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Es war Tim. Das war gar nicht gut. Tim war einer der Üblen. Er war nicht so wie die drei Musketiere unter Druck oder so wie Chris einfach nur dumm. Nein. Er war von Grund auf bösartig und das merkte man bereits an seiner Aura. Ich musste ihn gar nicht sehen um zu merken, dass er es war.
Chloe war wie erstarrt und das verstand ich auch erst mal nicht.
>>L-Le-Le-Leo?<<, zitterte sie vor sich hin.
>>Chloe? Was ist denn los? Hey, alles ist gut.<<
>>Nichts ist gut! Du musst weg, jetzt! LAUF!<<
Ich verstand nichts. Irrtiert blickte ich ihn ihr bereits verheultes Gesicht.
>>Warum? Das ist doch 'nur' Tim.<<
>>Nein, nein, du verstehst das nicht. Wenn er dich mit mir hier sieht, dann weiß ich nicht, was passieren könnte.<<
>>Hier sind zu viele Leute, der wir-<<
>>Er war es. Er hatte die Idee mit dem 'Streich'<<, kam es plötzlich aus ihr heraus.
Wie angewurzelt saß ich weiterhin auf meinem Platz. Ich wusste nicht, was zu tun war. Doch es war bereits zu spät, Tim hatte uns bereits gesehen.
>>Na wen haben wir denn hier? Na du Süße, wie geht'sn so? Und was macht der Waschlappen hier. Zum Thema Waschlappen, hast du gestern einen benutzt um dein Gesicht sauber zu machen? Hahahaha!<<, lachte er vor sich hin.
Seine Schutzmänner, um genau zu sein, seine drei Schutzmänner, lachten gespielt mit.
>>Nein, eigentlich nicht. Ich habe mir das Gesicht gewaschen.<<, antwortete ich provokant.
>>Leo, provoziere ihn nicht. Bitte.<<, sagte Chloe
>>Ja, Leo. Provozier mich nicht. Hör auf das Püppchen.<<
>>Nenn sie nicht Püppchen!<<
>>Was hast du gesagt? Denkst du wirklich du hast mir was zu sagen? Ich nenn die Hure wie ich will!<<
>>Du dummer Wixxer nimm das sofort zurück, sonst.<<
>>Sonst was?! Sonst haust de mir eine rein? Trau dich doch, wirst sehen was du davon hast!<<
>>Ich brauche mich nicht auf dein Niveau abzugeben. Verschwinde einfach.<<
>>Ich sag es nicht noch einmal! DU HAST MIR NICHTS ZU SAGEN!<<, jedes einzelne Wort sprach er betont und in Pausen aus.
>>Tim, bitte. Geh einfach, ok? Lass uns doch einfach bitte in Ruhe.<<
>>Dann blas meinen Schwanz, du N****<<, sagte er und packte ihr an den Kopf.
Aus dem Reflex aus haute ich ihm volle Kanne mit meiner Faust in sein Gesicht. Um genau zu sein auf die Nase. Ich hatte noch nie jemanden geschlagen und es tat auch verdammt weh.
Aber es funktionierte er ließ sie los und krümmte sich für ein paar Sekunden vor Schmerzen.
>>Es tut mir Leid, aber pack sie nicht noch ei-<<, ich konnte nicht mehr ausreden da er mir auch eine reinhaute.
Ich hatte das Gefühl Sterne zu sehen und torkelte auf meinen Sitz und ließ mich fallen. Schließlich war Tim wir ein Schrank und ich eher normal gebaut. Dann stürzte er sich auf mich und traf noch einmal, dieses mal aufs Auge. Ich wusste, trifft er noch einmal, werde ich hinüber sein. Noch einmal blickte ich zu Chloe, welche von den drei Schutzmännern zurück gehalten wurde. Ich hoffte nur, dass sie ihr nichts antun. Und als ich mich schon darauf bereit machte in Ohnmacht zu fallen, spürte ich plötzlich wie das ganze Gewicht von Tim verschwand.
Ich atmete durch und blickte auf. Es war eine Frau mittleren Alters, welche Tim in einem sehr merkwürdigen Griff auf dem Boden hielt. Es war eine Kassiererin von MelDonalds.
>>Zofia!<<, schrie Chloe überglücklich auf und riss sich aus den Fängen der drei Schutzmänner.
Diese standen total verwirrt an Ort und Stelle und taten nichts. Anscheinend waren sie nicht in der Lage selbständig etwas hinzubekommen, aber das war unser Vorteil.
>>Lass mich los du beschissene -<<
>>FREUNDCHEN! So wird hier nicht geredet, verstanden?! Raus mit dir, aber Dalli sonst gibt's eins auf die Mütze!<<, schrie die Kassiererin, welche wahrscheinlich auf den Namen Zofia lautete, ihn an.
>>Das werden wir ja sehen!<<, schrie Tim ihr aggressiv entgegen.
Er befreite sich aus ihrem Griff, rappelte sich hoch und holte zum Schlag aus, als Zofia wie ein Blitz auswich.
Alle standen irrtiert dar und schauten nur auf Tim, welcher mit dem Gesicht vor Schmerzen gekrümmt auf dem Boden lag. Sie hatte ihm binnen Sekunden eins auf die Mütze gegeben. So wie sie es gesagt hat.
>>RAUS HIER!<<, schrie sie nun deutlich aggressiver.
Die drei Schutzmänner nahmen Tim zusammen hoch und verließen den Laden. Tim war erst einmal hinüber. Er schaute weder zurück noch sagte er etwas. Man konnte nur noch Gewinsel von ihm wahrnehmen.
>>Danke, Zofia!<<
>>Kein Problem, Kleines. Für dich alles. Wer ist denn dein Kumpel hier? Alles gut bei dir? Ich bin Zofia, ich bin hier angestellt.<<
>>Ja, denke schon. Nur mein Auge tut ein wenig, weh, aber es ist auszuhalten.<<
>>Soll ich einen Krankenwagen holen?<<
>>Nein, nein. Alles gut.<<
Plötzlich applaudierte eine große Menge, welche mir vorher gar nicht auffiel. Eine Schar hatte sich um uns gebildet und sich das Spektakel angeschaut. Ich verstand es, es war wirklich beeindruckend wie Zofia Tim ausgeschaltet hat.
>>GUT GEMACHT, JUNGE!<<, rief einer aus der Menge.
>>NICHT NUR HEIẞ, SONDERN AUCH NOCH KRASS STARK.<<, rief ein anderer.
Das war wahrscheinlich dann auf Zofia bezogen, welche trotz der unhöflichen Anmache geschmeichelt war.
>>Gehen sie bitte alle zurück auf ihre Plätze und genießen sie ihr Mahl.<<, rief sie dann letztendlich.
>>Leo? Geht's dir gut?<<, fragte mich nun Chloe.
Bevor ich antworten konnte, schmiss sie sich um meine Arme. Ich war überfordert und wusste nicht was zu machen. Ich blickte zu Zofia, welche demonstrierte, dass ich die Umarmung annehmen soll. Also umarmte ich Chloe auch.
Es fühlte sich so warm und gewogen an, als wäre ich in guten Händen. Ich ließ mich fallen und verlor mich in ihrer Wärme.
Nach zehn Sekunden oder so, wurden wir dann unterbrochen.
>>Ihr seid aber ein süßes Paar.<<, sagte Zofia.
>>WIR SIND KEIN PAAR<<, riefen wir beide empört.
Zofia fing an zu lachen und schaute uns amüsiert an.
>>Dann eben nicht. Wie auch immer. Sollte der euch noch einmal Probleme machen, gebt Bescheid. Ich kümmer mich drum und falls ihr etwas bestellen wollt. Gebt Bescheid, darum kümmer ich mich auch.<<
>>Danke, dass sie mich gerettet haben. Wer weiß, was hätte passieren können.<<
>>Weißt du wie du mir danken kannst?<<
>>Wie?<<
>>Dutz mich, ich bin erst 30 und nicht 50!<<
>>Dann bedanke ich mich mal bei dir.<<, sagte ich mit einem Lachen.
Sie schmunzelte und ging zurück an die Theke.
Chloe und ich setzten uns wieder hin. Ich bemerkte, dass sie besorgt war, da sie durchgängig mein Auge anstarrte.
>>Ist es blau? Dann kann ich damit gleich bei Sarah angeben.<<
>>Das ist nicht lustig! Du hättest dich nicht mit ihm anlegen dürfen!<<
>>Doch hätte ich! Er hat dich beleidigt und das Schwein hat dich auch noch angepackt! Denkst du, ich guck da weg?!<<
>>Du bedeutest mir was! Ich will nicht, dass dir etwas passiert.<<, rief sie plötzlich raus.
Ich bedeutete ihr was? Wirklich? Ich hörte aus ein paar Reihen ein aww, da sie anscheinend ziemlich laut war.
>>Ich bedeute dir was?<<, fragte ich verunsichert.
Ihr Gesicht lief sofort rot an.
>>A-A-Als F-F-Freund na-natürlich!<<, stotterte sie vor sich hin.
>>Achso! Ja klar. Als hättest du etwas anderes gemeint, stimmt's? Wär zu lustig, oder?<<, versuchte ich meine Nervosität zu überspielen.
>>Haha, ja klar. Wär voll lustig.<<
Dann gerieten wir in peinliches Schweigen bis endlich auch Sarah verspätet auftauchte.
>>Sorry für die Verspätung. Die Schnöpfe wollte, dass ich fe- OMG! Leo! Was ist mit deinem Auge passiert?!<<
>>Hab mich für Chloe gekloppt.<<
>>Ne, jetzt mal wirklich, wie hast du das hinbekommen? Gegen ne Tür gelaufen? Hingefallen auf einen Stein oder so?<<
>>Das war mein ernst.<<
Sarah schaute nach Bestätigung suchend zu Chloe, welche nur beschämt nickte.
Geschockt ließ sie sich auf den Sitz neben Chloe fallen.
>>Das ist echt geil! Mit wem denn aber?<<
>>Geil? Guck ihn dir an, er ist halbtod!<<
>>Chill, Drama Baby, alles wird gut.<<, versuchte Sarah sie zu beruhigen.
Ich erklärte ihr den ganzen Ablauf, während sie sich anschaute, was sie bestellt.
>>Das ist wirklich heroisch und total schnulzig. Wir sind hier nicht in einem Liebesfilm oder in einem Roman!<<, kam am Ende aus ihr heraus >>Und das blaue Äugchen, muss schon sagen. Cooles Andenken.<<
Wir beide gaben uns einen High Five doch Chloe sah das Ganze nicht so lustig.
>>Sorry. Ich hab das nur für dich gemacht, das weißt du doch.<<
>>Mir tut es leid. Ich sollte diejenige sein, welche sich entschuldigt, schließlich hast du dich wegen mir geprügelt.<<
>>Ich hab es gerne gemacht und würde es immer wieder tun.<<
Ich lächelte ihr zu und sie erwiderte es. Es kam zu einem endlosen Blickkontakt mit ihren wunderschön blauen Augen.
>>Wie wär's mit bestellen?<<, unterbrach Sarah den Blickkontakt.
>>Ja, ja, klar.<<, antwortete ich >>Da fällt mir ein. Woher kennst du
Zofia?<<
>>Zofia ist hier am Arbeiten seitdem wir diesen Laden besuchen. Wir waren ihre ersten Kunden und nun ja. Alle drei ahnungslos, kam es zu einer Katastrophe. Fünf mal haben wir falsch bestellt und drei mal hat sie falsch eingetippt. Irgendwann haben wir es einfach alle aufgegeben und sie gab uns ein Eis aus, welches wir dann auf diesem Sitz aßen. Deswegen sitzen wir auch immer hier und essen auch meistens eim Eis. Es ist halt wie ein Ritual.<<, erzählte Chloe mir.
>>Und weil das Eis echt geil ist.<<, fügte Sarah hinzu.
Lachend gingen wir zu Kasse um eine Bestellung abzuliefern und mussten frustriert feststellen, dass Zofia Pause hatte. Nichtsdestotrotz bestellten wir Burger, Pommes, Cola und noch ein paar Kleinigkeiten. Nicht zu vergessen, alle ein Eis. Das Eis war ganz normal ein Vanilleeis, wo man sich die verschiedensten Toppings drauf tun konnte. Ich nahm eins mit Kekskrümeln und Karamellsoße. Sarah nahm eins mit Smarties und Schokosoße. Chloe nahm eins mit Erdbeeren und Kirschsoße.
>>Das holen wir uns immer.<<, erklärte mir Sarah.
Wir saßen uns mit unserem Essen an den Tisch und erzählten uns die lustigsten Geschichten über Lehrer und Schüler. Schließlich kannten Chloe und ich uns vorher gar nicht so wirklich und so war es lustig, wenn wir uns unsere Geschichten ergänzten.
Wir ließen aber die meisten Geschichten Sarah erzählen, da wir nicht wollten, dass sie als drittes Rad endete.
Ich war noch nie so glücklich und das obwohl ich ein blaues Auge hatte. Aber dieses hatte ich mit Stolz. Ich habe Chloe dafür beschützt und war stolz auf mich. Ganz richtig.
Mir gingen immer noch nicht ihre Worte aus dem Kopf. Ich hatte nun Freunde und bedeutete ihnen auch was. So richtig offizielle Freunde. Eine richtige Clique und es fühlte sich toll an. Vielleicht war das die Aussage von Lora. Im Team war man nicht nur stärker, sondern auch glücklicher. Und ein Team war nicht nur ein Team, sondern auch ein Freundeskreis. Und ich hatte nun auch einen.
Heiter aßen wir also unser Essen und saßen an dem Tisch bis zum späten Nachmittag.
>>Ich muss jetzt langsam los.<<, sagte dann Chloe schließlich.
>>Wirklich? Schade, es war doch gerade so lustig.<<, bedauerte es Sarah.
>>Ja, es tut mir auch leid. Wir können ja mal die Tage wieder gehen, aber wenn ich zu spät nach Hause komme, kriege ich Hausarrest und dann heißt es fürs erste kein MelDonalds mehr.<<
Wir verabschiedeten uns von Chloe also, aber blieben trotzdem noch ein wenig sitzen, da unsere Busse später kamen.
>>Und? Wie findest du sie so?<<, fragte Sarah plötzlich.
>>Wie? Was meinst du?<<
>>Du weißt ganz genau, was ich meine. Chloe, du Idiot!<<
>>Achso! Joa. Ich kannte sie vorher nicht so gut, aber der erste Eindruck ist gut. Sie scheint ganz nett und vor allem lustig zu seien.<<, log ich, ich empfand natürlich mehr für sie.
>>Mehr nicht?<<, hackte sie nach.
>>Mehr nicht.<<, antwortete ich nervös.
>>Ok. Freut mich. Auch, wenn sie so beliebt ist, sie ist eine gute. Sie hat ein großes Herz.<<
>>Davon konnte ich mich bereits selber bezeugen.<<
>>Nun gut. Ich muss dann auch mal los. Mein Bus kommt gleich. Ciao, bis morgen.<<
>>Jo, bis morgen.<<
Dann ging auch sie. So langsam machte auch ich mich fertig und ging dann auch nach Hause. Die Busfahrt war entspannend und ich konnte ein wenig runterfahren, da mich der Aufenthalt bei MelDonalds sehr hibbelig gemacht durch all die Ereignisse.
Was ein Tag. So vieles ist passiert. Zu vieles. Und vor allem so viel Gutes. Normalerweise lief alles schlecht und auf einmal all das. Aber es gefiel mir und vor allem Chloe. Doch ich kannte sie noch nicht so gut, vielleicht sollte ich ihr mal ein paar Bücher zeigen um zu gucken wie sie so tickt, dachte ich mir.
Ich schlief beinahe im Bus ein als ich endlich an meiner Haltestelle war und ausstieg. Das blaue Auge hatte ich bereits vergessen. Ich lief nach Hause und ging direkt in mein Zimmer, ich war einfach nur müde. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schlief direkt ein.

Flucht in andere WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt