Kapitel 3

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Pov. Vik

"Ju? Bist du hier irgendwo?", rufe ich in die Dunkelheit vor mir hinein und schalte meine Handytaschenlampe ein. Fuck, jetzt, so ganz alleine hier im Wald ist es doch wieder ziemlich creppy...

Ich laufe ein Stück weiter, als ich plötzlich eine Silouette vor mir an einen Baum gelehnt sehe.

"Ju?", frage ich erneut und er dreht sich zu mir um. Für einen Moment habe ich Angst, dass es doch nicht Ju, sondern irgendein Massenmörder oder was weiß ich nicht, ist, man ich bin schon völlig paranoid geworden, aber natürlich ist es nur ein ganz normaler Ju.

Er hält sich die Hand gegen meinen Blitz vor die Augen und ich senke das Telefon auf den Boden.

"Was machst du hier so allein?", frage ich, erleichtert ihn so schnell gefunden zu haben. Er zuckt nur leicht mit den Schultern und deutet dann wage tiefer in den Wald hinein.

"Da war ein Licht", sagt er, selbst scheinbar ziemlich verwirrt von dieser Tatsache. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen.

"Ein Licht? Was für eins?"

"Ich weiß auch nicht so genau... Es war nur ganz kurz da, so ein kleines blaues Licht im Wald."

Er kneift die Augen zusammen und sucht die Bäume vor uns ab. Bei dem Gedanken, dass hier irgendwelche blauen Lichter herum spucken und Ju auch noch nach ihnen sucht, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Als wäre dieser Ort nicht schon Angst einflößend genug, auch ohne seltsame Erscheinungen...

"Da!", sagt Ju plötzlich aufgeregt und greift nach meiner Hand. Ein warmes Kribbeln zieht sich von der Berührung durch mich hindurch, aber ich beachte es nicht weiter groß. Viel interessanter ist dafür der schwache, bläuliche Lichtschimmer, vielleicht zehn Meter von uns entfernt. Er scheint hinter den Bäumen in einiger Entfernung hervor zu kommen und zieht mich auf magische Art und Weise in seinen Bann.

"Komm...", haucht Ju leise und zieht mich mit sich in das Dickicht hinein. Eigentlich will ich nicht mit, dieses blaue Licht ist zwar schon seltsam anziehend, aber meine Angst überwiegt eindeutig.

Scheiße, es ist einfach fucking gruselig! Aber Ju hält meine Hand fest umklammert und geht zielstrebig immer weiter von der rettenden Lichtung weg.

"Ju verdammt. Lass uns bitte umkehren, das ist echt keine-", ehe ich meinen Satz beenden kann, ist das Leuchten plötzlich verschwunden und es ist stockfinster. Ich spüre, wie sich eine Gänsehaut über mir ausbreitet und will mich schon umdrehen und Ju endlich zurück zerren, als ein zweites Licht, diesmal noch weiter von der Lichtung entfernt auftaucht.

"Ju... bitte..." fange ich an, aber er steuert schon wieder auf das nächste Leuchten zu. Mehr oder weniger freiwillig folge ich ihm, auch wenn alles in mir danach schreit, einfach zurück zu rennen. Aber noch weniger will ich zulassen, dass er ganz alleine diesen seltsamen Lichtern folgt!

Immer und immer tiefer dringen wir in das Unterholz vor, immer weiteren Lichtern folgend, und immer weiter von den anderen weg, mittlerweile habe ich keine Ahnung mehr, wo sie sind, oder in welcher Richtung der Rückweg liegt, aber trotzdem kann ich weder Ju überreden umzukehren, noch ihn allein lassen.

"Da, noch eins", haucht er beinahe ehrfürchtig und ich stolpere ihm nach, wir sind schon fast da, als es wieder erlischt. Gespannt warte ich darauf, dass ein weiteres auftaucht, aber es bleibt finster. Kein Glimmen in der Ferne, kein blauer Schimmer hinter einem Baumstamm... meine Brust zieht sich unangenehm zusammen, gar nicht gut... 

Etwas panisch greift Julien nach mir und leicht zitternd ziehe ich seinen Körper beschützend an mich.

"Fuck, was passiert hier eigentlich?", flüstere ich. Ich habe das Gefühl, dass sich Schatten zwischen den Bäumen bewegen, dass etwas uns einkreist... die Dunkelheit scheint noch allumfassender zu werden, mich zu erdrücken, zu verschlingen. Mein Atmen erscheint mir auf einmal unfassbar laut in der plötzlich so präsenten Stille. Schon wieder will ich rennen, einfach weg von hier, aber ich zwinge mich, stehen zu bleiben.  

Ruhig bleiben, Vik. Es reicht schon, dass Ju völlig verängstig an mich geklammert dasteht. Warum zur Hölle musste er denn auch unbedingt diesen scheiß Lichtern folgen?

"Vik, es tut mir leid", flüstert er, genauso leise wie ich eben gerade und vergräbt sein Gesicht an meiner Halsbeuge. Seine Lippen streifen dabei leicht über meine Haut und hinterlassen ein zartes Prickeln. Unwillkürlich drücke ich ihn noch enger an mich.

"Alles wird gut... alles wird wieder gut", meine ich, aber es klingt angespannt und alles andere als ruig und versichernd. Wir könnten uns jetzt doch einfach einmal um 180 Grad drehen und zurück laufen... oder? Waren diese verfluchten Lichter denn alle in einer geraden Linie? Ein leises Schluchzen von Ju erregt meine Aufmerksamkeit.

"Schhh...", sanft wische ich ihm in der Dunkelheit eine Träne weg. Es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen, auch wenn das alles ja eigentlich seine Schuld ist. Wie konnte ich das nur zulassen?

Plötzlich raschelt etwas hinter uns und erschrocken fahre ich herum, Ju bestimmt hinter mich schiebend.

Mein Herz klopft mir bis zum Hals, das Blut rauscht in meinen Ohren, was auch immer das ist, ich werde Ju beschützen!

Langsam taucht ein Paar blau funkelnder Augen in der Dunkelheit auf...

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Ich hoffe, dass das Uploaden bei den letzten Kapiteln geklappt hat, irgendwie kommen mein Laptop und Wattpad nicht so gut miteinander klar uff...



Irrlichter -JUBLALI Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt