Nach dem Tod

255 10 7
                                    

Mein, mit tiefschwarz verschleiertes, Blickfeld erhellte sich langsam wieder. Was passierte hier? War ich doch nicht tot?
Langsam konnte ich auch wieder etwas erkennen. Alles war hellblau; als würde ich durch den Himmel fliegen. Aber ich stand fest auf dem Boden; das spürte ich ganz deutlich. Also wo war ich? Ich schaute an mir herab und bekam einen Schreck. Unter mir war nichts. Ich stand mitten in der Luft und unter mir war ebenfalls nur blauer Himmel mit vereinzelten Wolken. Ich verlor das Gleichgewicht und machte mich bereit, auf das was auch immer zu fallen, das mich hier in der Luft hielt.

Doch das passierte nicht. Ich wurde aufgefangen. Zwei muskulöse Arme hielten mich und eine vertraute Stimme sagte: "Na sieh mal einer an. Wenn das nicht Tatsumi ist."
Aniki? Das ist vollkommen unmöglich. Er ist doch tot.
Ich schaute nach oben und tatsächlich; da war er. Ich brachte nicht mehr hervor, als ein leises: "Aniki? Ich dachte, du wärst..." "Tot?", er lachte. Wieso lachte er? "Nun Tatsumi; das ist so. Ich bin tot. Genau so tot wie er hier."
Er deutete mit dem Kopf zur Seite und ich schaute ihm nach. Neben uns stand er. Seine grünen Haare und sein gehässiges Grinsen waren unverwechselbar. "Labo? Was geht denn hier vor sich?" Ich verstehe gar nichts mehr.
"So sieht man sich also wieder, Tatsumi." In Labos Stimme klang etwas trauriges. "Ich wünschte, es wäre nicht so. Denn, dass du hier bist, bedeutet wohl, dass du auch gestorben bist."
Gestorben? Also bin ich es wirklich. Ich habe wirklich das Zeitliche gesegnet.
Wieder stammelte ich nur verständnislos rum: "Gestorben? Aber wenn ich tot bin, dann bedeutet das ja..." Aniki lächelte. "Ganz genau, mein Kleiner. Willkommen im Himmel."

5 Minuten stand ich nun schon sprachlos vor den beiden und könnte es immer noch nicht glauben. Im Himmel? Sowas gibt's?
Aniki begann zu reden: "Ich versteh schon. Ich habe auch lange gebraucht, um es zu verstehen und zu akzeptieren, aber das ist nun unsere neue Welt." "Aber sag mal, Tatsumi...", unterbrach Labo ihn. "Wenn du hier bist; soll das etwa bedeuten, dass du Susanoo die ganzen Mädels überlassen hast?"
Ich musste erst lachen; das war der Labo, den ich kenne. Aber schon nach wenigen Sekunden verflog der Spaß. "Nein. Susanoo ist bereits vor mir zerstört worden." Nun sah auch Labo mich mitleidig an. "So ist das also. Das ist wirklich schade. Der Krieg verschlingt echt viele Leben." Ich wollte ihn aufmuntern: "Mach dir mal keine Sorgen. Der Krieg ist..." doch ich würde unterbrochen.
"T-tatsumi?" Ich drehte mich um und wäre wieder fast hinten umgekippt. "Mine?"

Ohne weitere Worte kam sie auf mich zugerannt und fiel mir um den Hals. Sie schrie: "Du Idiot! Was machst du hier? Du solltest doch noch leben." "Leider Nein. Ich bin genau so tot, wie jeder andere hier auch." Tränen rollten ihre Wangen runter. "Warum nur? Warum musstest du sterben." "Ich habe mich geopfert, um das Leben von Unschuldigen zu schützen. Mach dir keine Sorgen. Der Krieg ist fast vorbei. Der Kaiser wurde unschädlich gemacht und der Minister ist fast tot."
Ohne weitere Vorwarnung küsste sie mich. "Mein Held!" Zum Glück stand Aniki direkt hinter mir; sonst hätte sie mich wohl umgeworfen. Aniki lachte: "Na so was. Da ist wohl einiges passiert, während ich weg war."
Es ging noch mehrere Minuten so weiter, bevor Mine sich von mir löste. Sie war knallrot und schaute weg; egal wohin, Hauptsache nicht in mein Gesicht. "Aber bild dir nicht zu viel drauf ein. Das war nur ein Kuss, der nichts bedeutet." Ich musste mir ein Lachen verkneifen; stattdessen erklärte ich: "Na, wenn du drauf bestehst. Aber vergiss nicht, dass ich es jedes mal wieder tun würde. Ich liebe dich, Mine-Chan. Das ist zwar bestimmt allen längst klar, aber jetzt habe ich es laut gesagt. Ich liebe dich wirklich sehr. Und auch, wenn wir inzwischen beide tot sind, würde ich gerne um deine Hand anhalten. Mine, willst du meine Frau werden?" Sie war rot wie eine Tomate und brachte keinen klaren Satz heraus: "Ich... also... willst du wirklich?" "Ich meine das vollkommen Ernst."
Und in diesem Moment viel sie in Ohnmacht. Ich sprang auf und fing sie, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Behutsam legte ich die hin. "Das hat sie wohl nicht verkraftet. Habe ich es übertrieben?" Aniki lachte. "Keineswegs. Genau so muss ein Antrag aussehen. Wenn die Frau in Ohnmacht fällt, sieht man, dass man alles richtig gemacht hat."

"So ist das also. Jetzt verstehe ich." Diese Stimme. Bitte lass es nicht wahr sein. Doch. Da stand sie und schaute mich aus todtraurigen Augen an. "Ich frage dich, Tatsumi.", begann Esdeath. "Hast du sie schon die ganze Zeit geliebt? Ist sie der Grund, warum du mich verschmäht hast?" "Esdeath-Sama..." Was machte sie hier? Sie hat doch wohl nicht meinetwegen Selbstmord begangen?
Ich antwortete ihr: "Ich weiß es nicht. Ich dachte die ganze Zeit, dass es an unserer Feindschaft lag, aber vielleicht liebe ich Mine-Chan wirklich schon die ganze Zeit."
Esdeath sah mich traurig an. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so wiedersehen würden. Du mit deiner Zunge in einer anderen Frau." Sie brach zusammen begann zu weinen.
Ich ging zu ihr und versuchte, sie zu trösten: "Esdeath. Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich jetzt fühlst, aber du willst doch sicher, dass ich glücklich werde. Weißt du; jetzt wo uns der Krieg nichts mehr kann, könnten wir doch einfach Freunde sein. Was hältst du davon?" Sie schaute zu mir auf. Ihre Augen waren ganz rot. "K-könntest du das denn?" "Ich mag dich wirklich gerne; auch, wenn es keine Liebe ist. Könntest du denn damit leben, dass ich bei Night Raid so viele Freunde habe?"
Mit ihrer Hand wischte sie ihre Tränen weg und erklärte: "Solange ich bei dir bin, kann ich über alles hinweg sehen."
Sie stand auf und ging hinüber zu dem Ort, wo Mine lag. Über sie gebäugt fragte sie mich: "Du stehst also eher auf kleine Brüste?"
Was sollte das denn jetzt? "Esdeath! Das hat doch gar nichts damit zu tun, ob jemand große oder kleine Brüste hat. Ich liebe, wen ich liebe."
Auf einmal stand Chelsea hinter mir und erzählte: "Stimmt. Von Leones Brüsten war er auch hin und weg. Und die Dinger von Leone sind echt nicht ohne." Auf einmal brach es aus mir heraus: "Chelsea! Woher weißt du das denn?! Hab ich das so schlecht verstecken können?" Chelsea kicherte nur. "Leone hat mir von eurem ersten Treffen erzählt. Was hast du nochmal gesagt? Ach ja. Du bist doch der Busen von vorhin! War das nicht so?" Also wirklich. Manchmal könnte ich ihr einfach den Hals umdrehen.
Alle lachten. "Tatsumi..." , begann Esdeath. "Du willst sie also wirklich heiraten?" "Ja, das will ich." Sie lächelte. "Dann versprich mir noch eine Sache." Von der Neugier gepackt, fragte ich: "Was denn?" Sie kam auf mich zu und umarmte mich. "Versprich mir, dass ihr beide glücklich werdet." Ein tiefes Gefühl von Freude durchfuhr mich. "Das werde ich; mach dir keine Sorgen."

"Esdeath!" Eine Stimme durchschnitt die Stille, die uns umgab. Esdeath löste sich von mir und stellte fest: "Wenn das mal nicht Kurome ist. Schön, dich wiederzusehen."
Kurome kam auf mich und Esdeath zu. "Wie geht es Nee-Chan? Ist sie noch am Leben?" Esdeath nahm Kurome in die Arme und erklärte ihr: "Deine Schwester ist die, die mich getötet hat. Wir haben den Krieg verloren, aber ich glaube an Wave, Akame und Najenda. Sie werden die Kaiserstadt und das ganze Land in neuem Glanz erstrahlen lassen." "Ja... Nee-Chan wird unsere Welt verbessern, wie ich es nicht konnte."
"So." , meldete sich Aniki. "Wenn mir dann mal alle Folgen würden. Ich möchte euch etwas zeigen?" Esdeath schien neugierig zu sein. "So? Was denn?" "Ihr werdet schon sehen. Es wird euch gefallen."
Ich hob Mine auf und folgte Aniki, wie alle anderen auch.
Nach einiger Zeit blieb ich stehen. "Da wären wir." Was ich da sah, war das schönste, was ich je gesehen hab. Wir befanden uns über der Kaiserstadt und schauten auf sie herab. "Setz euch doch." , forderte Aniki uns auf, während er selbst sich setzte. Ich legte Mine neben mir ab und setzte mich neben Esdeath und Kurome.
"Schau mal da, Esdeath!" , schrie Kurome freudig und zeigte auf einen Hügel neben der Kaiserstadt. "Da sind Wave und Ron." "Oh ja. Die beiden scheinen das Schlimmste überlebt zu haben."
So saßen wir nich bis tief in die Nacht alle zusammen da und betrachteten die Kaiserstadt mit all ihren Schönheiten...

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 07, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Akame ga kill! - After Death StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt