Überlegungen

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Wir drehen beide den Kopf Richtung Tür und sehen den Arzt, der uns verwundert anschaut. "Herr Kelly? Ich dachte, dass Sie längst nachhause gegangen sind. " Verwundert schaue ich ihn an. Warum sollte ich denn nach Hause gegangen sein? Der Arzt sieht mir meine Verwunderung an, grinst und sagt:"Mein Lieber, Sie sind seit 4 Stunden hier. " "Waaaas? " Ich springe auf und drehe mich noch einmal zu Julia um. "Sorry Julia, aber ich muss echt zurück. Wir haben jetzt bestimmt 16.00 Uhr, oder? " Der Arzt schaut auf die Uhr und nickt. Verdammt!  "In einer dreiviertel Stunde wollen wir weiterfahren! Ich muss mich echt beeilen. Julia? ", frage ich, denn ich sehe, dass sie den Kopf senkt. Sie schaut mich fragend an und unter ihrem verzweifelten Blick wird mir ganz anders. "Julia, ich komme wieder! Versprochen, wir fahren ja nur etwa zwei Kilometer weit weg von hier. Das schaffe ich und da bleiben wir jetzt auch einen Monat. Wir sehen uns spätestens in zwei Tagen. "Sie nickt und ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht. Schnell verabschiede ich mich von dem Arzt und verlasse das Krankenhaus. Draußen ist es mittlerweile dunkel geworden und ich ziehe zu meinem eigenen Schutz meine Kapuze hoch und verstecke so meine Haare. Während ich so den Weg lang eile, denke ich darüber nach was heute alles passiert ist. Obwohl dieses Mädchen hässlich ist, mag ich sie. Nicht auf die Weise, wie Angelo Kira mag, aber sie tut mir so sehr leid. Was sie erlebt hat, dass wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind. Mit 14 Jahren den kompletten Haushalt machen und verboten bekommen zu duschen, tzzz! Ich muss meine Geschwister unbedingt überzeugen, dass sie mir helfen, sie da raus zu holen! Mit den Gedanken erreiche ich den Bus und kann gerade noch in ein Gebüsch springen. "Seltsam? Ich dachte gerade, hier wäre Paddy gewesen. ", sagt eine Mädchenstimme und ich wage nicht einzuatmen. Die Fans haben mir gerade noch gefehlt! "Oh Lina, jetzt siehst du schon Paddy in Bäumen! Du spinnst ja, als ob der hier draußen ohne Bodyguard rum läuft! " ,erwidert eine andere Stimme lachend. Da beginnt auch die andere Stimme zu lachen und sie werden immer leiser. Zischend atme ich die abgehaltene Luft aus und lehne mich kurz an den Baum hinter mir. Immer diese verrückten, die hier bleiben bis spät in die Nacht, oder sogar neben dem Bus übernachten! Schnell gehe ich um den Busch herum und klopfe drei mal gegen die Tür. Das ist unser Kelly Zeichen, denn sonst kann ja jeder klopfen und wir würden aufmachen und es manchmal bereuen. Gerade öffnet Jimmy leise die Tür als wir auch schon hören:"Schau, Niiina! Das war doch Paddy! Los komm schnell! "  "Komm bloß schnell rein, verdammt! ", zischt Jimmy und zieht mich schnell hinein. Als die Tür geschlossen ist, versuche ich mein rasendes Herz und meine Zitternden Hände zu beruhigen. "Oh man, das War ja echt knapp", seufze ich und dann beginnt auch schon die Standpauke von Patricia. "Wie kannst du es bloß wagen, so lange weg zu bleiben! Wir haben schon gedacht, du wärst entführt worden! "  "Das hast du gedacht", wirft Joey ein und Trichia blitzt ihn böse an. "Du weißt doch, dass du nicht alleine raus kannst! "  Da spüre ich Wie heißer Zorn in mir hochsteigt und ich fauche zurück:"Hör auf mir Vorschriften zu machen! Ich bin fast 18! Und außerdem, wenn du wüsstest, was ich erlebt hätte, würdest du mir jetzt keine Vorwürfe machen! "Ihre Augen weiten sich unter meinem Ton, denn ich habe eigentlich noch nie gegen sie etwas böses gesagt. Meine Hände beginnen wieder zu zittern und meine Wut ändert sich zu Schuldbewusstsein. "Sorry Trichia, ich wollte dich nicht anschreien, aber du hast mich nicht zu Wort kommen lassen. ", nuschel ich und schaue sie entschuldigend an. Schweigend nimmt sie mich in den Arm. So zeigen wir uns das der andere nicht mehr sauer ist. Dann fragt Barby:"Und was hast du erlebt? " Ich beginne alles zu erzählen und am ende schauen mich alle bestürzt an. "Solche Schweine! ", brummt Jimmy und Angelo zischt:"Die verdienen eine Abreibung! " Erleichtert lasse ich mich auf meine Koje fallen. Den Reaktionen nach, müssten sie mir jetzt eigentlich helfen, Julia da raus zu holen und tatsächlich:"Wir müssen irgendetwas machen um sie da raus zu holen. Das ist ja kein Zustand! ", murmelt Johnny und alle stimmen zu. "Aber was wollen wir machen? ", frage ich und treffe damit die Frage, die sich alle stellen.

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