"Meinst du, er wird gut aussehen?", fragte er aufgeregt, "Natürlich wird er das!", beantwortete er seine eigene Frage und richtete stolz seine Fliege.
"Du bist süß", kicherte seine beste Freundin und tätschelte seine Schulter.
"Muss ich ja auch sein!", strahlte er, "Schließlich heiratet man nicht alle Tage"
"Du machst das großartig, als Bräutigam", kicherte sie und kehrte zu ihrem festen Freund zurück zur Bank.Aufgeregt drehte er sich um sich selbst und musterte den großen Raum, in dem sie waren. Vom großen Klavier am Ende des Raumes, über die wunderschönen, weißen Vorhänge, bis hin zu all den schön gekleideten Gästen. Aufgeregt stand er da und vergrub seine Hände ineinander. Sein Herz pochte wie verrückt, und mit jeder Sekunde, in der er seiner Hochzeit näher kam, wuchs sein breites Lächeln.
Und plötzlich gingen die Türen auf. Alle drehten sich um, und sahen, wie er herein kam.
Er trug einen wunderschönen, glatten Anzug, der ihm so gut passte, als sei er für ihn gemacht worden. Seine blaue Fliege gab seiner Kleidung einen gewissen Kick, die Fliege machte sein Outfit unvergesslich. Verlegen lächelnd strich er seine braunen Haare beiseite und steckte sie hinter sein Ohr. Sein Lächeln wuchs.
Langsam machte er einen Schritt vor den anderen und ging durch den ganzen Raum, noch immer schaute jeder wie gebannt zu ihm."Du siehst umwerfend aus", wisperte sein Bräutigam und nahm seine Hand, als er vorne angekommen war. "Die Fliege ist toll", hängte er hinten ran.
"Ja", erwiderte er, "Ich dachte, ich passe mich dir an"
Gespannt und freudig lächelnd drehten sie sich nach vorne zu der Standesbeamtin und lauschten ihren Worten.
"Wir sind heute zusammen gekommen, da die Wege zweier Herzen sich eines Tages gekreuzt hatten, und diese Herzen sich heute versprechen wollen, sich ewig zu lieben."
Mein Blick fiel auf seine Mutter, welche sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
Die Standesbeamtin sprach weiter: "Und so soll es sein. Zwei junge Männer, die sich ewig lieben und ehren wollen. Heute ist ein großer Tag, denn heute ist der Tag, an dem eure Liebe einen neuen Sinn bekommt. Heute ist der Tag, an dem eure Liebe nicht nur in eurem Herzen existiert, sondern auch schwarz auf weiß festgehalten und beim Staat angemeldet wird. Heute ist der Tag, nach dem ihr ewig zusammen sein werdet, bis dass der Tod euch scheidet."
Sie sah den Braunhaarigen an und lächelte sanft: "Und so frage ich dich, Manuel Büttinger, möchtest du deinen hier anwesenden Verlobten ewig lieben und ehren, bis der Tod euch scheidet? So antworte mit Ja, ich will."
Lächelnd blickte der Braunhaarige seinen Verlobten an und wisperte verliebt: "Ja, ich will"
Mein Herz zerbrach in tausend Teile.
"Und so frage ich auch dich, Thaddeus Tjarks, möchtest du deinen hier anwesenden Verlobten ewige Liebe schwören und ihn auch in den schwersten Zeiten unterstützen? So antworte auch du mit Ja, ich will."
"Ja, ich will", erwiderte der Blauhaarige und sah den Braunhaarigen genauso verliebt an.Die einzelnen Splitter meines Herzens, zersplitterten in noch mehr kleinere Teile.
Ich saß in der letzten Reihe, ich war alleine. Ich drückte eine stumme Träne zwsichen mein Auge und mein Lid, welche auf meinem Anzugsärmel landete und in den Stoff einzog."Dann dürfen Sie sich jetzt küssen", lächelte die Frau. Manu und Taddl sahen sich an. Er legte seine Hände an seine Schultern, er an seine Hüften. Sie kamen sich näher. Sie küssten sich.
Und wieder spürte ich eine Explosion in mir, welche mein Herz nun komplett auseinander riss.Es war mir egal, was alle denken würden. Ich stand auf und verließ wortlos den Saal. Als die Tür hinter mir zu fiel, hörte ich lautes Geklatsche, das dem Brautpaar galt.
Meine Beine trugen mich an einen Fluss, nicht weit vom dem Gebäude entfernt, an welchem ich mich emotionslos niederließ und dem Wasser dabei zusah, wie es kleine Wellen schlug.
Meine Emotionen waren fort. Ich verlor nicht eine einzige weitere Träne, ich war wie erforen und erstarrt. Meine Atmung war schwer, mein Kopf voll mit Gedanken. Gedanken an uns.Ich erinnerte mich, wie wir in eine Wohnung zogen. Wie wir mit YouTube anfingen und nach kürzester Zeit von unseren Zuschauern geshippt wurden. Sie wussten nicht, dass wir schon seit Ewigkeiten zusammen waren. Ich erinnerte mich an all die Abende, dir wir gemeinsam verbrachten. All die ruhigen Nächte, in denen wir Filme schauten und einfach nebeneinander schliefen. All die stürmischen Nächte, in denen wir unsere Hände und Blicke nicht von einander lassen konnten. All die romantsichen Abende, an denen wir im Wohnzimmer tanzten.
Und an meinen siebenundzwanzigsten Geburtstag. Wir waren feiern, wir waren das erste Mal gemeinsam in einem Club. Es war ein schwulen Club, er bestand darauf. Es war der Abend, an dem er ihn kennenlernte.
Ab diesem Tag an ging alles den Bach herunter. Unsere Kanäle, unsere Wohnung, aber vorallem unsere Liebe. Ein halbes Jahr später zog er aus und ließ mich alleine zurück. Und zwei Jahre später heirateten sie, heute heirateten sie. Ich schluckte."Palle?", hörte ich seine Stimme hinter mir.
Ich antwortete nicht. Ich sah ihn nicht an.
"Ist alles okay?", fragte er.
"Nein", erwiderte ich. Mein Blick war noch immer starr nach vorne gerichtet.
"Bist du sauer, weil ich dich nicht gefragt habe, ob du mein Trauzeuge sein willst, od-"
"Nein", unterbrach ich ihn, "Danke, dass du es nicht getan hast. Du kannst froh sein, dass ich überhaupt gekommen bin." Meine Stimme war monoton und ernst. Er hatte keine Ahnung, wie sehr es schmerzte.
"Okay, dann... dann lasse ich dich mal wieder-"
"Ich liebe dich immernoch, Manu.", sagte ich leise und schluckte, "Ich liebe dich immernoch genauso wie am ersten Tag."
Stille. Schritte. Manu war wortlos gegangen.
Stille. Einsamkeit. Trauer. Wut. ||
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Kürbistumor Oneshot Sammlung
FanficManchmal laufe ich durch meine Stadt und sehe dabei irgendwas, Träume irgendwas, sehe in Filmen oder Serien irgendwas süßes, oder erlebe es sogar selbst. Nun, hier verwandle ich all diese Ereignisse in kleine Kürbistumor Kurzgeschichten, um meiner K...