Die E-Mail • Prolog

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Erschöpft ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und schaltete mein Notebook ein. Ich hatte schon seit drei Wochen keine Auftritte für Feiern mehr angenommen, weil das Studium mich in letzter Zeit für sich beanspruchte. Jedoch hatte ich echt mal wieder Lust live für Leute zu singen anstatt nur vor der Kamera für YouTube, und deshalb beschloss ich, für nächstes Wochenende etwas anzunehmen. Ich öffnete mein Postfach und schaute nach einem Angebot, das mir zusagte. Ich hatte 13 neue Anfragen und musste lächeln. Das war das Gute daran, wenn man einen gewissen Bekanntheitsgrad auf YouTube hatte, es gingen einem nie die Anfragen aus und man konnte sich aussuchen, was man machen wollte.

Ich wollte am Samstag auftreten, da ich so vorher und nachher ausschlafen konnte. Damit blieben nur noch 5 Anfragen übrig. Zwei Beerdigungen, eine Taufe, eine Hochzeit und eine private 50. Geburtstagsfeier. Die Beerdigungen schloss ich kategorisch aus, ich umging sie immer wenn möglich, da sie mich nur traurig stimmten und dieses Wochenende wollte ich positive Energie tanken. Hochzeiten mochte ich eigentlich immer gerne, aber die E-Mail hörte sich unfreundlich an und die Uhrzeit passte mir auch nicht so gut, also warf ich diese auch raus. Blieben noch die Taufe und die Geburtstagsfeier. Ich entschloss mich spontan, einfach beide anzunehmen. Die Mails waren beide sehr herzlich und freundlich geschrieben, und bei der Taufe sollte ich nur ein Lied vormittags in der Kirche singen, bei der Geburtstagsfeier hingegen musste ich erst um 20 Uhr anfangen. Ich sagte beiden zu, schaltete das Notebook wieder aus und ging zur Entspannung in die Badewanne. Zwei Stunden später saß ich im Bademantel und mit Kuschelsocken auf dem Sofa und machte mich an einer Portion Lasagne zu schaffen. Ich schaute noch einen Film und fiel anschließend totmüde ins Bett.

Am nächsten morgen hatte ich zwei neue Mails im Posteingang. Die beiden Auftraggeber hatten mir ihre Liedwünsche geschickt. Jackpot. Bei der Taufe sollte ich "You'll be in my heart" von Phil Collins singen, welches ich schon auswendig konnte. Auch auf der Songliste für den Geburtstag waren mir die meisten Lieder bekannt. Es waren viele, immerhin sollte ich zwei Stunden füllen, aber es war ja nicht das erste Mal und ich konnte ja schon vieles auswendig, von daher würde schon alles gut klappen. Ich freute mich.

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