Kapitel 44

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Skye

Der nächste Tag nachdem ich alles rausgelassen hatte war komisch, aber doch so erleichternd. Wir beide hatten das letzte mal zusammen gefrühstückt und räumten nur noch den Rest auf. Unsere Sachen waren bereits im Auto und Milo holte nur noch etwas aus dem Büro seines Vaters. Ich saß bereits im Auto und wartete auf ihn. Die Nacht verging recht schnell und die ganze Zeit über konnte ich seine Arme um mich herum spüren.

Die Fahrertür wurde aufgerissen und Milo setzte sich mit einem Seufzer. Er schloss die Türe und sah mit großen Augen zu mir rüber, dann hielt er mir einen silbernen Schlüssel hin und lächelte. Ich nahm den Schüssel an und sah in seine klaren grünen Augen, die strahlten.

"Wenn du Stress hast oder einfach Abstand brauchst, komm hier her und wenn du nicht alleine sein willst dann fahr ich mit.", er zwinkerte mir zu und ich fiel ihm nur um den Hals.

Ich drückte ihn so fest, wie es ging und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Milo schlang seine Arme um mich und atmete erleichtert durch. Ich spürte seine Lippen an meinem Hals und ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. Als ich mich wieder von ihm löste und ihn ansah, flüsterte ich: "Danke, Milo."

Er nickte und dann fuhren wir los, um spätestens heute Abend Zuhause zu sein. Die Fahrt verlief recht entspannend. Milo fuhr und ich saß neben ihm, hörte Musik, sang, aß, machte irgendetwas an meinem Laptop oder quatschte ihn neben all den Sachen voll. Die Zeit verging extrem schnell und schon war ich wieder bei meiner Familie.

Mein Bruder schloss mich beruhigt, dass nichts passiert war, in die Arme. Meine Mom freute sich einfach mich wieder zu sehen und mein Dad, der war nicht da. Milo blieb noch ungefähr eine halbe Stunde und quatschte mit meiner Mom und Rafael. Er erzählte seine Meinung vom Festival und den letzten zwei Tagen. Immer wieder spürte ich, wie er zu mir sah und mich beobachtete. Er machte mich dadurch nervös und ich konnte kaum still sitzen, weshalb ich aufstand.

"Rafa, wir sehen uns morgen.", rief Milo noch während ich ihn zum Fahrstuhl begleitete.

Ich drückte auf den Knopf und sah zu Milo, der gelassen neben mir stand und auf den Lift wartete. Sein Blick fiel auf mich und er musste schmunzeln. Humorvoll verdrehte ich meine Augen und stoppte direkt, als ich in seine total veränderte Miene sah. Er kam einen Schritt auf mich zu, aber da öffneten sich die Türen und mein Vater kam aus dem Fahrstuhl rausgetreten. Mein Dad räusperte sich und der Junge vor mir ging einen Schritt zurück.

"Ich wünsche dir viel Spaß und wenn was ist: Du hast meine Nummer. Wir sehen uns! Mister Jefferson.", sagte er und stellte sich in den Schacht rein. Mein Dad nickte ihm nur zu und sah dann vorwurfsvoll zu mir rüber. Die Türen schlossen sich und Milo verschwand.

Zusammen mit meinem Vater lief ich zurück ins Wohnzimmer, wo meine Mutter auf uns wartete und mein Bruder mich sofort in sein Zimmer zog. Er war die Neugier in Person. Rafael stellte irgendwelche irrsinnigen Fragen und bei den meisten sah ich ihn nur mit dem Was-Denkst-Du-Von-Mir-Blick an. Er bekam nichts über die vierundachtzig Stunden heraus und ich könnte schwören er ärgerte sich schwarz darüber.

Gestern geschah nicht mehr viel. Ich machte nur meine Wäsche, bezog mein Bett neu und schrieb mit Kylie. Mein Vater bat mich um ein Gespräch und natürlich ging es um Milo. Er wollte mich vor ihm warnen und sagte ich solle mich doch von ihm fernhalten, da er mir nicht gut tuen würde. Dad war schon seit Tagen komisch drauf, schon seitdem ich mit Milo das Date hatte, was er auch verhindern wollte. Ich stimmte nur mit ein und regte mich dann bei meiner besten Freundin über ihn auf.

Ich stieg gerade aus der Dusche und zog mir frische Unterwäsche an. Natürlich war die Musik komplett aufgedreht und ich verstand somit nichts. Die Musik ließ mich durch mein Zimmer schweben und brachte mich zum mitsingen. Meine Haare fielen über meine Schultern und ich lief in Gedanken versunken zu meinem Kleiderschrank. Mit meinen Augen suchte ich mir eine Jogginghose raus und zog diese an. Auf ein Oberteil konnte ich noch verzichten und würde es erst etwas später anziehen.

Wenn ich schon einmal dabei war Sachen rauszusuchen, schnappte ich mir meinen Koffer und legte dort alle kurzen Hosen, T-shirts, Tops oder auch Pullover rein. Natürlich durften die ganzen Bikinis nicht fehlen und ich schmiss sie einfach rein. Meine Ohren, welche durch die Musik betäubt waren bekamen nichts mehr mit. Jemand tippte mich an meiner linken Schulter an und ich drehte mich flix um. Ein breitgrinsender Rafael stand vor mir und sah an mir herunter.

Gleich gibt's Ärger!

"Skye Madison Jefferson, ich glaube du hast mir etwas zu erklären! Da an deinem Schlüsselbein. Jetzt. Sofort.", murrte er und sah mich düster an.

"Das ist ein blauer Fleck, okay. Ich hab mich beim Quad fahren an dem Metallding gestoßen.", log ich beziehungsweise versuchte ich es.

Er nickte langsam, aber ungläubwürdig sah er mich an. Sein Blick wechselte von dem Knutschfleck zu meinen Augen, immer wieder. Fuck. Ich wollte mich umdrehen, als er mich am Handgelenk hielt und mich zum stehen brachte. Sein Mund öffnete sich und gereizte Worte drangen hevor: "Du kannst mich nicht verarschen, Skye. Ich denke ich weiß sehr wohl, wie ein Knutschfleck aussieht und so dumm bin ich nun auch nicht."

"Blauer Fleck hin oder her. Hast du mal wieder mit Kylie gesprochen? Sie ist echt angetan von dir und ich weiß nicht, was aus meiner besten Freundin geworden ist.", mein Versuch das Thema zu wechseln schien nicht ganz zu klappen, wie ich es erhofft hatte.

"Ich fahre jetzt zu Milo und erwarte von ihm eine wahre Antwort, wenn du mir schon nicht die Wahrheit sagst. Und du willst mich nicht erleben, wenn ich ihm dort begegnen sollte und es sich herausstellt, dass es ein Knutschfleck ist! Entweder du oder er.", drohte er und ich konnte nicht mehr. Ich hasste Rafael dafür.

"Dann ist es halt einer, und. Du hast mit meiner besten Freundin gevögelt, also lass mir doch auch meinen Spaß und außerdem wer hat gesagt, dass er von Milo ist?", ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herablassend an.

"Denkst du echt ich bin dumm? Ich weiß definitiv, dass er dich nicht mit einem anderen Jungen in seinem Haus lassen würde, also kann er nur von ihm sein. Ich wusste es war eine schlechte Idee dich mit ihm alleine zu lassen.", fluchte er laut und raufte sich die Haare.

Langsam reichte es ja echtmal. Also zum ersten kann es ihm egal sein, ob er von Milo ist oder nicht. Zweitens hat ein Knutschfleck für mich nichts zu bedeuten und drittens ich hab schließlich nicht mit ihm gevögelt, sowie mein Bruder mit Kylie. Rafael sollte sich echt einmal zurückhalten. Ich meine er weiß nicht wie es passiert ist und ob ich es wollte. Und wirklich machen kann er auch nichts mehr.

"Ich hab dich mit Kylie alleine gelassen und hab sie dir überlassen, weil ich dir vertraue und wusste du würdest sie mögen. Aber du kannst mir anscheinend kein bisschen vertrauen, denn Milo und ich hatten keinen Sex. Wir lagen die Abende entweder draußen oder im Bett und haben geredet. Und das eine Mal hat er mich durchgekitzelt wobei dann irgendwie der Knutschfleck entstanden ist, aber ich verstehe dein Problem nicht.", motzte ich ihn an und konnte es kaum fassen.

"Er kann dich ganz einfach verletzten und das bringt mich so zum austicken. Ich mache mir nur Sorgen, weil du ihn nicht kennst und ihn direkt an dich ranlässt.", schnaubte er.

"Wenn du meinst."

Rafael stiefelte aus dem Zimmer und knallte die Türe ins Schloss. Bedrückt ließ ich mich auf mein Bett nieder und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen.

Er kann dich ganz einfach verletzten.

Weil du ihn nicht kennt.

Ain't nobody takin my babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt