Milo
Nachdem ich ihr alles gesagt hatte fuhr ich zur Halle und steuerte auf das Büro meines Dads zu. Erschöpft und verzweifelt setzte ich mich und blickte auf mein Tattoo. Mit meinem Zeigefinger strich ich über die schwarze Farbe und musste kurz lächeln bei dem Gedanken daran, was ich für ein starkes, mutiges und hübsches Mädchen kennengelernt habe.
Ihre klaren Augen.
Dieses süße Lächeln.
Ihr provkantes und freches Grinsen.
Dann dieses Lachen und ihre Stimme.
Ihr ständiges Augenverdrehen oder auf ihrer Lippeherumgekaue.
Ihr kleiner Körper, ihr Charakter aus Gold und dann ihre Geschichte.
Ich hatte ihr die Wahrheit gesagt und wusste wie es kommen würde. Aber ich konnte nicht mehr ruhig schlafen geschweige, denn an etwas anderes denken. Ich musste es ihr sagen und nur sie konnte nun entscheiden, ob es mit uns weiterging oder nicht. Und nach ihrer Aussage war es das Ende und es rief einen Schmerz in meiner Brust hervor.
"Was machst du denn hier, Grey?", riss mich Emilios Stimme aus meinen Gedanken und ich blickte zu ihm auf.
"Ich musste mal wieder vorbeikommen.. brauch etwas Ablenkung, also wenn du gleich mit mir trainieren würdest.. dann wäre es recht nett.", verlegen kratzte ich mich am Nacken und stand auf.
Verwirrt sah er mich an und formte seine Augen zu Schlitzen. Er wusste das etwas nicht stimmte und legte dann seinen Kopf leicht schräg: "Ist irgendwas passiert oder seit wann trainierst du hier?"
Ich lief desinteressiert an ihm vorbei hinüber in den Trainingsraum meiner Männer und zog meinen Pullover aus. Mit meiner Hand fuhr ich durch meine braunen, zersausten Haare und erhöhte die Lautstärke, der Musik. Emilio stand hinter mir und musterte mich stark. Ich konnte ihm nichts vormachen, wenn er mich seit klein auf kannte und mich die meiste Zeit meines Lebens begleitet hatte. Ich fing an gegen den Boxsack zu schlagen und ließ all meine Emotionen raus. Keine Ahnung, ob es Wut, Trauer oder Hass war, aber ich ließ einfach alles raus.
Ich erinnerte mich an die Situation im Ferienhaus am ersten Abend. Alle saßen draußen und lachten zusammen - nur ich nicht. Ich war stur und betrunken. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie es heute aussehen würde.
Immer wieder prallte meine Faust, wie am Freitag gegen den Boxsack und vor lauten, ungezählten Schlägen taten meine Knöchel weh, aber ich hörte nicht auf. Sobald ich nur daran dachte, dass ich ihr alles gesagt und sie verloren hatte.
"Hör auf!", Emilio zog mich an meiner Schulter zurück und ich atmete unkontrolliert ein und aus. Verletzt blickte ich ihn an und spürte wie stark sich mein Brustkorb hob und wieder senkte.
Ich setzte mich auf eine der Bänke und raufte mir die Haare bis ich wieder zu Emilios fragendem Gesichtsausdruck sah. Ich lehnte mich etwas zurück und sprach vorwurfsvoll über mich selbst: "Ich hab ihr gesagt, was ich hier mache und sie ist enttäuscht, zu recht. Schließlich hat sie mir ihre ganze Geschichte erzählt und ich Schwachkopf hab sie weiterhin angelogen. Skye will nichts mehr von mir wissen und ich kann es ihr irgendwie auch nicht übelnehmen."
Emilion gesellte sich neben mich und legte brüderlich eine Hand auf meine Schulter. Er atmete nicht gerade begeistert aus und seufzte dann: "Sie braucht Zeit um nachzudenken. Ich meine ich kenne ihre Story nicht, aber anscheinend ist es ja was belastendes wenn sie das sagt. Und wenn sie dich mag, was sie tut, wird sie dich mit deinem Job akzeptieren - vertrau mir. Ich hab es in ihren Augen gesehen und sie mag dich wirklich... geb ihr einfach Zeit."
Mit einem Nicken stimmte ich ein und bedankte mich bei ihm. Emilio hatte eine gute Menschenkenntnis und er würde schon wissen, was er sagte. Wir beide standen auf und trainierten zusammen, dieses mal ordentlich und ohne Gefühle, die raus mussten.
♡
Ich kam Zuhause an und wollte gerade in mein Zimmer gehen, als Hope mir entgegen gerannt kam. Ihr kleiner, zierlicher Körper schmiss sich auf mich und ich schleuderte sie einmal um mich herum. Sie musste kichern und es machte mich glücklich sie so fröhlich und voller Lebenskraft zu sehen. Ich hob sie auf meinen Arm und drückte ihr einen fetten Kuss auf die Wange, weshalb sie sich mit einer Hand die Wange festhielt und nochmal kicherte.
"Milo mein Schatz, könntest du heute Abend bitte auf Hope aufpassen? Dein Dad und ich wollen essen gehen." ,
"Klar, Hope und ich verbringen viel zu wenig Zeit miteinander und das sollte sich schleunigst ändern!", antwortete ich ihr und sie musste lächeln.
Meine Mom kam zu mir rüber, gab mir einen kleines Kuss auf die Schläfe und meinte dann: "Du warst auch mit anderen Mädchen beschäftigt."
Ich ließ Hope wieder auf den Boden und nahm sie an ihrer Hand. Sie stellte sich auf meine Füße und blickte zu mir hoch. Ihre Haare fielen nach hinten und ein Grinsen breitete sich in ihrem Gesicht aus. Ich nahm noch ihre andere Hand in meine und hielt sie fest während ich sie ansah. Sie machte ihren Mund auf und dann sprudelte es nur noch von Fragen: "Wann kommt Skye mal wieder, oder ist sie wieder am schlafen? Hat sie ihren Traumprinzen gefunden, der sie wach küsst? Oder nein, warte.. du bist der Prinz, weil du nicht mehr da bist und wenn, dann redest du von ihr!"
Ich lachte amüsiert über ihre Theorie und kniete mich dann hin. Mit einem Finger schob ich ihre blonde Haarsträhne hinter das Ohr und flüsterte: "Das würde ich mir wünschen.."
Danach stand ich wieder aufrecht, blickte zu meiner Mutter und nickte ihr zu bevor ich in meinem Zimmer verschwand. Ich zückte mein Handy und wählte Rafaels Nummer in der Hoffnung er würde rangehen, denn schließlich waren sie schon längst gelandet so lange wie ich bei Emilio war."Ich höre", ertönte es und setzte mich auf die Fensterbank.
"Blöde Frage, aber wie geht es ihr?"
"Den Umständen entsprechend, würde ich behaupten. Sie hat den ganzen Flug nicht gesprochen weder irgendwelche Anstalten gemacht. Was hast du dir dabei gedacht, Milo", vorwurfsvoll nahm ich diese Nachricht war und seufzte.
"Sag ihr bitte, dass es mir leid tut. Ich konnte nicht wissen wie stark sie mir ans Herz wächst", es herrschte kurz Funkstille und ich dachte er würde noch etwas erwidern, aber dem war nicht so. Stattdessen erklang: "Warte, lass mich raten es ist Milo, stimmt's? Sag ihm er soll mich in ruhe lassen."
Ich legte hoffnungslos auf und sah auf die Hochhäuser, die mir im Blickfeld standen. Nach wenigen Sekunden rausstarren lief ich ins Bad, entkleidete mich und stieg unter die Dusche.
Normalerweise würde ich ein Mädchen in ruhe lassen, wenn es dies wollte, aber ich konnte es bei ihr nicht. Ich hatte versprochen auf sie aufzupassen egal, ob sie es wollte oder nicht. Sie hatte jedes Recht mich zu hassen oder zu ignorieren, aber würde ihr etwas zu stoßen, würde ich mich schrecklich fühlen.
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Ain't nobody takin my baby
Teen Fiction!!Mein 12-Jähriges Ich hat dieses Buch geschrieben und ist der komplette Müll, ALSO LESEN AUF EIGENE GEFAHR!! Skye. Milo. Das Schicksal zweier unterschiedlicher Menschen mit den verschiedensten Persönlichkeiten und Vergangenheiten, bringt diese zusa...