Freitag, 19. Januar 2018
Sollte ich an dieser Stelle womöglich so einen Schwachsinn wie 'Liebes Tagebuch' schreiben? Sehr wahrscheinlich schon. Aber nun ja, was soll ich sagen...ich habe auf all das hier noch weniger Lust, als auf mein gesamtes Leben an sich. Ich habe dieses Seelenklempner-Buch von Justine, Dad's Freundin, bekommen. Sie ist nämlich ein Seelenklempner und ist der schrägen Ansicht, dieses Ding würde mir und meinem Gewissen helfen. Sie hat dabei auch ganz deutlich betont, dass es mir aber nichts nützen würde, wenn ich es nicht '100% ernst nehmen würde'. Ja natürlich. Ich habe dieses Ding vor knapp zehn Monaten zu meinem 17. Geburtstag bekommen. Der einzige Grund, wieso ich nun einen ersten Eintrag dazu verfasse ist, weil mein Psychiater der Ansicht war, es wäre doch wirklich hilfreich. Vor allem, wenn man bedenkt, was im Moment bei uns abgeht.
In New York City zu leben ist nicht wirklich so toll, wie sich alle immer denken. Die Stadt ist immer randvoll und schläft tatsächlich nie. Touristen kann man an jeder Ecke sehen und ich will an dieser Stelle mal davon absehen, wie schrecklich das Englisch der Germany's Next Topmodel Girls ist. Aber für jemanden wie mich, ist New York perfekt. Keiner achtet auf mich, niemanden interessiert es, was ich tue. Und deshalb, mag ich die Stadt eigentlich.
Sagen wir einfach Mal, ich bin nicht wirklich ein umgänglicher Mensch. Um genau zu sein, halten mich 99% der Leute, die mich kennen lernen, für absolut übergeschnappt. Das ist schon seit meiner Kindheit Standard. Die restlichen 1% werden aufgeteilt in die 0.5% derjenigen, die mich absolut verstehen können und die 0.5% derjenigen, die ebenfalls einen an der Klatsche haben.
Zurück zu dem, was hier momentan so alles abgeht.
Mein Vater hat vor einem Jahr die Seelenklempnerin Justine kennengelernt und ist seither blind für alles, was auch nur ansatzweise vernünftig ist. Mein eineiiger Zwillingsbruder Theodor ist neben mir der Einzige, der tatsächlich sieht was eigentlich abgeht. Aber im Gegensatz zu mir, wird er nicht zum Psychiater geschickt. Und nicht einmal mein Psychiater will mir glauben wenn ich ihm berichte, was für eine falsche Hexe Justine ist. Für ihn, bin ich sowieso ein nicht heilbarer Fall von 'schwerer Geistesgestörtheit'. Das ist das Problem mit Psychiatern. Die hören dir zu, aber stecken dich schon nach den ersten Sitzungen in irgendeine Schublade mit ihren anderen Patienten und behandeln dich dann dementsprechend. Seit ich ihm von meinem 'Problem' erzählt habe, nimmt er nichts mehr ernst, was aus meinem Mund kommt. Meistens behandelt er mich, als wäre ich ein vierjähriges Kind und redet dann richtig langsam und dämlich mit mir. Also fürs Protokoll: Verrückt zu sein ist nicht dasselbe wie ein kleines Kind.(Oha, schon die nächste Seite, irre, wie das läuft!)
Nun war die Seelenklempnerin der Ansicht, dass New York City meinem Gemütszustand nicht gut tun würde. Und mit ihrer totalen Seelenklempner-Stimme hat sie mir in aller Ruhe am Esstisch versucht zu erklären, dass wir umziehen würden.
Sie hat sich doch tatsächlich über den Tisch hinweg meine Hand gegriffen, mir in die Augen geschaut und mit derselben, total behinderten Kinderbehandlung gesagt: "Daddy und Mummy finden es besser, in eine ruhigere Gegend zu ziehen. Ein Ort, wo weniger los ist und du mehr Zeit hast, dich selbst zu finden und dein Köpfchen zu ordnen."
Hat sie echt gesagt.
Als ich dann gelacht habe wie eine Irre, war ich mir zu 1000% sicher, dass Justine mich für komplett übergeschnappt hielt. Anschließend, hat sie ihre Verwandten in Frankreich angerufen und sich bei denen über meinen Zustand beschwert und dass sie sich nicht sicher wäre, wie es um mich steht. Ja, wenn man mich sieht würde man das schwer glauben, aber ich bin eine totale Streberin und spreche fließend Französisch. Und eigentlich weiss Justine das auch.
Das Problem dabei klug zu sein ist, dass man sich teilweise vorkommt, als wäre man nur von Idioten umgeben. Der einzige Mensch, bei dem ich dieses Gefühl nicht habe, ist mein Bruder. Aber auch nur, weil er tatsächlich so klug ist, wie ich. Ich bin also ein durch und durch perfekter Mensch. Bis auf meine psychischen Probleme natürlich.
Denn ich höre Stimmen.
Geflüster.
Geister, die mit mir reden.
In New York City interessiert das niemanden.
Und deshalb frage ich mich, was in Delaware besser sein sollte...________________________________________________________________________________
Ich präsentiere voller Stolz: Meine neue Eigenkreation. Wie mir die Idee gekommen ist? Keine Ahnung, das frage ich mich auch schon in Bezug auf die anderen fünf Ideen die in meinem Kopf rumgeistern.
Ich hoffe es hat euch gefallen :)
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whispers
Teen FictionRosella Riddles ist 17 Jahre alt und muss sich auf ein vollkommen neues Leben einstellen: Ihr Vater entscheidet aus heiterem Himmel, zusammen mit ihrem Zwillingsbruder und der neuen Stiefhexe (aka: Stiefmutter) von New York City in ein wahres Kaff i...