Mit einem bedrückten Gefühl wachte ich wieder auf. Der Film war immer noch nicht zuende. Gerade schoss einer den anderen an und er starb ohne das man wirklich Blut sah.
Manche Mädchen fingen bereits an zu schreien, obwohl nichts passiert ist.
Genervt schaute ich den Film bis zum Ende tatsächlich, was total offensichtlich war natürlich.
Der Mann, welcher seine Frau rettete, hat sich für seine Frau geopfert und es flossen Tränen. Bei allen. Außer bei mir. Sowas schnulziges konnte ich mir echt nicht geben.
Genervt verließ ich den Raum. Der Traum ließ mich ein wenig traurig zurück. Meine Empathie meinen ausgedachten Figuren gegenüber war schon immer so groß. Aber alleine die Vorstellung.
Man hatte immer etwas, was einem Hoffnung und Freude gab und das wurde einem einfach weggenommen. Etwas, was einen glücklich machte, obwohl man dachte man könnte es nie wieder werden.
Es wäre so als hätte man mir meinen Busch weggenommen oder... meine Welten.
Deprimiert ging ich Richtung Schulhof. Jetzt war die zweite Pause angebrochen und wieder mal wartete ich auf Chloe und Sarah.
Sarah war die erste, welche hibbelig auf mich zurannte.
>>ENDLICH!<<, schrie sie auf >>Dieses scheiß Fach! Ich fass es nicht, dass ich nicht vor Langeweile eingeschlafen bin.<<
>>Also ich bin heute tatsächlich in Mathe eingeschlafen.<<
>>Du schläfst, während du schläfst. Bei dir ist das normal.<<
Da hatte sie Recht. Bei mir war es normal, dass ich überall schlief.
Dann erschien auch Chloe.
>>Madame, Sir. How is your day?<<
>>Great! It got better by seeing
you!<<, antwortete Sarah.
>>Charmeur! Genug Englisch für heute. Wie war Mathe, Sarah? Und Deutsch, Leo?<<
>>Mathe war wie immer toll.<<, log Sarah offensichtlich.
>>In Deutsch haben wir einen Film geguckt, welcher meinen intellektuellen Standard sehr erhöht hat.<<, antwortete ich absichtlich monoton um die Ironie darzustellen.
>>Das erfreut mich, dass der Unterricht euch so gefallen hat.<<, sagte Chloe in einer spießigen Tonlage.
Wir mussten alle drei lachen.
>>Ihr habt ja nur noch Bio! Und ich Spanisch, kill me.<<, sagte Sarah
>>Si?<<, antwortete ich verunsichert.
>>Si heißt ja, ganz richtig, Leo.<<, unterstützte Chloe mich.
>>Ich muss auf Toilette, Chloe kommst du mit?<<, fragte Sarah plötzlich.
>>Klar, warum nicht.<<
>>Warum gehen Mädchen immer zusammen auf Toilette.<<
>>Macht mehr Spaß<<, antworteten beide lachend synchron.
Danach verschwanden sie auch bereits. Nun war ich wieder allein. Hmm. Was sollte ich machen?
Ich entschied mich letztendlich zu dem Bio-Raum zu gehen, wo ich unverhofft auf Chris traf.
>>LEO!<<, rief er.
Ganz Toll, dachte ich mir. Jetzt hatte ich den an der Backe.
>>Chriiiis...<<, antwortete ich demotiviert um zu symbolisieren, dass ich keine Lust auf ihn hatte.
>>Wie geht's dir Kumpel?<<, fuhr er fort ohne meine Absicht verstanden zu haben.
>>Gerade ging es mir bes-<<
>>Du hast doch bestimmt die Bio-Hausaufgaben.<<, kam er nun mit der Sprache raus.
Bio-Hausaufgaben?! Verdammt! Die hatte ich gestern im ganzen Stress komplett vergessen.
>>Tut mir leid, Chris. Aber gestern hatte ich besseres zu tun als mich mit Biologie zu beschäftigen.<<, antwortete ich schnippisch.
>>Oh... Stimmt. Sorry.<<
Ich lief an ihm vorbei und setzte mich auf eine Bank neben den Raum. Ich merkte wie mich Chris bedrückt anschaute, ließ mich davon aber nicht beeindrucken. Er war halt einfach ein Idiot, der keine Grenzen kannte und ihn rechtweisen? Da hatte ich schon genug mit den drei Musketieren zu tun.
Nach mehreren Minuten des Wartens schellte es und wie immer kam Frau Zilte pünktlich. Ich setzte mich direkt auf meinen Platz und holte meine Sachen raus. Demotiviert legte ich meinen Kopf auf den Tisch als jemand mich auf meinen Kopf antippte.
Genervt hob ich meinen Kopf und sah Chloe. Sofort war ich wieder glücklich.
>>Ich wollte dich nur erinnern. Am Ende der Stunde nicht wegrennen. Wir gehen heute zu MelDonalds.<<
>>Als könnte ich das vergessen.<<
>>Natürlich nicht. Dann bis später, ich setze mich mal vorne auf die Nerdplätze.<<
>>Vertauschte Welt?<<
Mit einem Lachen setzte sie sich nach vorne.
Frau Zilte begann ohne Begrüßung den Unterricht. Wie immer.
>>Heute müssen wir uns ein wenig beeilen. Wir werden uns anschauen beziehungsweise ihr, ihr wisst schon eigenständiges Arbeiten, welche Aufgaben die verschiedenen Proteine an den Membranen der Zelle haben. Dafür werdet ihr Arbeitsmaterialien bekommen und ich werde euch in Gruppen aufteilen. Ich möchte bitte sieben Dreier-Gruppen. Durchzählen bitte!<<
Und dann ging es los. Alle fingen an durchzuzählen von eins bis sieben. Ich war die Nummer drei und begab mich zu dem Tisch, wo ein Arbeitsblatt mit Text und einer großen drei war. Zu meiner Überraschung saßen am Tisch: Chloe und Chris.
>>Sieh einer an. Vertauschte Welt.<<, begrüßte Chloe mich.
>>Zum Glück hat die Olle die Hausaufgaben verge-<<
>>Ach ja! Bitte legt eure Hausaufgaben auf den Tisch, ich werde die kontrollieren.<<, unterbrach Frau Zilte Chris.
>>Habt ihr die gemacht?<<, fragte Chloe.
>>Nein, er wollte die von mir anschreiben, aber hab die selber auch nicht.<<, antwortete ich.
>>Hey! Ich wollte nicht anschreiben, ich wollte mich nur inspirieren lassen.<<, sagte Chris.
Chloe und ich guckten ihn ungläubig an.
>>Na was haben wir denn hier? Was auch immer es ist, es sind keine Hausaufgaben und dann auch noch alle drei nicht. Warum?<<, fragte Frau Zilte.
>>Vergessen.<<, antworteten wir.
Sie rollte ihre Augen und fragte die nächste Gruppe, warum diese ihre Aufgaben nicht gemacht haben.
Wir lasen uns mittlerweile das Arbeitsblatt durch. Wir hatten das Tunnelprotein. Es war ein total einfaches Protein und brauchte nicht viel Arbeit um erklärt zu werden.
Kurz gesagt: Es war ein Protein, welches Stoffe durchließ, welche so nicht durch die Membran kamen, da sie zu groß waren. Ende. Mehr nicht.
Umso schneller waren wir fertig und unterhielten uns über die komische Gangart von Frau Zilte.
>>Ich muss sagen, jetzt wo du es sagst Chloe. Die läuft echt komisch. Das sieht so aus als würde sie mit jedem Schritt ein neues X bilden wollen.<<, sagte Chris verblüfft.
>>Und schafft es eindeutig nicht.<<, fügte ich hinzu.
>>Ich sag es ja. Die Frau ist einfach komisch. Immer Gruppenarbeit und dann so eine Gangart, wer weiß, vielleicht hat sie eine Behinderung.<<
>>Haha voll behindert.<<, sagte Chris.
>>Lustig.<<, sagte ich unbeeindruckt.
>>Danke, danke. Hab lange gebraucht für den Witz um den zu wissen.<<
>>Hast du eigentlich in der Grundschule aufgepasst während des Grammatikunterrichtes?<<
>>Ich hab Fußball gespielt.<<
>>Das war nic-. Weißt du was? Vergiss es.<<
Chloe schaute uns amüsiert zu und machte sich darüber lustig wie ich mich über Chris aufregte für den die Situation zu viele Gehirnzellen beanspruchte.
Wir hatten eine ganze Stunde für die Gruppenarbeit Zeit und wir waren bereits nach zwanzig Minuten fertig.
Nach weiteren zwanzig Minuten des Rumalberns gaben wir einen DIN A4 Zettel ab und fragten ob wir bereits früher gehen dürften. Chloe und ich mussten den Bus bekommen, da wir ansonsten über weitere zwanzig Minuten warten müssten. Und sobald ich nochmal das Wort zwanzig gehört hätte, wäre ich ausgetickt.
Zu unserem Glück erlaubte Frau Zilte es uns.
Wir eilten also schnell zum Bus und haben ihn auch noch knapp bekommen. Chloe rief nochmal kurz ihre Eltern an um Bescheid zu geben.
>>Willst du deinen Eltern nicht Bescheid geben? Ich kann dir mein Handy geben, wenn du kein Guthaben hast.<<, bot sie mir an.
>>Nein, danke. Die interessiert es sowieso nicht, wann ich nach Hause komme, die freuen sich über jede Minute über mich.<<
>>Achso...<<, fügte sie nachdenklich hinzu.
>>Aber ich freue mich auch, jede Minute ohne die!<<, versuchte ich sie aufzumuntern.
Tatsächlich konnte ich ihr ein Schmunzeln entlocken.
>>Es ist schon irgendwie komisch, findest du nicht?<<, fragte sie.
>>Was denn?<<
>>Das beliebteste Mädchen und der unbeliebteste Junge der Schule. Beide zusammen auf dem Weg nach MelDonalds. Du hast Recht, vertauschte Welt.<<
>>Stimmt. Es ist wirklich komisch. Aber ich finde es ist schön, du
nicht?<<
>>Um Gottes Willen! Doch, doch! Das war nicht so gemeint, es macht Spaß mit dir abzuhängen, du bist lustig.<<
>>Ich weiß, dass du es nicht so meintest. Hehe. Du findest wirklich ich bin lustig?<<, fragte ich verlegen.
>>Klar. Du bist einer der lustigsten an der Schule, ich hab echt Glück, Sarah und dich zu haben.<<
>>Heißt das, wir sind jetzt
Freunde?<<
Ich bekam als Antwort nur ein wunderschönes Lächeln. Dann herrschte Stille.
Nach mehreren Haltestellen, stiegen wir letztendlich dann auch aus. Wir hatten noch einen fünf minütigen Fußweg bis zu MelDonalds.
Während wir liefen schaute ich mehrmals unauffällig auf Chloe, da ich einfach ihren Anblick liebte. Aus Zufall schaute ich dann auch einmal mich an und mir fiel auf, ich sehe heute richtig hässlich aus. Da fiel es mir auch wieder ein. Ich war heute Morgen so müde, dass ich mich kaum um meine Klamotten gekümmert habe.
>>Dieser Pulli ist echt cool!<<, sagte Chloe plötzlich als hätte sie meine Gedanken gelesen.
>>Ä-ähm, danke?.<<
Es war ein Pulli mit einem Totenkopf drauf, welcher mit Diamanten umzogen war, wie eine Girlande.
>>Wo her hast du den? Vielleicht kauf ich mir den auch.<<
>>Bei D&B(wie gesagt, ich weiß nicht wegen Copyright, aber kreativ, findet ihr nicht?).<<, antwortete ich ihr.
Hatte ich Chloe gerade wirklich Modetipps gegeben? Was war denn los heute? Ich fasste es wirklich nicht.
Sie lief gleichgültig und zufrieden weiter, während ich perplex neben ihr her lief. Angekommen an MelDonalds nahm sie meine Hand und zog mich direkt an einen der hinteren Ecktische.
>>Hier sitzen Sarah und ich immer. Heißt, wenn wir dich mal rufen, findest du uns hier.<<
Ich nickte als Antwort und wir saßen uns hin.
>>Also, was möchtest du?<<, fragte sie während sie eine Karte rauszog.
>>Ihr habt eine Karte für MelDonalds?<<
>>Klar. Wir sind hier oft. Meistens holen wir uns nur ein Eis, aber wir gucken trotzdem immer auf die Karte. Das ist ein Ritual. Heute aber gibt es mehr als Eis, ich habe Hunger. Also guck rein und dann warten wir noch auf Sarah, die sollte ja in zwanzig Minuten da sein.<<
>>Zwanzig Minuten. Warum kommt mir das so bekannt vor?<<
Wir beide konnten uns ein Lachen nicht verkneifen.
Wir suchten uns ein paar Burger und Beilagen raus. Dann haben wir ein wenig weitergewitzelt als jemand die Tür reinkam. Doch es war nicht Sarah.
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Flucht in andere Welten
Ficção AdolescenteEine Geschichte, welche von Selbstfindung, Fehlern, Hass, Liebe, Familie und vielem mehr handelt. Begleitet den Protagonisten bei seiner Reise durch eine verzerrte Welt, welche nichts als Grausamkeit und Schmerz kennt. Begleitet den Protagonisten mi...