Kapitel 6

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Pov. Ju

"Meinst du, wir sollten ihm wirklich folgen?", fragt Vik mich unsicher. Die Geschehnisse passieren gerade so schnell aufeinander folgend, dass ich kaum Zeit habe, mir über irgendetwas wirklich genauere Gedanken zu machen.

Aber jetzt wird es mir plötzlich immer mehr klar...

Magie. Es gibt Magie, so richtige, nicht bloß irgendwelche Trickshots oder Zauberer die mit Karten spielen!

Was diese Welt, die mir gerade direkt zu Füßen liegt noch alles für Geheimnisse in sich birgt? Was für weitere Wesen schlummern noch in diesem Wald? Gibt es vielleicht sogar echte Drachen?!

Von einer Welle der Neugierde und Abendteuerlust überflutet sehe ich Vik, mit vor Aufregung wahrscheinlich glänzenden Augen, an.

"Los, hinterher!", und schon packe ich ihn am Arm und renne los, dem, schon immer mehr verblassenden Licht hinterher, welches das Traumfresserchen ausstrahlt.

Zweige schlagen mir ins Gesicht, ich bleibe gefühlt alle paar Schritte an Wurzeln am Boden hängen und plötzlich steigt Panik in mir auf.

Was, wenn wir das leuchtende Wesen nicht mehr einholen können? Wenn ich nur wegen ein paar dummen Minuten des Zögerns die Chance auf das größte Abendteuer meines ganzen Lebens verspielt habe?!

Keuchend zerre ich Vik weiter hinter mir her und will nochmals mein Tempo erhöhen, doch plötzlich bleibt das Traumfresserchen so abrupt stehen, dass Vik und ich stark abbremsen müssen, um es nicht über den Haufen zu laufen.

"Da wären wir!", quiekt es begeistert, scheinbar relativ unbeeindruckt davon, dass wir es soeben fast zertrampelt hätten. Schnaufend fahre ich mir durch die zerzausten Haare und blicke auf.

Hinter dem kleinen Männchen erhebt sich ein, im Mondlicht strahlender, von uralten, vermoosten Bäumen umwachsener und teils unter Efeu verschwindender, steinerner Torbogen.

Er ist so riesig, dass ich den Kopf in den Nacken legen muss, um bis ganz nach oben sehen zu können. In den hohen, von Rissen durchzogenen Säulen sind verschnörkelte, fremdartige Buchstaben eingemeißelt, deren Bedeutung ich nur zu gerne wüsste... Und an den unteren Enden ist der raue Stein zu eingedrehten Spiralen gehauen, wodurch alles noch mystischer wirkt.

Um den Bogen herum tauchen langsam immer mehr blau schimmernde Irrlichter auf. Sie flüstern leise, mir unbekannte, Worte, schwirren um die steinernen Säulen herum, scheinen zusammen mit den, leicht raschelnden, Blättern der Bäume in der nächtlichen Brise von hier nach dort zu tanzen und tauchen dabei alles in ein türkis blaues Licht.

Ein leichter Schauer läuft mir den Rücken herunter und ganz automatisch greife ich nach Viks Hand.

Ohne ein Wort verschränkt er sanft unsere Finger miteinander.

"Das, meine Lieben, ist die Grenze zu meinem Reich, der Pass in die andere Welt", meint das Traumfresserchen, selbst etwas ehrfürchtig, macht eine eindrucksvolle Geste in Richtung des Tores und sieht uns dann ernst an.

"Wow...", haucht Vik nur leise und ich nicke. Das beschreibt es ganz gut.

Der ganze Ort besitzt diese magische, beruhigende Ausstrahlung, dass ich am liebsten einfach für immer hier stehen bleiben würde, Hand in Hand mit Vik...

"Wir sollten weitergehen, ich glau-", beginnt das Traumfresserchen, doch auf einmal stockt es und dreht sich blitzartig um.

Erschrocken folge ich seinem Blick und suche hektisch den Wald vor mir ab. Da ist- nichts.

Nur die, friedlich zwischen den Bäumen umher fliegenden Irrlichter, aber die Atmosphäre ist alles andre als friedlich.

Irgendwie habe ich das starke Gefühl von etwas beobachtet zu werden...

Etwas, oder jemandem...

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Hey yo, ich hoffe das Kapitel ist nicht zu langweilig und meine Cliffhänger nerven nicht zu sehr xD 


Irrlichter -JUBLALI Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt