Jungkook POV:
Ich schließe erschöpft die Haustür auf und werfe den Schlüssel auf das Regal im Eingang. Wieso mussten wir auch bei der Eiseskälte draußen siebzehn Runden um die Sporthalle rennen?
"Mom? bist du da?", rufe ich die Treppe nach oben. "Ich bin wieder zuhause!"
Ich erblicke im Wohnzimmer die Couch und das Kissen darauf, das umgefallen ist. Meine Finger beginnen zu kribbeln, bei dem Anblick, der sich mir bietet. Es scheint so falsch. Nichts würde ich lieber tun, als hinzulaufen und es in Ordnung zu bringen.
Beherrsch dich, Jungkook! Was hat dir dein Psychologe letztens beigebracht? Du brauchst das nicht, das Kissen ist unwichtig, irgendjemand wird es sowieso bald benutzen. Wozu die Mühe?
Es kommt mir vor, als würde die Luft im Raum immer weiter abnehmen.
Ich halte den Anblick nicht länger aus und gebe meinem Widerstand nach. Ich laufe zum Sofa und richte die Kissen gerade auf.
Kaum steht es wieder aufrecht, lässt das einengende Gefühl nach.
Räuspern wird hinter mir hörbar und lässt mich zusammenfahren. "Was machst du da, Jungkook?"
Meine Mutter lächelt, aber ihre Augen strahlen Traurigkeit aus.
Traurigkeit und... Enttäuschung.Ich schlucke.
"Erschreck mich doch nicht so.", krächze ich und entferne mich schnell von der Couch, um meinen Rückfall zu umgehen. "Stehst du schon lange hier?"
Wie viel sie wohl gesehen hat...
Meine Wangen stehen praktisch in Flammen, so rot laufe ich an.
Schuldgefühle machen sich in mir breit. Sie zerfressen mich von innen heraus. Ganz langsam und qualvoll.
Fuck my life.
"Wie war die Schule?", fragt sie beiläufig, um meiner Frage aus dem Weg zu gehen und schöpft mir eine Portion Spaghetti.
Ernsthaft? Dieses Thema hat sie doch noch nie beschäftigt.
Meine letzte Note habe ich ihr vor zwei Jahren gesagt."Wenn es dich nicht interessiert, frag nicht.", murmle ich ausversehen laut. Ihre Frage muss mich wütnd gemacht haben.
Sofort bereue ich, was ich gesagt habe.
Meine Mom wirft mit Schwung ohne Vorwarnung den Kochlöffel auf den Tisch.
"Ich dachte, du machst Fortschritte!", faucht sie plötzlich aufgebracht.
So schnell kann sich das Thema wechseln.
Es wird wieder schlimmer und ich weiß nicht was ich tun soll oder wo ich hingehen soll oder mit wem ich reden soll, weil es niemand versteht.
Nicht einmal Namjoon. Selbst er hat aufgegeben mich heilen zu wollen.
"Du musst in Seoul bleiben."
Meine Kinnlage klappt herunter.
Das kann sie nicht machen.
"Wegen einem beschissenen Kissen?!", schreie ich und springe vom Stuhl auf.
Nein, nein, nein! So sollte das nicht ablaufen!
"Du verstehst es immer noch nicht, oder? So kann das nicht weitergehen! Wenn du nicht mal so ein Kissen liegen lassen kannst, was soll dann noch passieren, hm? Weißt du, ich gebe mein bestes, aber mittlerweile gebe ich die Hoffnung auf! Du machst überhaupt keine Fortschritte."
Bitte was?
"Was redest du da?" Tränen sammeln sich in meinen Augen.
Irgendetwas ist in letzter Zeit falsch gelaufen. Ich habe wieder verloren.
"Das macht mich so unglaublich traurig, verstehst du? Ich kann nichts dagegen tun und muss zusehen, wie sich mein Sohn kaputt macht." Ihr Schluchzen jagt mir einen Schauer über den Rücken.
Sie weint lautlos.
Meine Mutter so zu sehen verursacht mir eine Gänsehaut.
"Jungkook... verstehe mich doch, bitte. Ich kann dich nicht studieren lassen. Wie soll das bitte gehen? Ich habe schon alleine Angst, dass du auf eine Straße rennst, weil dort ein zerknittertes Blatt Papier liegt! Ich fürchte mich, wenn du aus dem Haus gehst. Ich habe Angst, dass du verletzt wirst. Menschen können grausam sein."
Autsch.
Ich muss an Taehyungs Stirnband denken. Wie er es zurecht gerückt hat, als würde er mir helfen wollen. Natürlich war es nicht beabsichtigt, aber trotzdem hat es mir Hoffnungen gemacht. Es muss doch Menschen geben, die Verständnis zeigen. Oder?
"Ich gebe dir ein halbes Jahr, hörst du? Du hast die Chance etwas zu ändern, also tu etwas!"
Ein halbes Jahr...
Es pisst mich so an, weil ich es so sehr versuche, und nichts was ich tue scheint genug zu sein. Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt heilbar bin, weil es nicht danach aussieht. Seit acht Jahren bin ich jetzt schon in Therapie und nichts ändert sich.
"Ich brauche mehr Zeit.", presse ich hervor. "Die kann ich dir nicht geben. Versprich mir, dass du es wenigstens versuchst. Ich weiß wirklich nicht weiter, Jungkook. Versprich es mir.", fordert sie.
Mir bleibt doch keine andere Wahl.
Ich nicke und versuche nicht loszuheulen, was mir misslingt.
"Ich verspreche es dir." Mit viel Mühe zwinge ich mich stark zu bleiben und nehme ihre Hand in meine.
Ich habe nur ein halbes Jahr...
Wie findet ihr das Kapitel? 😊❤
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Ein halbes Jahr |Vkook
Fiksi Penggemar"Ich verpfeife dich nicht, wenn du mir zeigst wie man Mädchen klarmacht." Erpresse ich ihn gerade? O mein Gott, ich erpresse gerade Kim Taehyung! Er schnaubt unbeeindruckt aus. "Bei dir ist doch eh schon alles verloren." Ich gehe nicht auf seinen Ko...