Kapitel 22

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Luna

"Mel, ich bin schwanger."

Ich hatte es ausgesprochen. Warum hatte ich nicht noch einen Moment warten können. Ich starrte auf einen Fussel auf ihrem roten Shirt und krallte mich im Stoff fest.

Ich traute mich nicht, ihr ins Gesicht zu schauen. In den letzten Wochen hatte ich meine Selbstsicherheit verloren.

Statt mich anzuschreien, legte sie ihren linken Arm leicht um meine Schultern und ihre rechte Hand strich langsam durch meine Haare.

Ich konnte mich nicht bewegen, hatte Angst, damit aus einem schönen Traum zu erwachen. Es war mir beinahe unheimlich.

"Mel?", fragte ich dann doch mit zitternder Stimme.

"Hm?"

"Bist du nicht sauer?"

Als sie nicht antwortete, stützte ich mich doch auf und drehte mich etwas, um sie anzusehen. Ihr Blick war nachdenklich an die Decke gerichtet, doch Wut konnte ich in ihrem Ausdruck wirklich nicht erkennen.

"Wer ist der Vater?"

Eine Gänsehaut überzog meinen Körper, als sie die Frage stellte, vor der ich mich am meisten gefürchtet hatte.

"Jason, d-denke ich."

Ich spürte die abrupten Bewegungen unter mir, als Mel zu lachen begann.

~ ~ ~

Mel

Ich konnte nicht anders, als vor Erleichterung aufzulachen, als ich das hörte. Entgeistert starrte Luna mich an und zweifelte wohl gerade an meinem Verstand.

"Was bitte ist daran lustig?" Sie war eindeutig verärgert, doch es war süß, wie sich dabei ihre Nase leicht kräuselte.

Ich bemühte mich, durchzuatmen und wieder ernst zu werden, das Lächeln verschwand aber nicht von meinen Lippen.

"Also wenn Jason der einzige ist, der dir einfällt, ist alles gut, denn er ist ganz bestimmt nicht der Vater."

"Und warum, wenn ich fragen darf?" Ihre Stimme klang schnippisch.

"Hast du mal gesehen, wie er Simon ansieht?"

Es dauerte einen Moment, bis ihre Augen sich weiteten und sie mir folgen konnte. Ihr Mund stand etwas offen, als sie scheinbar ihre Erinnerungen nach Hinweisen durchsuchte.

"Aber", meinte sie schließlich und sah mich verzweifelt an, "wer ist dann bitte Schuld an dem Problem?"

Darauf konnte ich ihr keine Antwort geben. Doch ich zog sie wieder an mich und spürte erleichtert, dass sie sich an mich schmiegte, als sie ihr Gesicht in meiner Halsbeuge verbarg.

"Wie auch immer es dazu gekommen ist, ich werde dich nicht allein lassen. Wir gehören zusammen und ich liebe dich, über alles."

Sie reagierte auf meine Worte, indem sie sanfte Küsse an meinem Hals verteilte, die mir eine angenehme Gänsehaut verursachten. Ich strich ihr wieder durch die blonden Haare und kraulte dabei leicht ihre Kopfhaut, woraufhin sie ein zufriedenes Seufzen von sich gab.

Wenig später war sie eingeschlafen und ich genoss es, einfach bei ihr zu liegen und sie halten zu können.

- - -

Natürlich ging mir die ganze Sache nicht einfach aus dem Kopf. Im Moment war Jenna bei Luna und untersuchte sie, worüber ich froh war. Ich hatte immer noch das Bild im Kopf, wie sie zitternd und hilflos am Boden lag, nicht Mensch und auch nicht Wolf.

Ich trat ruhelos im Wohnzimmer umher und spürte die Blicke der Zwillinge auf mir, die auf der Couch saßen.

Wer außer Jason kam noch als Vater in Frage? Es gab einige Männer, mit denen Luna in Kontakt kam, allein im Rudel gab es eine große Auswahl, die durchaus an meiner Freundin Interesse zeigen könnten. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass Luna auch nur einen einzigen an sich heran gelassen hätte.

Mal davon abgesehen, dass ich sie durchaus befriedigen konnte, hätte ich es spüren müssen, wenn etwas, oder jemand, zwischen uns gestanden hätte.

Sie hätte mich nicht einfach so betrogen.

Ich dachte daran zurück, wie sie mich abgewiesen hatte, wenn ich sie berühren wollte und zweifelte an meinen eigenen Gedanken.

"Sie hätte sich dir schon früher anvertrauen müssen."

Überrascht sah ich zu Toby und wusste nicht recht, was ich erwidern sollte. Simon nickte zustimmend. "Außerdem hätte Jason sich niemals zwischen euch gestellt."

Auf meinen fassungslosen Blick hin ergriff Toby wieder das Wort: "Deine Gedanken schreien förmlich nach Aufmerksamkeit. Aber Simon hat Recht, Jason schätzt euch beide dafür viel zu sehr. Und Luna... Ich weiß auch nicht, aber sie wirkte echt verzweifelt."

Er senkte seinen Blick und ich seufzte.
Sie hatten Recht.

Ich durfte nicht zweifeln. Und ich musste Vertrauen haben. In uns und in unsere Beziehung.

~ ~ ~

Hey, ihr Lieben! ♥

Dies ist das letzte Kapitel in diesem Jahr...
Kaum zu fassen, dass das Jahr um ist. Es ist viel passiert, vieles hat sich für mich geändert, aber ich bin froh, dass diese Geschichte existiert und ihr mich alle unterstützt habt, sei es durch das Lesen, die Votes oder die lieben Kommentare! Es freut mich, dass es Menschen gibt, die meine Geschichte lesen und ich hätte nie gedacht, dass es so viele sein würden, als ich im Mai mit Wolfsbrut angefangen habe.

Aber genug von mir xD

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr und viel Gesundheit! ♥

LG SerenaTopas

Wolfsbrut - Die Gefährtin (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt