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Lustlos kaute Melody auf ihrer Lippe herum. Was würde nun passieren? Sie war ja - wie Calima es genannt hatte - eine Weltenwandler in. Was genau war das? Richtige Informationen hatte die Sechzehnjährige von den ganzen Nixen ja nicht bekommen. Nur, dass das ganze kein Traum war, aber darauf wäre Melody spätestens gekommen, wenn ihr Gehirn das mit den Weltenwandlern erfunden hätte. Es war nicht so, dass sie in den sechzehn Jahren ihres Lebens nichts getan hatte. 

Melody war im Schwimmverein gewesen, hatte für ein paar Jahre gesungen - ihrem Vater zuliebe, denn irgendwie hatte die Gesangslehrerin die hohen Töne aus ihrem Mund nicht geschätzt und als Zehnjährige hatte Melody sich nicht getraut, danach noch weiter dorthin zu kommen. Wenn man es genau betrachtete, würde sie sich auch mit sechzehn nicht mehr dorthin trauen. 

Außerdem konnte sie relativ gut zeichnen, jedoch keine Gesichter oder Körper, sondern nur wirre Symbole, die ihr in den Kopf kamen. Auch wenn man ihre Hobbys an einer Hand abzählen konnte, und man zumindest zum Zeichnen eigentlich Phantasie brauchte, wäre ihr nicht einmal im Traum eingefallen, etwas derart abstraktes zu träumen. Als Melody bemerkte, dass ihre Gedanken - wie so oft - dabei waren, abzuschweifen, schnaubte sie genervt und konzentrierte sich auf die wichtigen Dinge. 

War sie jetzt etwas besonderes? Hatten diese komischen Wandler irgendwelche magischen Kräfte? Gab es noch andere von ihrer Sorte? ''Urgh, mein Kopf explodiert'', murmelte das Mädchen in das Zimmer und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. All diese Fragen schwirrten in Melodys Kopf umher. Aber eine Frage war im Mittelpunkt und die ganze Zeit präsent.

Warum war sie eine Weltenwandlerin?

Es klopfte an der mit Muscheln verzierten Tür. Melody sprang auf - oder erhob sich, denn unter Wasser zu springen hatte sich als schwierig herausgestellt. Sie wollte ihre nassen Hände an ihrer Hose abwischen, doch sie trug weder eine noch wären ihre Hände danach trocken gewesen. 
"Herein?" Die Klinke wurde heruntergedrückt und eine junge Frau betrat höflich lächelnd den Raum. Sie schien eine weitere Angestellte von Calima Malanguina zu sein. 
"Sie haben Besuch." Mit diesen Worten paddelte eine weitere Person ein, die ungefähr in Melodys Alter zu sein schien. Melody kannte sie von irgendwoher, aber es fiel ihr nicht ein, woher. Im nächsten Moment schlug sie sich innerlich gegen die Stirn, denn woher sollte sie eine Nixe kennen, wenn sie bis vor zwei Stunden noch nicht einmal von der Existenz der gesamten Art gewusst hatte. 

"Äh, hi! Ich bin Melody", sagte sie zögerlich und lächelte unsicher. Das Mädchen erwiderte das Lächeln freundlich. "Ja, das weiß ich. Ich bin Camilla. Ich hab dich entdeckt und, ja ähm, ich wollte schauen, wie es dir geht?", antwortete sie und ließ das Ende des Satzes als Frage in der Luft hängen. Kurz herrschte eine unangenehme Stille, in der Melody ihre Antwort überdachte. Ja, wie ging es ihr eigentlich? Wie ging es einem Mädchen, dass auf einmal unter Wasser atmete und gesagt bekam, dass sie eine Weltenwandlerin war? Ihr ging ein Licht auf und sie erkannte, dass sie eigentlich keine Antwort auf diese Frage hatte. Deshalb zuckte sie die Schultern und meinte: ''Keine Ahnung, ehrlich gesagt.''

Camilla blickte zu Boden und grinste. Auch sie schien erkannt zu haben, dass ihre Frage ziemlich offensichtlich gewesen war. Melody musste sich ein Kichern verkneifen. Camilla schien das zu bemerken, denn sie hob den Kopf mit eben diesem Grinsen an.
"Entdeckt? Bin ich hier in einem Museum oder so?", erkundigte sich Melody gespielt neugierig auf den vorherigen Satz von Camilla. Camilla verdrehte die Augen empört: "Was hätte ich denn sonst sagen sollen?" 

Melody mochte Camilla auf Anhieb. Sie wank sie zu sich herüber und klopfte auf das Bett. Camilla schwebte auf sie zu, ließ sich neben ihr nieder und sie begannen, sich zu unterhalten. 

Weltenwandler - Wechsel der GezeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt