Lass Mich Leben ||YoonMin||

chapter THIRTEEN~

Jimin P.O.V

Mein erster Gedanke, als ich diese Worte aus Hoseoks Mund hörte, war: sie wissen es,
Mein Zweiter: warum haben sie nichts dagegen getan?
Und mit diesem Gedanken habe ich noch ein wenig Hoffnung auf ein besseres Leben verloren.

Ich weiß nicht, wie lange wir schon in diesem Raum sitzen, allerdings muss es schon wirklich lange sein, denn ich kann von meiner Position aus sehen, dass die Laternen gerade schon der Reihe nach anfangen zu leuchten.

Ich bin nicht müde, auch nicht gelangweilt, ich weiß selbst nicht, in welcher Stimmung ich bin.
Ich werde gleich vielleicht erfahren, dass man mich nicht heilen kann, aber ist es nicht das, was ich mein Leben lang erwartet habe? Was ich doch irgendwie wusste?

Während ich über meine Zukunft nachdenke bemerke ich, dass sowohl Hoseok als auch Taehyung eingeschlafen sind.
Für sie war das ganze hier sicher sehr viel anstrengender als für mich.

Wenn ich könnte, dann würde ich sie jetzt nach Hause bringen, aber das kann ich nicht - und es macht mich traurig.
Weil ich ihnen einfach nichts von dem zurückgeben kann, was sie mir geben.

Ein leises Seufzen durchbricht die Stille in diesem Zimmer.
Wir sind alleine, nachdem auch der letzte Patient vor uns aufgerufen wurde.
Er hat uns nur mitleidig angesehen und hat dann mit dem Arzt den Raum verlassen.

Kommt uns niemand abholen, weil man uns vergessen hat? Oder weil einfach kein Arzt Zeit hat?
Das Knarren der Tür holt mich zurück in die Gegenwart und mit Mühe drehe ich meinen Kopf zur Tür, die diesen Laut erzeugt haben muss.

In dieser Tür steht ein Mann.
Etwas älter, aber definitiv sympathisch.
Manchmal sieht man das einfach.

Er lächelt mich an und kommt näher, jetzt bin ich mir sicher, dass er ein Arzt ist. Und bestimmt genau der Arzt, der mir mein Problem erklären kann.

„Bist du Jimin?",
Höre ich ihn sagen und da mir Nicken zu anstrengend ist, beantworte ich seine Frage mit einem schwachen 'ja'.

„Und das sind deine Freunde?",
Fragt er weiter und wieder stimme ich seiner Frage zu.

„Du kannst dich sehr glücklich schätzen, sie zu haben.
Das ist nicht selbstverständlich, sie sind wirklich gute Freunde",
Lächelt er und deutet dabei auf meine Freunde,
„Darf ich sie wecken, damit wir zusammen in einen besseren Raum als das Wartezimmer gehen können? Ich weiß, dass du das lieber selbst tun würdest, allerdings solltest du dich so wenig wie möglich belasten, ich erkläre dir den Rest, wenn wir wo Anders sind."

Nach meiner Bestätigung weckt der Arzt meine Freunde und nur kurze Zeit später befinde ich mich wieder auf einem Rücken und auf dem Weg zur Wahrheit.

Ich weiß nicht, ob ich mich freue es endlich zu erfahren oder ob ich Angst habe, irgendwie wohl beides.

„Danke erst einmal, dass ihr so lange gewartet habt, allerdings war ich heute außerhalb unterwegs, als mich ein Anruf erreichte, der mir über euch berichtete. Es konnte kein anderer Arzt kommen, da sie mich dafür für am besten geeignet hielten, denn ich habe die Untersuchung bereits durchgeführt, das wurde ihnen bestimmt schon gesagt",
Beginnt er uns zu erklären, warum wir so lange gewartet haben.

„Was ist denn jetzt mit ihm los?",
Fragt Hoseok verzweifelt und zum ersten Mal bekomme ich wirklich mit, wie sehr ich meine Freunde mit meiner Einschränkung belaste.

Sie tun immer so, als würde ihnen das alles nichts ausmachen, aber das tut es.
Sie fühlen mehr mit mir mit, als sie eigentlich müssten.

„Ich möchte es ihnen sofort erklären:
Wie ihr sicher selbst mitbekommt, hat Jimin Probleme sich zu bewegen. Bewegungen sind oft gefolgt von Schmerzen, Krämpfen und Verspannungen. Eine kleine Bewegung kostet ihn viel Energie, fast so als wäre der Körper durchgehend müde."

Hoseok und Taehyung schauen mich abwartend an, so als wollten sie die Aussage des Arztes bestätigt haben, also gebe ich ihnen genau die Antwort, die sie hören wollen, damit sie dem Arzt glauben schenken.
Ein einfaches 'ja'.

„Mit etwa 6 Jahren war Jimin schon einmal bei mir, mit dem gleichen Problem. Er kann sich da vielleicht nicht mehr dran erinnern, denn wir haben ihm Schmerzmittel ergeben, danach haben wir ihn untersucht. Wir haben ein kleines Stück seines Muskelgewebes entfernt und untersucht, da wir uns sicher waren, dass dieses etwas mit Jimins Problem zu tun hat. Die kleine Narbe des Einschnittes müsste noch leicht sichtbar sein."

Diesmal ist es der Arzt, der mich erwartungsvoll ansieht und so gut ich eben kann gebe ich meinen Arm, mit der kleinen Narbe an meiner Ellenbeuge an um sie ihm und meinen Freunden zu zeigen, als Beweis dafür, dass dieser Eingriff wirklich passiert ist.

„Ich habe auch herausgefunden was Jimins Problem ist. Und zwar hat es tatsächlich etwas mit seinen Muskeln zu tun.
Diese haben nämlich aufgehört sich auszuprägen. Sie.. Haben einfach gestoppt. Ich kann mir dieses Phänomen nicht erklären, allerdings stimmt es, dass Jimins Muskeln denen eines Sechsjährigen entsprechen."

Nicht nur meine Freunde sind geschockt, ich selbst bin es auch.
Es klingt so absurd und unmöglich, dass es fast lächerlich ist.
Aber sicher, es stimmt.
Ich kann mir das sehr gut vorstellen.

„Gibt es etwas, was wir dagegen tun können?",
Fragt Taehyung hoffnungsvoll und jetzt wird es für mich wirklich interessant.

„Er sollte seine Muskeln nicht unnötig überstrapazieren. Eine wirkliche Heilungsmögkichkeit gibt es zwar, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie sich im Bereich des Möglichen befindet.. Jimin braucht einen Spender. Einen Spender für Muskel- oder Stammzellen. In seinem Alter, im Alter seines Muskelgewebes."

Und der Arzt hat recht damit, dass es schwierig wird einen Spender zu finden. Ich hätte selbst nicht gewusst, dass man sowas überhaupt spenden kann.

„Was passiert, wenn wir niemanden finden?",
Fragt Hoseok und ich bin mir sicher, dass er gerade das gleiche gedacht hat wie ich.

„Sie sollten sich durch den Kopf gehen lassen, dass auch sein Herz ein Muskel ist. Ich kann nicht sagen, wie lange das Herz eines Kindes seinen Körper noch versorgen kann. Wenn er nicht behandelt werden kann, dann wird er nicht alt werden."

Also.. Werde ich sterben, wenn wir niemanden finden?

Dann müssen wir eben jemanden finden!

Wir werden enttäuscht werden.