Geheimnisse kommen ans Licht

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Gabriel's PoV:

Mama Raffzahn läuft mit uns im Schlepptau auf den Dachboden. Dort lässt sie sich auf einen Sessel fallen, worauf eine Staubwolke sie einhüllt, und deutet auf die anderen Sitzmöbel. Zögerlich setzten wir uns auf das Sofa, dass ihr gegenüber steht. "Als erstes, hört mich auf Mama Raffzahn zu nennen, dass macht mich wahnsinnig. Mara ist mir lieber. Und jetzt zu euch, sprecht euch aus, ich spühre förmlich die Spannung die zwischen euch dreien herrscht." Sie schlägt ihre Beine übereinander und verschränkt ihre Ärme vor der Brust. Zögerlich fange ich an. "Luk? Wieso hast du mir nie erzählt, dass du der letzte von deinem Stamm bist?" Luk schaut mich überrascht an, er hat vermutlich damit gerechnet, dass ich Kili irgendwelche Fragen stellen würde. "Gegenfrage: Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du ein Verbannter bist?" "Ich bin nicht verbannt worden. Ich wurde verstossen!" "Is doch das selbe." "Ne, ist es nicht. Wenn ich ein Verbannter wäre, hätte man mich markiert. Oder anderst gesagt, man hätte mir meine Bissspuren mit Silber ausgebrannt, damit ich nie wieder Anschluss finden würden in einer Sippe. Und um auf deine Frage zurückzukommen, ich wurde am Tag gebissen, als ich von zuhause abgehauen bin, in einen Wald. Aber als man bemerkt hat, dass ich das Tageslicht berühren kann, hat man mich aus der Sippe hochkantig rausgeschmissen. Zufrieden?" Geschockt sieht mich Luk an, ob es wegen der Geschichte ist, oder wegen den Tränen in meinen Augenwinkeln, welche ich auch erst jetzt bemerke, weiss ich nicht. Sofort wische ich das salzige Nass aus meinen Augenwinkeln. "Da ihr ja eure Krise geklärt habt können wur ja jetzt über die Krise mit Dracula reden" mischt sich Kili ein, der mir inzwischen beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hat. Doch Luk schüttelt den Kopf. "Zuerst sprechen wir über dich." Kili, nun noch blasser, ist es anzusehen, dass dies ihm ganz und gar nicht angenehm ist. "Was ist mit deinen Eltern?" Auffortdernt schaut Luk Kili an. "Ich bin ein Vampir, wir werden grundsätzlich gebissen" Der will doch nur von Thema abweichen. Kurzerhand packe ich ihn am Kragen und inspiziere seinen Hals. "Du lügst, deine Narben sind oval, du wurdest geboren." Stelle ich trocken fest. Kili befreit sich aus meinen Armen und schaut mich böse an, wobei es mir kalt den Rücken runterläuft, weil er wieder so eine Dracula Aura hat. "Dracula achtet peinlichst darauf, dass nur der beste sein Nachfolger sein wird. Mein Vater war ihm anscheinend zu schlecht, weshalb er ihn verbannt hat. Meine Mutter ging mit ihm. Sie durften mich allerdings nicht mitnehmen, also hat mein Vater mich aus Rache gebissen, damit ich nie zu einem erwachsenem Vampir werden kann. Seit dem wurde ich nach den Regeln des Hofes erzogen. Plötzlich war ich ihm wichtig, dem Vampiroberhaupt, aber zuvor hat er mich ignoriert." Fragend sieht Luk zu Mama Raffzahn, Verzeihung, Mara rüber, welche nur traurig nickt. "Das heisst, du hast keine Ahnung wo deine Eltern sind?" Mitleidig schaue ich ihn an, als er den Kopf schüttelt. Eine Frage muss ich ihm einfach noch Stellen. Die Sache mit den Narben lässt mich einfach nicht in Ruhe.

Luk's PoV:

Ich werfe einen kurzen Blick zu Gabriel herüber und als er diesen erwiedert, weiss, dass ihm genau die gleiche Frage auf der Seele brennt, wie mir. Auffordernd nickte ich ihm zu. Er schüttelt den Kopf und macht ebenfalls eine auffordernde Geste. Also bleibt wieder alles an mir hängen. Ich zögere kurz. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schmerzhaft eine Reise in die Vergangenheit sein kann. Und in diesem Fall wortwörtlich. Schliesslich fasse ich mir ein Herz und stupse ihn leicht an. Fragend dreht er sich zu mir um. "Was?" Kurz erhasche ich einen Blick auf Mama Raffzahns zustimmende Miene, als wüsste sie schon, was jetzt kommt. "Was Gabriel und ich uns schon die ganze Zeit fragen: Woher kommen die Narben auf deinem Rücken?" Erschrocken fährt Kili mit der Hand an seinen Rücken, als wolle er seine Verletzungen vor uns verstecken. Dann lässt er die Hand wieder sinken und seufzt. "Offenbar ist kein Geheimnis vor euch sicher, was?" Ich wusste nicht, ob ich das jetzt als Kompliment oder als Vorwurf auffassen sollte, beschliesse aber, es positiv zu sehen. Kili wirft Mama Raffzahn einen flehenden Blick zu, doch sie schüttelt nur den Kopf. "Deine Freunde haben ein gutes Recht, es zu erfahren." Kili gibt sich geschlagen. "Ja, du hast Recht. Ihr wisst doch noch, dass ich Draculas Enkel bin?" Wir nicken beide. "Sein Sohn nämlich ist vor langer Zeit von Vampirjägern ermordet worden. Deshalb wurde ich zu Draculas Erbe erklärt. Ich erhielt gewisse Privilegien. Aber glaubt mir, wenn ich sage, dass diese die ganzen Anforderungen und Pflichten, die das Ganze mit sich brachte in keiner Weise zu entschädigen vermochten. Jeden Tag hatte ich Unterricht in allen lebenden und toten Sprachen, ich musste Büffeln, bis mir die Sachen zu den Ohren rausquollen, und dennoch schnitt ich bei den monatlichen Prüfungen, denen Dracula höchstpersönlich beiwohnte, nie gut ab. Tja und das endete stets mit Bestrafungen, die Raffzahn wie einen braven Erstklässler hätten dastehen lassen." "Sind dabei diese Narben entstanden?" Frage ich zaghaft. Kili schüttelt den Kopf. "Nein. So weit hätte es auch nie kommen dürfen. Dracula ist zwar streng aber Folterungen lehnt selbst er ab. Und anfangs habe ich alles brav mitgemacht und auch wenn Dracula nie besonders stolz auf mich war, so habe ich ihn auf diese Weise auch nie gross enttäuscht. Doch mit der Zeit wurde mir das Ganze zu blöd, ausserdem hatte Dracula einen neuen Lehrer eingestellt, der noch viel schlimmer war, als alle, die ich bisher gehabt hatte. Moderne Erziehungsmethoden nannte er es. Und danach hatte ich einfach die Schnauze voll. Ich wiedersetzte mich häufig, kam meinen Pflichten kaum mehr nach und als ich für ein paar Tage auf einen kleinen Ausflug ging, reichte es Dracula. Er war es, der anordnete, mich bei einer strengen Diät in die Kapelle zu sperren. Und dies solange, bis ich meine Lektion gelernt hätte. Obwohl meine Abneigung gegen Blut sicher auch ihren Teil dazu beigetragen hat. Vielleicht glaubte Dracula, dass ich nach dieser Hungerkur geheilt wäre." Ich höre, wie Gabriel neben mir zischend Luft holt. "Und weiter?", frage ich atemlos.

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