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Meistens passieren die Dinge, die man sich ein Ewigkeit wünscht dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.  Und meistens passieren sie genau dann, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. 

Obwohl es meinem Herz einen Stich gibt, lege ich die Hände auf Jase Schultern und zwinge ihn, zurückzuweichen. Sobald sich seine Lippen von den meinen lösen, umhüllt meinen Körper eine Kälte, die sich wie eine Decke um mich wickelt. So sehr ich ihn auch wieder an mich ziehen will und in die Kindheitserinnerungen entfliehen will, so sehr rät mir mein Verstand davon ab. 

Jase Wangen sind leicht gerötet und in seinem Blick liegt eine Mischung aus Verwirrung und Erstaunen. So als könne er selbst nicht genau sagen, was gerade passiert ist. Aber nur um es noch einmal zu betonen. Er war derjenige, der mich geküsst hat, nicht ich diejenige, die ihn geküsst hat. 

"Amber, ich...es...", stottert Jase und fährt sich unsicher durch die zerzausten Locken. 

'Oh Gott, bitte entschuldige dich jetzt nicht dafür. Bitte, bitte mach nicht diesen dämlichen Fehler und entschuldige dich dafür', denke ich und balle die Hände zu Fäusten. Für diesen kurzen Moment habe ich den alten Jase wieder gesehen. Ich habe den alten Jase wieder gespürt. Doch wenn er sich jetzt entschuldigt, verliere ich diesen Jase wieder. Verliere wieder seine Hand, die er mir soeben gegeben hat. Und das will ich nicht. 

"Amber, es tut mir leid"

Na toll.... er entschuldigt sich. Gratulation,Jase Johnson,  für diesen weiteren dummen Fehler, den du gemacht hast. Gratulation dafür, dass du aus Millionen Wörtern die falschen ausgewählt hast. 

Er wendet den Blick von mir ab und starrt hinab auf den Boden, die Lippen zu einer schmalen Linie gepresst. Ich atme einmal tief aus und gehe dann einen Schritt auf ihn zu. Ich nehme seine Hand und lege auf Augenhöhe meine Handfläche gegen die Seine. Sie schmiege sich perfekt aneinander, als wären sie zwei Hälften, die man vor langer Zeit gebrochen hat, und nun wieder zusammenführt.

Doch plötzlich, als ich so herab auf die beiden Hände blicke, erscheinen Raphaels rehbraunen Augen vor meinem geistigen Auge. Der verletzliche Gesichtsausdruck, als er mir von seinen Sorgen erzählt hat, kommt mir wieder in den Sinn und erinnert mich daran, warum ich wirklich zu Jase gekommen bin.

Ich bin nicht hier, um den alten Jase zu finden und wieder zu lieben. Ich bin hier, um die Wahrheit von dem Jase zu hören, der jetzt vor mir steht.

"Jase, ich muss dich etwas fragen, das dir nicht gefallen wird"

"Dann frag mich nicht", flüstert Jase leise und die Locken fallen in sein nun wieder blasses Gesicht.

"Was weißt du über eine neue Droge, die im Umlauf ist? Was weißt du über die Droge, die Catcher genannt wird?", frage ich ihn und versuche seinen Blick aufzufangen.

Jase weicht von mir zurück und zieht sich die Kapuze seines Pullovers über den Kopf.

"Warum, Amber? Warum kannst du es nicht einfach lassen? Merkst du denn nicht, dass ich dich nicht in Gefahr wissen will?" Jase Worte sind kaum mehr als ein Wispern, dass der Wind mit sich trägt. Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und verschwindet in die Dunkelheit der Nacht.

Und ich bleibe alleine in der zurückgelassenen Kälte zurück. Hin und Hergerissen von der Vergangenheit, an der meine Seele so sehr hängt, und der Gegenwart, die mich mit jedem Schritt immer mehr einholt.  


Mindless - Eine Party.  Eine falsche Entscheidung. Eine ewige SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt