Kapitel 45

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POV TAEHYUNG

Ich würde Jimin grundlos töten. Ohne zu wissen warum unsere Eltern sterben musste. Ohne ihn wissen zu lassen, dass da mehr als Hass in meinem Herzen war. Und im Moment, wenn er seinen letzten Atemzug nehmen würde, wüsste er, dass ich sein Vertrauen missbraucht hatte, ich hatte ihn missbraucht, für meine Wut. Meinen Hass gegenüber seines Vaters...

Anscheinend hatte ich für eine längere Zeit einfach in die Ferne gestarrt, denn Jin wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Mittlerweile war es später Nachmittag, die Sonne stand über dem Horizont.
"Yah! hör mir zu, Tae! Morgen ist es soweit, Jimin wird das erste mal außerhalb der Stadt sein und es werden sich dir unendlich viele Möglichkeiten bieten, deinen Plan durchzuführen. Aber du wirst es nicht tun!" rief Jin mir entgegen. Ich schüttelte kurz den Kopf und stand auf. Jin sah mich perplex an.
"Ich werde mich jetzt auf morgen vorbereiten, schlafen, ein paar Sachen zusammenpacken. Bis morgen, Hyung" sagte ich höflich verbeugte mich und verließ die Küche, in der ich einen verdatterten Seokjin zurückließ.

In meinem Zimmer warf ich mich auf mein Bett, meine Wunde ließ mich nur kurz zusammenzucken. Sie hatte sich endlich geschlossen und war fast komplett geheilt. Ich starrte an die Holzdecke und verschränkte die Hände: jetzt war ich allein mit meinen Gedanken. Sie spukten in meinem Kopf herum und ließen mir keine ruhige Minute. Ständig kreisten sie um Jimin, seinen Vater, meine Eltern und Blut.
Man müsste sich richtig vorstellen wie ich meine Tat vollbracht: Jimin läuft ahnungslos durch die Hauptstadt des anderen Landes, ich folge ihm verdeckt und irgendwann ziehe ich ihn in eine Gasse. Er lächelt natürlich und will mich küssen, aber ich weigere mich. Er sieht mich verwirrt an und will seine klare Stimme erheben, aber ich ziehe ein Messer von meinem Gürtel und halte ihm die Klinge kurz unter den Kiefer. Ein kleiner Bluttropften läuft seine helle Haut herunter. Seine Augen glitzern panisch, er will noch nach meiner freien Hand greifen, aber ich kneife die Augen zusammen, sage eiskalt 'Lebwohl, Jimin' und drücke das Messer tiefer in seinen Hals, dann ziehe ich die Klinge seiner Haut entlang und hinterlasse einen tiefen Schnitt, aus dem wie bei einem Wasserfall das Blut tritt. Jimins Blick flackert, ein letztes Mal sieht er mich traurig an. An seinen Augen sehe ich, dass er meine wahre Natur erkannt hat, dann knickt er ein und rutsch die Wand herunter...ich bin voll Blut. Seinem Blut.

(Sorry, catglasses )

Es schüttelte mich. Ich drehte mich schnell auf die Seite und rollte mich zusammen, um diese schrecklichen Gedanken zu verdrängen. Was nicht funktioniert, denn immer wieder erscheint Jimins nach Atem röchelnde Gesicht vor meinem inneren Auge. Ich versteckte mein Gesicht zwischen meinen Händen und höre meinem Atem zu wie er gegen meine Handflächen schlägt.

Und was war mit meinen Eltern? Ich musste etwaas tun, sie waren vielleicht auch grundlos gestorben, nur wegen Soonmin! Jimins Vater hatte mein ganzes Leben zerstört. Meine Eltern umgebracht. Mich von meinem Bruder getrennt. Mir ein einsames und armes Leben beschert. Mich dazu gezwungen zu stehlen, als Kind schon zu arbeiten und mir selbst mein Essen zu besorgen. Kurz: wegen ihm war meine ganze Kindheit zerstört.

Wieder zog sich mein Inneres zusammen, aber ich streckte mich aus und sah der Sonne ohne jegliches Abendbrot zu wie sie hinter dem Horizont verschwand und sich die ersten Sterne zeigten. Der Mond hing dünn wie eine Daunenfeder über dem Palast und spiegelte sich in den unzähligen Brunnen und Quelle, die aus dem Berg brachen. Wie immer hörte ich das leise Plätschern des Brunnens im Garten vor meinem Fenster. Anders als das letzte Mal lag er verlassen da, ohne Park Jimin.
Ich seufzte. Ich sollte nicht an ihn denken, tat es aber doch. Ich sollte ihn längst ins Reich der Toten befördern, ließ ihn aber am Leben. Ich könnte jetzt sofort in seine Gemach gehen, ihn im Schlaf umbringen und fliehen: nur weg von hier.

Aber ich lag hier.

Ohne irgendetwas zu tun. Ohne mich entschieden zu haben. Ohne...mir über meine Gefühle klar zu werden.
Genervt seufzte ich und stamd auf, machte eine Kerze an und begann, einige Waffen in ein Ledertuch einzuwickeln, damit ich auf der Reiss morgen gut vorbereitet war. Ich suchte mein dunkelgrünes Hanbok zusammen und packte es in eine Art Rucksack. Beides stellte ich neben meine Tür, dann ging ich zum Fenster und kletterte nach draußen...

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Golden Cage Life {VMIN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt