13: "Anger"

395 21 2
                                    

Ich rüttle wie wild an der Tür. Wie immer bewegt sie sich keinen Milimeter.
Entmutigt setze ich mich auf den Boden und lehne mich mit dem Rücken an die Tür. Seit gestern bin ich nun hier eingesperrt. Den Clown habe ich seither weder gesehen noch gehört. Außerdem knurrt mein Magen schon seit gestern Abend und jetzt müsste es, dem Sonnenstand zufolge, Nachmittag sein. Immerhin habe ich das Wasser aus dem Bad.
Wie konnte mir das passieren?
Ich hätte nie geglaubt, dass der Joker Scarecrow auf mich setzen würde. Dafür, dachte ich, sei sein Stolz viel zu groß. Nun ja, jetzt sitze ich hier und starre immer noch die selbe, kahle weiße Wand an. Erinnert mich sehr an Arkham.

"Das Angebot, Miss Black, könnte sie zu einem anständigen Menschen machen."

Ich grinse leicht als ich mich an meine erste Begegnung mit M erinnerte. Wie sie sich in mir getäuscht hatte. Und wie sie mich veraten hat. Genauso wie... Liam.
Nein! Ich kann und werde nicht mehr an ihn denken.
Den Kopf schüttelnd stehe ich auf und gehe ein paar Schritte. Der Boden unter meinen nackten Füßen ist kalt. Ich weiß, was hier aus mir werden wird.
Der Clown ist für seine "Frauen" bekannt. Jeder Mafiaboss der Stadt ist eifersüchtig.
Jede der Frauen ist wunderschön, sexy und... blond. Offentsichtlich hat er einen Fetisch für blonde Frauen. Manchmal sind es auch Töchter seiner Feinde. Um die Väter zu quälen kidnappt er sie. Jeder weiß, dass sie von ihm geschlagen werden. Sie sagen nie etwas, befolgen nur seine Anweisungen und sind für sein Vergnügen da. Und ich glaube man kann sich denken, wie sich ein Mann wie er mit sexy blonden Frauen vergnügt. Sobald sie langweilig werden, was meistens ein paar Wochen dauert, tötet er sie. Und ich soll die nächste in einer langen Reihe sein. "Das kann er sich sonst wohin schieben.", grummle ich und gehe im Raum auf und ab. Ich habe nicht vor, so zu enden. Weder lasse ich mich von ihm vergewaltigen, noch sitze ich wie eine Barbie neben ihm und bin nur zur Dekoration da. Aber natürlich, es ist die perfekte Art mich vor ganz Gotham bloß zu stellen. Mich vor der Unterwelt als seine "Kurzfristige Begleitung" vorzustellen, gleicht einer Katastrophe. Das einzig seltsame an der Sache ist, dass ich offentsichtlich nicht blond bin. Ich habe dunkelbraune Haare, so ziemlich das Gegenteil von blond.
Sehr selts...
Auf einmal öffnet sich die Tür und... ein junger Mann betritt den Raum. Ich stehe etwas überrascht da und starre ihn an. Er trägt einen Anzug, ist groß und hat braune Haare. Er sieht noch ziemlich jung aus. "Und wer genau wären Sie bitteschön?", zische ich. Gleich darauf fällt mir aber auf, dass er einen Apfel in der Hand hält. Stumm drückt er mir eben diesen in die Hand. "Das ist Ihr Abendessen.", erklärt der mysteriöse Mann kurz gebunden. Ein Apfel? Ein verdammter Apfel? Wer auf dieser Welt kommt auf die Idee, jemanden der seit zwei Tagen nichts mehr gegessen hat einen verkackten Apfel zu geben???
"Ist das alles?", frage ich etwas ungläubig. Er nickt verunsichert. "Ich bin neu hier.", murmelt er und schaut auf den Boden. Ich seufze und grummle:"Inwiefern hat das etwas mit meinem Abendessen zu tun?" "Ich glaube nicht, dass ich Ihnen mehr besorgen kann. Aber ich sollte nicht so viel reden.", sagt er und verschwindet genauso schnell wieder wie er gekommen ist. Genervt beiße ich in den Apfel und gehe noch ein paar Schritte. Seltsamer Mann. Seinem Aussehen zufolge hätte man meinen können, dass er schon ein Profi sei. Ich hätte nicht gedacht, dass der Joker Amateure hier rein lässt. Ich gehe ans Fenster und bemerke, dass inzwischen die Sonne schon unter gangen ist. Es ist Spätsommer und die Pflanzen im Garten blühen gerade. Plötzlich kann ich deutlich hören wie jemand die Vordertür aufreißt und eine Flasche am Boden zerspringt. Alarmiert drehe ich mich zur Tür. Kurz darauf reißt der Joker persönlich die Tür auf. Ich bin geschockt und kann mich zuerst nicht bewegen. Er trägt ein weißes, halb aufgeknöpftes Hemd mit schwarzer Anzughose. Seine Haare sind wild durcheinander und sein Blick... angetrunken. Scheiße. Auf den zweiten Blick ist er nicht nur angetrunken, sondern stockbesoffen. Hinter ihm am Boden kann ich eine zersprungene Whikeyflasche sehen. Sein Blick landet sofort auf mir und ein Schauer läuft mir den Rücken runter. Ich renne los und versuche die Bdezimmertür zu erreichen um mich einzusperren. Ich wüsste wirklich nicht, was ich sonst machen sollte. Er ist viel stärker als ich. Ich erreiche die Tür tatsächlich vor ihm und kann mich einsperren. Gerade als ich Tür zuschlage erreicht auch er sie aber ich kann gerade noch rechtzeitig zusperren. "Komm da raus ich will nur spielen", kichert er von draußen und bald darauf kann ich sein widerliches Lachen hören. Es ekelt mich an. Ich stemme mich mit dem Rücken in die Tür und wie erwartet wirft er sich auch schon bald dagegen. Der erste Imapkt hätte mich fast zu Boden gestoßen und ich kann das Knacken von brechendem Holz hören. Nach dem zweiten Tritt bricht sie ganz aus den Fugen. Ich knalle auf den Boden und rapple mich schnell wieder auf. Jetzt steht er in voller Größe vor mir und sieht mit diesem verückten Grinsen auf mich hinab. Angst durchfährt mich als ich in die letzte Ecke des Raumes zurückweiche. Meine Hände schwitzen und ich atme schnell. Mein Blick bleibt immer auf ihn als er langsam auf mich zugeht. "Ist das eine Art den Gastgeber zur behandeln?", fragt er mich immer noch lächelnd. Ich antworte nichts, sondern reiße mich zusammen und funkle ihm in die Augen. Er kommt wieder ein paar Schritte auf mich zu bis er knapp vor mir steht. Ich erstarre und kann mich vor Angst und Schock nicht bewegen. Er hebt seine Hand und ich dachte, dass er mich schlägt. Doch stattdessen packt er mein Kinn und dreht mein Gesicht zur Seite. "Ich werde so viel Spaß mit dir haben.", murmelt er mit tiefer Stimme. Sein Atem riecht stark nach Alkohol. Und seine kalten, eisblauen Augen blicken in meine grauen. Seltsamerweise stehen wir gerade nur da und... schauen. Was noch seltsamer ist, es ist nicht unangenehm. Plötzlich packt er meine Arme und drückt mich schlagartig an die Wand. Ich schüttle den Kopf um den eigenartigen Moment abzuschütteln. Ich weiß, was er will. Aber das gefällt mir kein bisschen. Ich versuche meine Arme frei zu bekommen, was nur darin resultiert dass er mich fester an die Wand drückt. "Je weniger du dich wehrst, desto weniger wird es weh tun.", grinst er "Nein!", schreie ich und versuche verzweifelt, mich frei zu bekommen. Ich kann fühlen wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Er bemerkt es natürlich, ignoriert es aber. Plötzlich bewegt er seine Beine auseinander. Er scheint seinen Fehler nicht zu bemerken, denn er sieht sichtlich verwirrt aus als ich ihn angrinse. Mit voller Wucht ramme ich meine Knie in seine Kronjuwelen. Er keucht auf und hält sich mit einer  Hand den Schoß und stützt sich mit der anderen an der Wand ab. Ich renne wieder los, aus dem Badezimmer und in den Schlafraum. Er hat in seinem Zustand die Tür offen gelassen. Ich rase aus dem Zimmer heraus und stehe in einem riesigem Eingangsbereich mit dem selben Schachbrettmuster - Boden und einem riesigen Kronleuchter auf der hohen Decke. Gegnüber ist eine große, schwere weiße Tür die offentsichtlich die Eingangstür ist. Ich laufe panisch darauf zu, springe dabei über die Glasscheiben der Flasche und tatsächlich ist sie offen. Für einen Herzschlag stehe ich etwas verwirrt da. Doch von meinem Glück beflügelt reiße ich sie auf, nur um von drei Männern in Anzügen angestarrt zu werden. Sie haben anscheinend gerade eben noch geredet und wenden nun ihre Aufmerksamkeit der seltsamen Frau zu, die die Tür aufreißt. Unter ihnen erkenne ich auch den Mann, der mir vorher mein "Abendessen" gebracht hat. Anscheinend brauchen die drei genauso lange wie ich um die Lage zu erfassen. Denn als ich die Tür wieder zuschlug und ins Haus rannte, konnte ich hinter mir hören wie sie mir folgten. Ich sehe kurz nach hinten un- ich laufe plötzlich gegen irgendetwas. Verdutzt bleibe ich stehen und blicke auf. Das Ding, gegen das ich gelaufen bin, stellt sich als Clown heraus. Als wütender Clown.
"Warum lassen Sie uns nicht alleine Gentlemen?", zischt er bittersüß. Die anderen tuen wie ihnen geheißen und sind nach ein paar Sekunden verschwunden. Ich sehe stur geradeaus und weigere mich zu reagieren. Weil er größer als ich ist, habe ich so eine wunderbare Aussicht auf seinen Hals. Ich kann seinen schweren Atem hören während er wartet bis sein Gefolge verschwindet. Dann packt er mein Kinn und zwingt mich ihm ins Gesicht zu sehen. "Jemand macht hier nur Ärger.", knurrt er wütend. Kurz darauf knalle ich von seinem Schlag auch schon wieder auf den Boden. Ich halte meine schmerzende Wange und sehe wieder zu ihm auf. Er holt zu einem Tritt aus doch ich rolle mich zur Seite sodass er mich nicht trifft. Mal wieder rapple ich mich auf und stütze mich an der Wand während er schon wieder auf mich zukommt. Seine Augen glühen vor Wut und das macht mir gehörig Angst. Ich kann erkennen wie er mit seinem rechten Arm zu einem Schlag ausholen will und kann ihn mit meinen Unterarm blocken, reiße meinen Fuß nach oben und treffe ihn in die Seite. Der Clown zuckt nur kurz zusammen. Blitzschnell packt er mit einer Hand meine zusammengebundenen Haare und reißt mich an ihnen zu Boden. Ein Schrei entfährt mir und der Schmerz wird langsam übergreifend. Ich weiß dass ich mich nicht mehr lange wehren kann. Tränen steigen mir in die Augen aber ich kämpfe sie mühsam wieder herunter. Bevor ich mich sammeln kann, spüre ich auch schon den ersten Tritt in den Rücken. Ich keuche auf und will mich wegdrehen, finde aber irgendwie nicht die Kraft dazu als der nächste mich schon wieder traf. Ich schreie schon wieder auf und sein Gelächter erfüllt den Raum. Er lacht und lacht als ob ihm jemand den besten Witz aller Zeiten erzählt hätte. Es kamen noch ein paar Tritte. Vielleicht noch 4 oder 5. Alles was ich weiß ist, dass ich danach zitternd am Boden lag. Sein Lachen dröhnte in meinen Ohren nach. Mein Rücken fühlt sich an als ob er gleich durchbrechen würde. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Doch dennoch behalte ich meine Tränen drinnen und presse die Zähne zusammen. Im Raum herrscht eine seltsame Stille und ich bin mir nicht mehr sicher ob er noch da ist. Kurz darauf kann ich jedoch Schritte hören, die sich meiner kümmerlichen Gestalt am Boden nähern. Ich hebe meinen Blick nicht.
Seine Schuhe kommen in mein Blickfeld. Ich sehe immer noch nicht auf. Er kniet sich nieder vor mir. Jetzt kann ich sein Gesicht sehen, das ich gerade so gern schlagen würde. Er hat schon wieder eine Whiskeyflasche in der Hand und beobachtet mich. Seine Haare fallen ihm ein wenig ins Gesicht. Der Clown legt seinen Kopf ein wenig schief, nimmt einen Schluck und streicht mir eine gelöste Strähne aus dem Gesicht. Ich hingegen funkle ihm in die Augen. Meine Wut auf ihn im Moment ist beinahe grenzenlos. Immer noch nachdenklich dreht er die Flasche in seiner Hand und betrachtet anscheinend mein Gesicht. "Was glotzt du so blöd?", zische ich giftig. Zugegeben, nicht gerade der passendste Moment um ihn zu provozieren, aber es liegt mir auf der Zunge. Er ignoriert mein Kommentar und nimmt noch einen Schluck. Dann verzieht sich sein Gesicht wieder zu seinem legendären Lächeln. "Dich wird es bestimmt freuen morgen mit mir zu frühstücken.", grinst er. "Ich kotz dir gleich vor deine Scheiß Gucci Schuhen!", fährt es aus mir heraus und ich versuche mich hochzurappeln. Wut durchfährt mich aber ich komme nicht so recht hoch. Und mal wieder. Er lacht. Lacht sich die Seele aus dem Leib als ob er nicht alle Tassen im Schrank hätte. Hat er vermutlich auch nicht. "Immerhin wissen wir jetzt dass du Temperament hast Mädchen." Mädchen? Was nennt er mich jetzt Mädchen?! Er ist doch selber niemals älter als ein paar Jahre als ich.
"Das Mädchen hat noch viel mehr Temperament.", brumme ich. Er grinst nur schon wieder, steht auf und lässt mich liegen. Ich schließe meine Augen und versuche dir Tränen noch ein paar Sekunden inezuhalten, bis er weg ist. Ich horche auf seine Schritte. Plötzlich stoppt er. Ich öffne sie wieder, genervt und müde. Warum kann er mich nicht einmal in Frieden lassen? Bald darauf geht er jedoch wieder weiter. Als ich die Tür zuschlagen höre, lasse ich die Tränen endlich fließen. Nach einer Ewigkeit und einem Tränen durchströmden Gesicht, schaffe ich es irgendwann wieder in mein Zimmer und in die Dusche.

Just A Joke ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt