Was macht uns Angst?

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Folgender Text bezieht sich vor allem auf jene, die sich in der Pubertät befinden, doch ich denke auch, dass jener Entwicklungsprozess nie stagniert, sondern sich lediglich verlangsamt. Daher kann ein jeder die nächsten Zeilen nicht nur lesen, sondern auch verstehen.

Also zurück zur Frage „Was macht uns Angst?". In was haben sich die damaligen Monster unter dem Bett und jene, welche im dunklen Gang lauerten, während wir nachts das Badezimmer aufsuchten, verwandelt?

Die größte Angst, die ein jeder verspürt, ist die Angst vor der Zukunft.

Vielleicht fragen sich einige, warum sollte ich vor der Zukunft Angst haben, so lasst es mich erklären:

Die Pubertät, lasst es uns lieber Phönixphase nennen, ist eine Zeit, in der wir unser innerstes Selbst erkunden und manchmal sind wir davon erstaunt und manchmal sind wir davon geängstigt. Sicher ist aber, gleich welcher der beiden Fälle im jeweiligen Moment eintritt, dass sich unser Bild sowohl von uns selbst als auch von der Welt ständig verändert.

Uns fehlt die Richtung. Wir laufen ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Wir irren in einem finsteren Raum und hoffen auf eine Tür. Aber wie sollen wir eine Richtung finden, wenn die Kompassnadel ständig ein anderes Norden anzeigt, wie sollen wir ein Ziel vor Augen haben, wenn sich das Ziel dauernd ändert und wie sollen wir uns in einem finsterem Raum ohne Licht zurechtfinden, wenn wir nicht einmal wissen, ob eine Tür hinausführt?

Erschwerend kommt hinzu, dass wir, wo uns doch die Richtung fehlt, in dieser Zeit schwere zukunftsbeeinflussende Entscheidungen treffen müssen. Möchte ich studieren? Welchen Beruf will ich erlernen? Kann ich mit diesem meine Familie versorgen? Möchte ich eine Familie gründen? Und weitere Fragen folgen.

Ich kann euch diese Fragen nicht beantworten, geschweige denn, dass ich sie mir selbst beantworten könnte, aber ich glaube zu wissen wie ein bisschen Licht in den dunklen Raum gebracht werden kann. In der Phönixphase ist es wichtig sich einen Anker zu setzen, der einen, gleich wie stürmisch diese Zeit sein mag, nicht davontreiben lässt. Dieser Anker kann ein fester Beziehungspartner, eine Glaubenseinstellung, eine Religion, ein klares Ziel und vieles mehr sein. Es muss lediglich etwas sein, an dem ihr festhalten könnt, dass euch in irgendeine Richtung lenkt und euch daran hindert euch selbst zu verlieren.

Andere werden euch sagen „Vergesst die Zukunft, konzentriert euch auf die Gegenwart, denn dann werdet ihr einen Zustand des Glücks und der Angstlosigkeit erfahren" und ich stimme diesen teilweise zu: Das Augenmerk sollte auf der Gegenwart liegen, aber es ist eine Utopie in unserer Gesellschaft anzunehmen, ein Leben ohne Gedanken an die Zukunft zu führen.

Gegen Ende zur Erklärung meines Neologismus der „Phönixphase", warum bezeichne ich die Pubertät als Phönixphase? Einerseits denke ich, dass der Begriff Pubertät mit zu viel Negativen assoziiert wird, angefangen bei den Problemen zwischen Eltern und Kind, sowie unangenehmen körperlichen Veränderungen und einem scheinbar universal auftretendem Trotzverhalten gegenüber allem und jedem. Aber bei dem Begriff „Phönixphase" wird es mir gestattet ihn mit neuen Werten zu versehen und so sehe ich auch Parallelen zwischen einem Phönix, der immer wieder aus seiner eigenen Asche ersteht und dann verbrennt, und einem Menschen in diesem Alter. Denn auch diese gehen innerlich teilweise oder vollkommen in Flammen auf und bringen immer wieder ein besseres Ich hervor. Dazu müsst ihr aber in die tiefsten Bereiche eures Selbst gehen, denn je tiefer ihr geht, desto gewaltiger geht ihr in Flammen auf und könnt zur besten Version eures wahren Ichs werden.

Was macht uns Angst?Where stories live. Discover now