Kapitel 7

258 28 10
                                    


Pov. Ju

"In dem Baum...", haucht das Traumfresserchen so leise, dass ich es kaum verstehen kann. Vik deutet ganz langsam in die Wipfel einer scheinbar uralten Eiche, keine zehn Meter von uns entfernt.

Mein Magen zieht sich zusammen, als ich endlich auch die Gestalt erkenne, die dort, wie ein Vogel, in den Ästen hockt und zu uns herab starrt.

Auf den ersten Blick könnte man tatsächlich denken, dass es sich um einen sehr großen Vogel handelt, aber dank den Irrlichtern kann ich den Mann, oder was auch immer diese Kreatur ist, genauer identifizieren.

Er sitzt nicht ohne Grund so zusammen gekauert, da auf seinem Ast, denn anstatt Füßen, hat er große Krallen an den Enden seiner Beine, welche bis zur Hüfte mit Federn bedeckt sind und im Schatten hinter ihm ist ein Paar gefalteter Flügel zu erahnen, so riesig, dass sie ihn ohne Probleme tragen könnten.

Er scheint nichts weiter, als ein violett schimmerndes, aufgeknöpftes Hemd zu tragen und nur seine eisblauen Augen funkeln mich, durch seine pechschwarzen, vors Gesicht hängenden Haare hindurch an.

Diese Augen...

Aus irgendeinem Grund weiß ich, dass er meinetwegen hier ist... 

Mir wird kalt, eiskalt.

Wie die Irrlichter, wie die Augen des Bärs, so ziehen auch diese Augen mich auf unerklärliche Art und Weise in einen magischen Bann... 

Ich kann mich nicht mehr von dem Vogelmenschen in den Bäumen losreißen, wie aus weiter Ferne höre ich Viks Stimme und spüre die knochigen Finger des Traumfresserchens an mir zerren, aber wie von einer höheren Macht geleitet, blende ich alles um mich herum aus, nur diese blauen Augen scheinen noch zu existieren...

"Julien... ich habe auf dich gewartet...", schleicht sich eine sanfte Stimme in meinen Geist... wie benebelt nicke ich langsam... 

"Ein Späher!", bellt plötzlich Filius, so laut, dass ich mit einem Schlag wieder in der Realität bin, zurück stolpere und mit voller Wucht gegen Vik falle. Im nächsten Moment bricht der Bär neben mir aus dem Unterholz hervor.

"Verdammt Ju! Wir müssen hier weg!", ruft Viktor panisch und dreht sich zu dem Traumfresserchen um.

Jetzt erst wird mir klar, dass die Irrlichter wie verrückt um uns herum schwirren, es sind so viele geworden, dass alles nur noch türkis blau zu sein scheint.

Ich kann ihre angsterfüllten Stimmen wieder vernehmen, wie sie mir zu flüstern, dass wir gehen müssen.

"Kommt, springt auf, springt auf!", krächzt unser einziger Vertrauter in dieser Welt, welcher plötzlich auf dem Rücken des nachtschwarzen Bären sitzt.

Entgeistert sehe ich Viktor an, er hat doch jetzt nicht ernsthaft vor, da hoch zu klettern?! Filius, oder wie auch immer er heißt, wollte uns vor ein paar Minuten noch umbringen!

Aber ohne eine Sekunde zu zögern ergreift Vik die Hand des Traumfresserchens und mit einem Ruck, plus einer erstaunlicher Kraft zieht das winzige Wesen ihn hinter sich.

Die Irrlichter werden immer schneller, ihre Stimmchen immer dringlicher, mir wird schwindelig, alles dreh sich, oder sind es nur die kleinen Geister, die mir durch die Haare rasen und überall, wo sie mich streifen, meine Haut gefühlt in Flammen setzten, die das Gefühl erzeugen?

"Geh... Lauf weg!"

"Flieh..."

"Sie kommen! Ich sehe sie!", schreit das Traumfresserchen auf einmal so hoch, dass es in den Ohren weh tut.

Mit einem Schlag sind alle Lichter verschwunden und für eine Sekunde ist es stockfinster um mich herum.

Dann sehe auch ich SIE...

Fackeln, zwischen den Bäumen.

Männer, Frauen, Wesen... und sie kommen mit blitzartiger Geschwindigkeit näher.

In einem Moment sind sie noch weit in der Ferne, dann kann ich schon ihre Gesichter erkennen. Als würden sie sich Schub für Schub näher beamen und mit jedem Mal eine unfassbare Hitzewelle, die von ihnen ausgeht näherbringen. Sie rufen, brüllen Wörter in einer fremden Sprache, werfen mit brennenden Steinen, Sperren...

Ich kann mich nicht bewegen, wie paralysiert sehe ich mein eigenes Verderben auf mich zu kommen.

Die Luft flimmert, Schweiß rinnt mir in die brennenden Augen, einzelne Gesichter erscheinen plötzlich ganz nah vor meinem Sichtfeld.

Ein Mann.

Völlig entstellt, ein Auge fehlt.

Stattdessen ist da nur Blut, verbranntes Fleisch...

Mit wahnsinnigem Blick durchbohrt er mich!

Schmerz... 

Sein Schmerz!

Und überall Blut, Eiter, Narben... 

Ich schreie, mein Körper zittert, ich habe das Gefühl, selbst in Flammen zu stehen!

"JUUU!", schreit Vik von weit über mir.

Jemand packt mich am Oberarm und im nächsten Moment verliere ich den Boden unter den Füßen, werde hochgerissen, meine Gelenke fühlen sich an, als würden sie von der Wucht ausgekugelt, kurz ist da der Sternenhimmel, dann spüre ich einen harten Aufschlag mit der Seite auf etwas Hartem und alles um mich herum wird schwarz...

----

Heyy, das war jetzt erst mal der Anfang der Geschichte- ab den folgenden Kapiteln werde ich versuchen, Jublali mehr in den Vordergrund zu stellen!

Und ihr könnt übrigens auch gerne 1 Stern geben xD  (Eww nach Likes betteln, ewww...)




Irrlichter -JUBLALI Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt