Kapitel 47

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Skye

Tage von diesem bereits schönen Urlaub waren vergangen und meine Gedanken waren immer noch bei Milo. Trotz dem Meer, den tollen Leuten hier, des Umfeldes und den süßen Schweinen konnte mich nichts ablenken, dachte ich bis jetzt. Wir lagen durchgehen von morgens bis abends am Strand, sonnten uns oder gingen schwimmen. Nachts gingen Rafael und ich raus und mischten uns unter die Leute.

Rafael und ich waren bereits fertig angezogen umzuverschwinden. Wir aßen noch eine Kleinigkeit und liefen dann an der Strandpromenade entlang zur Bar, die man kaum überhören konnte. Dort angekommen setzte ich mich und Rafa bestellte und etwas zum trinken. Es waren reichlich Jugendliche da, die sich lautstark unterhielten. Jungs und Mädchen waren gemischt.

"Heyy", raunte jemand belustigt in mein Ohr. Ich drehte mich um und blickte in ein mir fremdes Gesicht.
Er hatte schwarze Haare und braune Augen. Sommersprossen waren auf seiner Nase und seinen Wangen abgebildet.

Ich erwiderte sein Hey mit einem kurzen Lächeln und sah in seine Augen.

"Cam, sie ist nicht single", sagte eine weibliche Stimme und schon sah ich ihren Körper neben meinem. Ein breites und belustigtes Grinsen war zu sehen und sie musste sich ein Lachen verkneifen.

Verwirrt sah ich sie an und wusste nicht was los war. Ich sah über meine Schulter und bemerkte Rafael hinter mir. Er lächelte und ich musste schmunzeln. Dann blickte ich zu dem fremden Mädchen und meinte: "Wenn du den Vollpfosten hinter mir meinst: Der ist mein Bruder, Rafael."

Langsam nickte sie und schaute dann zu mir. Ihr Gesicht, die Augen, die Sommersprossen und ihre Haare sie waren genau wie bei dem Typen. Sie waren Zwillinge. Das Mädchen neben mir hatte ihr langen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und trug eine Jeans mit einem hellen Top.

"Bella", lächelte sie sanft und ich antwortete ihr mit einem zurückhaltenden Lächlen: "Skye."

Ihr Zwillingsbruder stand bei Rafael und sie quatschten, als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen. Beide verstanden sich auf anhieb und es freute mich. Bella schien echt nett und sympathisch, auch wenn wir uns noch nicht lange kannten oder geredet hatten. So langsam kamen wir auch ins Gespräch und bei dieser Lautstärke verstand man so gut wie nichts, weshalb wir mit neuen Getränken runter an den Strand gingen und uns dort setzten.

Wir beide lernten uns mit der Zeit kennen und verstanden uns recht gut. Bella und ich hatten einige Gemeinsamkeiten, aber auch unsere Unterschiede. Im Hintergrund hörte man das Rauschen des Meeres und die Musik von der Bar. Bella erzählte gerade von irgendeinem Typen aus ihrer Schule, der eine Stufe über ihr war und sie anscheinend auf ihn stand. Sie schwärmte von seinem Charakter und wie unverschämt gut er denn aussah. Beide schienen auch mal zusammen ausgewesen zu sein oder waren zusammen auf der gleichen Party, aber ihrer Meinung nach sagte sie würde er nichts für sie empfinden.

"Und bei dir?", fragte sie neugierig, trank einen Schluck und sah mich eindringlich an.

Ich musste stark ausatmen und zuckte dann mit den Schultern. Ich meine ich wusste nicht, ob ich ihn mehr als mochte oder nur freundschaftlich. Meinerseits war ich irritiert und seinerseit eben. Man konnte nie wirklich etwas herausfinden, was seine Gefühle betraf außer er zeigte sie und dazu kam es nicht sehr oft. Seine Art brachte mich immer wieder zu ihm und wollte mich nicht loslassen. Wie bereits schon gesagt oder gedacht: In den Monaten mit ihm war ich relativ glücklich und war einfach nur ich. Es gab soviel worüber ich noch nachdenken musste und worüber ich mir klar im Sinne werden musste, meine Gefühle miteinbeschlossen.

"Ist kompliziert und so ohne Zusammenhang versteht man es nicht wirklich", meine Stimme wurde immer leiser und ich nickte nachdenklich mit dem Blick aufs Wasser gerichtet.

"Inwiefern? Also falls du drüber reden willst."

"Ich brauch einfach etwas Abstand von ihm, mehr nicht", seufzte ich und lächelte sanft.

Musik dröhnte in meinen Ohren und ich blinzelte mit meinen Augenlidern. Vereinzelte Sonnenstrahlen drangen durch die Fensterscheiben und erhellten den Raum. Am blauen Himmel sah man einzelne und kleine Wolken, die sich langsam bewegten.

Verschlafen setzte ich mich auf und rieb mir dabei die Augen. Mein Blick schwiff durch den Raum und blieb an Rafael seinem Bett stehen. Er war bereits wach und unten, um mich nicht beim Schlafen zu stören. Zögernd stieg ich aus dem großen, weichen und chaotischen Bett und stellte mich ans Fenster, um den Sonnenaufgang zu betrachten.

Die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser wieder und funkelte dadurch nur mehr. Der Himmel erstreckte sich von hellen und warmen Farben bis zum Blau. Das leise Rauschen vom Meer und das Zwitschern erklang neben der Musik von unten. Es war beruhigend. Die frische Luft genauso wie die Geräusche von draußen, ließen einen runterkommen und wirkten beruhigend auf einen. Ich wünschte ich könnte einfach hier oder auf Hawaii wohnen.

Mit meiner Hand fuhr ich mir durch meine braunen Haare und lief runter zu dem Rest meiner Familie. Mein Vater saß wie immer an der Arbeit und schrieb E-mails. Mom machte Frühstück und Rafael war nirgends zu sehen. Als ich Guten Morgen gesagt hatte, machte ich mich auf den Weg und suchte nach meinem Bruder im Haus. Im Wohnzimmer und auf der Toilette war er schonmal nicht. Oben war auch keine Spur und dann blieb nur noch der Balkon. Ich schlüpfte in meine Flipflops und tapselte raus.

Draußen schloss ich kurz meine Augen und atmete tief durch. Dann sah ich mich um und suchte mit meinen Augen nach dem großen, braunhaarigen Jungen mit seinen blauen Augen. Für einen kurzen Moment hörte ich seine Stimme und lief los, bis seine Statue, die auf der Schaukel saß, mir zu Gesicht kam. Er telefonierte. Sein Blick war auf das Meer gerichtet und er schwang mit der Schaukel leicht hin und her. Ich lehnte mich vorsichtig ans Geländer und beobachtete ihn.

"Ich werde es ihr nicht sagen", brummte er genervt und wandte seinen Blick von dem Wasser ab.

"Sie wird sich schon nicht in Gefahr geben, so dumm ist sie nicht. Lass sie einfach für die nächsten Wochen in ruhe und geb ihr Zeit, verdammt! Skye kann auf sich aufpassen."

"Wer weiß", räusperte ich mich und sein Blick lag auf mir. Rafael schluckte und hörte auf mit schaukeln. Er setzte sich gerade hin und sah mich nervös an.

Er hörte ihm genau zu und nickte bedacht. Kurz öffnete er seinen Mund und schloss ihn dann aber wieder. Rafael stand auf und stellte sich vor mich. Genervt verdrehte er die Augen und sprach: "Hier gibt's keine heißen Typen, keine Sorge. Und jaa, ich passe auf sie auf, Milo, versprochen. Ich muss jetzt, bye."

Er legte auf und sah mich dann unschuldig an. Rafael formte mit seinen Lippen ein Sorry und kratzte sich am Nacken. Ich hoffte für ihn, dass Milo ihn einfach zufrieden lassen würde. Rafael hatte genauso einen entspannten Urlaub verdient wie ich und unsere Eltern. Ich umklammerte seinen Oberkörper mit meinen Armen und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab. Er schlang seine Arme um meine Schultern und wir beide sahen zum Strand.

"Du kannst nichts dafür. Du hattest schließlich recht, auch wenn ich es ungerne zu gebe", murmelte ich gegen sein Brust und seufzte.

"Wir sind im Urlaub und da solltest du dich jetzt nicht drumkümmern. Lass uns einfach die Zeit hier genießen und ihn ignorieren, okay", Erleichterung machte sich in seiner Stimme breit und er drückte mich fest.

"Guter Plan."

Ain't nobody takin my babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt