobachtete mich jemand?
Ich kniff die Augen zusammen und sah der zierlichen Person zu wie sie zwischen den niedrigen Hecken und Blumen in die Mitte zum Brunnen spazierte. Die kleinen Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt, das Gesicht hielt er kurz in das kalte Mondlicht.Es war Park Jimin.
Im Gegensatz zu sonst trug er ein sehr schlichtes Hanbok aus blauem und dunkelgrünem Stoff, der perfekt zu seinem hellen, leicht welligen Haar passte.
Er lief langsam in Richtung des Brunnens und setzte sich letztendlich an den Rand. Der Mond spiegelte sich auf der glatten Oberfläche des Wassers. Ich sah wie Jimin leicht lächelte, seinen Zeigefinger zur Wasseroberfläche führte und sie leicht berührte. Sofort verwackelten die kleinen Wellen das Spiegelbild. Er lächelte wieder, sodass ich bei diesem seltenen Anblick auch schmunzeln musste. Dieses verträumte Lachen hatte ich schon lang nicht mehr bei ihm gesehen.
Der Prinz hob seinen Finger ein paar Zentimeter über das Wasser und wartete, bis der Tropfen an seiner Fingerspitze zurück in den Brunnen fiel. Als sich das Spiegelbild wieder beruhigt hatte, hob er den Kopf und starrte direkt zu mir...----------
Danke für alle Reads und Votes!
Heute fängt die Schule wieder an, bitte erhängt mich😣
Bb ~wolvscalligraph
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Golden Cage Life {VMIN}
Fiksi Penggemar"Ich hatte schon meinen Plan um an den Kronprinzen heranzukommen. Aber dieser würde lang und blutig werden, denn ich würde mich für alles rächen was mir angetan wurde..." -Taehyung (Auszug Prolog) "Taehyung, du nervst mich! Wirklich!...Es kann doch...