Kapitel 32 Lucius

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Feels so good and bad for you baby
I can do what I wanna do baby
Got me changing my tune for you baby
I don't want to go back to the way it was

~ Novak by Fat Freddy's Drop

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Lucius Cantarini

Auf dem Platz vor der High School

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Nachdem Raevyn und ihr bester Freund in das Polizeiauto von diesem Sunnyboy-Möchtegern-Polizisten gestiegen sind, drehte ich mich wieder zu meiner Maschine. Meine geliebte schwarze alte Honda VF 750 Custom. Sie glänzte in der Sonne, als ich sie betrachtete. Ich zündete mir eine Zigarette an und wollte gerade auf mein Motorrad steigen, als mir jemand auf die Schulter tippte.

„Hallo", hörte ich eine Stimme hinter mir. „Schön, dass es deinem Motorrad gut geht." Ich drehte mich zu dem Mädchen um, die mein Motorrad vor der Boxhalle umgefahren hatte. Ich musterte sie.

„Finde ich auch, ähm..." Ich kramte in meinem Gehirn nach ihrem Namen.

„Charity", half sie mir und zwinkerte mir mit ihren grauen Augen zu. Ja richtig. Die Wohltätigkeit.„Sag deinem Bruder, dass er mich anrufen soll."

„Sag es ihm selber", erwiderte ich. Ich bin kein Bote, der zwischen ihr und Mattia hin und her läuft.

„Ohh verletzt, weil mal eine dich nicht so atemberaubend toll findet?" Charity blickte mitleidig und kramte dann in ihrer rosafarbenen Dolce und Gabbana Tasche nach ihrem Handy. Sie schaute kurz drauf und winkte mir dann noch einmal zu. „Tüdelü. Ich muss los. Wir sehen uns." Und mit diesen Worten stolzierte sie auf ihren hohen Stiefeln auch schon davon. Ich zog eine Augenbraue hoch, schloss den Reißverschluss meiner Lederjacke, warf meine halb aufgerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie mit einem meiner schweren Boots aus.

Der Platz vor der Schule war immer noch voller Schüler und vor allem Schülerinnen, die mich anstarrten. Während ich schließlich auf meine Maschine stieg zwinkerte ich einigen zu. Sie liefen nacheinander rot an und begannen mit ihren Freundinnen zu kichern.

Ich merkte aber auch, dass die Jungs mich nicht so freundlich betrachtete. Anscheinen sahen sie ihre Chancen, bei einem der Mädchen zu landen, auf null sinken, wenn ich weiter hier war. Naja, aber das war nichts Neues. In der Regel traute sich keiner einen Streit mit mir anzufangen, es sei denn, er war ebenfalls im Besitz einer Pistole. Ich sagte: In der Regel. Da gab es immer wieder Ausnahmen und meine jetzige Ausnahme hatte saphirblaue Augen, rotbraune Haare und trug mit Vorliebe schlechte T-Shirts, die ihre Figur leider gar nicht zur Geltung brachten.

Und genau bei dieser Ausnahme musste ich meine Taktik irgendwie noch ein bisschen ändern, wenn ich wollte, dass sie sich in mich verliebte und mir diese Liste freiwillig gab. Genau das war aber mein Problem, denn freundlich stand mir nicht und ich war der Meinung, dass besagte Ausnahme mehr so auf die lieben, süßen und immer freundlich lächelnden Typen stand. So blonde, braun gebrannte Surferjungen, wie dieser Polizist Jason.

Ich bog von der West Town Lane High School in den regen Straßenverkehr. Es war Montag Nachmittag und die Leute auf dem Weg nach Hause. An einer Ampel fuhr ich zwischen den wartenden Autos vorbei und handelte mir so lautes Hupen und böse Blicke ein. Ich grinste nur zurück. Ein Vorteil musste eine Maschine ja gegenüber den Autos haben.

Nach einer Weile merkte ich, wie mein Handy im Inneren meiner Lederjacke vibrierte und eine Nachricht eingegangen war. Nicht viele Leute hatten meine Handynummer und es war selten, dass es klingelte und wenn, dann war es meistens wichtig. Ich fuhr also langsamer und fischte mein Handy hervor, um die dann doch nicht ganz so wichtige Nachricht zu lesen.

Ich vermisse dich. xx

Eine SMS von Samantha. Dann vibrierte mein Handy nochmal.

In einer halben Stunde bei mir?

Ich überlegte, ob ich zu ihr fahren sollte. Sie wohnte nicht weit entfernt und in wenigen Minuten konnte ich da sein. Aber sollte ich mich nicht lieber auf die Raevyn-Ausnahme konzentrieren?

Ich fluchte. Ich konnte mir wegen diesem nervigen Mädchen nicht meinen ganzen Spaß rauben lassen.

In fünf Minuten, schrieb ich Samantha zurück.

Ich hielt auf dem Gehweg vor einem fünfstöckigen Haus und klingelte bei Madden.

„Ja?", erklang ihre verzerrte Stimme durch die Anlage.

„Mach die Tür auf", befahl ich. In der nächsten Sekunde surrte es und ich konnte die Tür aufdrücken. Ich lief eilig die Treppe in den vierten Stock nach oben. Samantha stand schon an der Tür. Ihre blonden Haare mit den schwarzen Strähnen hingen glatt nach unten und sie selber war in eine seidige Robe gewickelt. Sie zog mich zu sich in die Wohnung und schloss die Tür mit dem Fuß.

„Ich habe dich echt vermisst, Lucius", wiederholte sie ihre Nachricht von vorhin. Sie hatte immer noch nicht gelernt meinen Namen richtig auszusprechen, aber darüber hörte ich geflissentlich hinweg. „Eigentlich wollte ich gerade duschen gehen. Aber da du jetzt schon da bist, dachte ich mir, dass wir das vielleicht zusammen tun wollen." Sie kaute anzüglich auf ihrer Unterlippe und ich machte einen Schritt auf sie zu und drückte sie gegen die Wand. Dann zog sie mich zu sich nach unten und küsste mich.

„Baby", stöhnte sie zwischen zwei Küssen und zog mich Richtung Bad. Dabei ließ sie ihre Robe auf den Boden fallen. Meine Augen weiteten sich, als sie nur noch in schwarzer Spitzenunterwäsche vor mir stand. Dann küsste sie mich nochmal.


Zwei Stunden, unzählige Küsse später und frisch geduscht saß ich wieder auf meiner Maschine. Doch leider war die willkommene Abwechslung mit Samantha keine große Ablenkung gewesen. Meine Gedanken kreisten nach wie vor nur darum, wie ich die kleine Principessa dazu bringen sollte, mir die Liste zu übergeben.


Als ich später Abends mit Mattia an der großen Tafel zum Abendessen saß, erzählte ich ihm, dass Charity will, dass er sie anruft. Daraufhin lachte Mattia.

"Sie hat mich vorhin schon angerufen", sagte er. "Sie hat nicht daran geglaubt, dass du mir Bescheid sagen würdest."

"Mmh tja." Ich schob mir einen Bissen des köstlichen Stakes, welches heute Abend von Stevens serviert wurde, in den Mund. "Dann hätte sie dich selber anrufen können und nicht erst mich verdammt nochmal fragen müssen. " 

"Sie wollte nicht zuerst anrufen." Mattia legte die Gabel hin. "Du weißt schon. Wegen dieser Ich-bin-das-Mädchen-und-er-ist-der-Junge-der-immer-anrufen-muss-Sache." Er verdrehte schmunzelnd die Augen. "Letzten Endes hat sie dann doch zuerst angerufen, weil sie der Meinung ist, dass sie eine emanzipierte Frau ist, die die Dinge selber in die Hand nehmen kann."

Ich wollte mich eigentlich nicht mit meinem Bruder über sein Liebesleben, oder was auch immer das werden sollte, unterhalten und war froh, als unser Vater sich mit an den Tisch setzte und uns darüber informierte, dass wir einen neuen Mittelsmann wegen der Drogen Sache hatten. Anscheinend war das tatsächlich Leroys letzter Job gewesen.


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Happy New Year. Ich hoffe ihr seid alle gut rein gekommen!

Ich dachte mir, dass es mal wieder an der Zeit wäre, ein bisschen in Lucius' Gedankenwelt zu schauen und deshalb dieses kleine Kapitel aus seiner Sicht geschrieben.

Ach und bevor ich es vergessen: Schon Platz 362 in Jugendliteratur. Danke Leute!!!

Liebst Troian



Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt